Ein Kran für St. Severi

Was ein Granatentreffer einst angerichtet hat, muss ein Schwerlastkran jetzt beseitigen helfen

Was ein Granatentreffer auf dem Erfurter Domberg einst angerichtet hat, muss ein Schwerlastkran jetzt beseitigen helfen...

Erfurt (BiP). Auf dem Erfurter Domberg kommt nach der Schweißung der Gloriosa im Jahr 2004 erneut ein Schwerlastkran zum Einsatz. Ein 120-Tonnen-Kran soll die Haube vom Treppenturm der St. Severi-Kirche abheben, damit der Turm, durch den man auf den spätmittelalterlichen Dachboden der Kirche gelangt, abgebaut werden kann. Seine Mauern driften auseinander.


In der Vergangenheit hat es wiederholt Versuche gegeben, die dadurch im Mauerwerk entstandenen Risse zu beseitigen und ihnen vorzubeugen. Vergeblich! Im Zuge der Sanierung der Drei-Türme-Anlage von St. Severi, deren Kulisse gemeinsam mit dem Mariendom und den Domstufen das Wahrzeichen der Stadt Erfurt bildet, will der Leiter des Bischöflichen Bauamtes dem Problem zu Leibe rücken. Der Ablauf ähnele einem "Puzzle rückwärts", erläutert Andreas Gold. "Wir bauen den Turm Stein für Stein ab. Jeder Stein wird markiert, damit er beim Aufbau des Turmes wieder an seinen ursprünglichen Platz gelangt."


Das eigentliche Problem, führt Gold weiter aus, sei die Spindeltreppe im Inneren des Turmes, die ursprünglich ganz aus Stein bestand und mit dem Mauerwerk verbunden war. Nach einem Granattreffer im zweiten Weltkrieg war gut ein Viertel der Spindel und der Stufen durch Holz ersetzt worden. "Jetzt konnte man zwar wieder auf den Dachboden. Doch die Treppe besteht seitdem aus Stein- und Holzteilen, ist dadurch in sich statisch instabil und zudem im Holzbereich ohne Verankerung im Mauerwerk", sagt der Bauamtsleiter. Mit anderen Worten: Die Treppe ist den Turmmauern keine Stütze mehr, sondern eine Belastung geworden.


Die Lösung scheint denkbar einfach, gestaltet sich aber aufwendig: Der Turm wird ab- und wieder aufgebaut und erhält eine Treppe, wie sie ursprünglich bestand. Das habe auch positive Auswirkungen auf die großen Severitürme und das Mauerwerk der Kirche. "Weil der Treppenturm mit der Kirche verbunden ist, führt sein Auseinandersdriften natürlich auch zu Spannungen und Rissen im angrenzenden Mauerwerk", sagt Gold. Davon seien nicht zuletzt die großen Severitürme betroffen, die bereits eingerüstet sind und wie die Domtürme durch Ankerschienen im Mauerwerk stabilisiert und gesichert werden sollen: Auch sie weisen Drifterscheinungen auf.


Zur großen Bistumswallfahrt im September des Elisabeth-Gedenkjahres 2007 soll die Sanierung abgeschlossen sein. "Wenn es nicht noch böse Ü;berraschungen gibt", hofft Andreas Gold zweckoptimistisch.



link