"Ein Mann der leisen Töne"

Oberbürgermeister von Erfurt würdigt Bischof Joachim Wankes "Liebe zu den Menschen"





Nachfolgend dokumentieren wir das Grußwort von Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein in der vorab den Medien zur Verfügung gestellten Fassung. Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter

Herr Dr. Wanke,

es ist mir eine

große Freude und Ehre zugleich, am Tag Ihrer Verabschiedung in den Ruhestand

das Wort an Sie richten zu dürfen.

Es macht mich

traurig, dass es Ihnen, einer für viele Jahre festen Größe der Thüringer und

Erfurter Kirchenlandschaft, die Gesundheit nicht länger erlaubt, das wichtige

und von Ihnen geliebte Amt des Bischofs zu bekleiden. Ich wünsche Ihnen daher

und zuallererst sowie von ganzem Herzen, dass sich Ihr gesundheitlicher Zustand

wieder bessern möge.

Solange ich

denken kann, sind Sie Bischof. Sie sind seinerzeit in die Fußstapfen einer

großen Persönlichkeit getreten. Sie haben im Laufe der vergangenen 32 Jahre

nicht nur ein Amt bekleidet, Sie haben das Vermächtnis Ihres Vorgängers und

Mentors Bischof Hugo Aufderbeck würdig erfüllt. Ihr Nachfolger wird sich in der

gleichen Situation wiederfinden.

Im Namen der

Erfurter Stadtverwaltung, der Mitglieder des Erfurter Stadtrates, zahlreicher

Erfurterinnen und Erfurter sowie in meinem eigenen Namen danke ich Ihnen für

Ihre Leistungen für das Erfurter Gemeinwesen. Kürzlich sagten Sie in einem

Interview: Wo man mit Menschen vertraut ist, da ist Heimat. Mit den

Erfurterinnen und Erfurtern - und nicht nur den katholischen Christen unter

ihnen - waren Sie immer vertraut. Diese Nähe zu den Erfurtern und zu Erfurt

zeichnet Sie aus. Sie waren stets mehr als der Bischof des Bistums Erfurt, Sie

waren immer auch Bürger dieser Stadt und als solcher zu erleben und von den Landeshauptstädtern

geschätzt.

Der Priester, der

Vikar, der Dozent und Professor, der Bischof Joachim Wanke setzte in Erfurt und

Thüringen durch seine Arbeit an und mit Menschen bleibende Akzente:

Die

Wiedergründung des Bistums Erfurt, der Neubau und erfolgreiche Betrieb des

Katholischen Krankenhauses St. Nepomuk, die Integration des traditionsreichen Philosophisch-theologischen

Studiums in die Universität Erfurt sowie der Besuch von Papst Benedikt XVI. im

Jahr 2011 in Erfurt und Thüringen sind nur einige wenige Beispiele und belegen

dies eindrücklich.

Erfurt und die

Ökumene, auch das ist eine Symbiose, die - geprägt von Ihren Begegnungen mit dem

evangelischen Christentum in der Kindheit - Ihre Handschrift trägt und für

andere Regionen Deutschlands beispielgebend ist. Der ökumenisch gestaltete

Trauergottesdienst für die Opfer des Massakers in der Gutenbergschule im April

2002 ist ein Beispiel für die gelebte Ökumene in Erfurt. Im Kontrast dazu steht

die wunderbar verbindende alljährliche Martini-Feier auf dem Erfurter

Domplatz, die ein

anderes, doch dafür umso lebendigeres Beispiel darstellt.

Beispielhaft ist

auch Ihre Nähe zur jüdischen Landesgemeinde und der jüdischen Geschichte der Landeshauptstadt.

Viele kleine Gesten, aber auch die Schenkung einer Replik der Sabbat-Ampel aus

dem Domschatz anlässlich der Eröffnung der Alten Synagoge sind an dieser Stelle

zu nennen.

Mit Bekanntwerden

Ihres Ruhestandes haben sich viele Erfurter zu Wort gemeldet. Die Äußerungen spiegeln

Ihre große Nähe zu den Erfurtern wider. Und umgekehrt. Vor allem Ihre Gabe

zuzuhören und Gedanken in verständliche Worte zu fassen - sei es in Predigten,

in Reden, Aufsätzen oder Interviews -

wird von vielen geschätzt. Und so wünsche auch ich mir, dass wir in den

kommenden Jahren noch vieles von Ihnen hören und lesen werden.

Das

Sich-Einstellen auf seine Zuhörer und Leser ist zweifelsohne eine Gabe, es

zeugt aber auch von Ihrer Liebe zu den Menschen. Und so ist es nur

verständlich, wenn Sie sich von Ihrem Nachfolger wünschen, dass er die Menschen

vor Ort gern haben muss. Genau das haben Sie immer getan, und dafür

werden Sie geschätzt. Ich habe Sie stets als toleranten und besonnenen Menschen

und als einen Mann der leisen Töne erlebt.

Ich wünsche

Ihnen, dass Sie mit Zufriedenheit in den vor Ihnen liegenden Lebensabschnitt

gehen. Nicht in dem Sinne, dass alles getan ist - dafür sind Sie sicher auch

künftig zu tatendurstig -, sondern in dem Sinne, dass Sie getan haben, was Sie

konnten. Das war mehr als Sie mussten und beileibe

nicht wenig. Bescheiden werden Sie vielleicht sagen, Sie hätten in Ihrem

segensreichen Tun in dieser Gemeinde doch nur das zurückgegeben, was Sie selbst

als Güte Gottes erfahren haben.

Sehr geehrter

Herr Dr. Wanke, ich möchte an dieser Stelle auch noch den hohen Stellenwert der

Kirche für das soziale Leben in einer Kommune ansprechen, wenngleich sich das

Selbstverständnis der Kirche grundlegend von dem eines Sozialverbandes

unterscheidet. Und so möchte ich Ihnen nicht zuletzt auch für Ihre Beiträge zum

Zusammenleben in unserer Stadt danken. Für Beiträge, die von der Verkündigung

der christlichen Botschaft aber auch von einem hohen sozialen Engagement

getragen waren.

Für die kommende

Zeit, Ihre seelsorgerische Tätigkeit und Ihr Wirken als Altbischof, wünsche ich

Ihnen alles Gute, vor allem Gesundheit und viel Schaffenskraft.

Es ist mir eine

Ehre, einen Abschnitt Ihres Wirkens für Erfurt als Oberbürgermeister begleitet

zu haben. Sie haben die Menschen in Erfurt gern - und die Erfurter haben Sie

gern.


Quelle: Stadtverwaltung Erfurt. Den Inhalt verantwortet der Absender.

20.11.2012