Am Samstag, 25. Mai weiht Bischof Ulrich Neymeyr um 9.30 Uhr im Erfurter Dom Mathias Kugler und Wolfgang Langer zu Diakonen. Das griechische Wort bedeutet nichts anderes als - Diener.
Diakone gab es von Anfang an in der Kirche. In den ersten Jahrhunderten waren sie Helfer der Bischöfe und kümmerten sich in ihrem Dienst besonders um Arme und Kranke. Das ist auch heute noch ihre Aufgabe. Außerdem assistieren sie im Gottesdienst und bei Eheschließungen, sie taufen, beerdigen, unterrichten Schüler in Religion und sorgen sich um Gemeindemitglieder, denen es nicht so gut geht.
Mathias Kugler und Wolfgang Langer werden nicht zu den Diakonen gehören, die später zu Priestern geweiht werden. Darum können sie sich auch als Verheiratete weihen lassen. Diese Möglichkeit gibt es erst wieder seit dem II. Vatikanischen Konzil (1962-65), bei dem alle katholischen Bischöfe der Welt im Vatikan über die zukünftige Gestalt der Kirche berieten.
Die Bischöfe sahen einen Verlust darin, dass sich der Diakonat seit dem 9. Jahrhundert zu einer Art "Durchgangsstufe" auf dem Weg zum Priestertum entwickelt hatte. Das sollte anders werden und wurde anders. Vor 50 Jahren richtete Papst Paul VI. (1963-78) den Ständigen Diakonat wieder ein. Dank des Konzils also können die beiden Weihekandidaten Diakone werden. Ständig dienen - wirklich eine Lebensaufgabe!
Natürlich steht die Weihe nicht am Anfang ihres Weges in das kirchliche Dienstamt. Hinter beiden Männern liegen viele Erfahrungen, Gedanken, Gespräche, Diskussionen mit der Familie, Gebete und Entscheidungen. Kurz entschlossen wird niemand Diakon.
Mathias Kugler
Bild: © Peter Weidemann
Mathias Kugler, gebürtiger Oberbayer und inzwischen Wahlthüringer, hatte den Dienst des Ständigen Diakons schon länger im Hinterkopf. In einem Gespräch fragte er Weihbischof Reinhard Hauke grundsätzlich an, ob denn das Bistum überhaupt Diakone gebrauchen könne. Vielleicht sei er aus Sicht der Bistumsleitung als Gemeindereferent viel nützlicher. Der Weihbischof begrüßte die Idee und riet ihm, möglichst bald mit der Ausbildung zu beginnen.
Doch bevor er sich beim Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr offiziell für die Ausbildung zum Diakon bewarb, überlegte er gründlich – zusammen mit seiner Frau – und im Gespräch mit Gott, ob dies tatsächlich der richtige Weg für ihn war.
Der Vater von vier Kindern (das älteste ist sieben Jahre alt, das jüngste fünf Monate) ist seiner Frau sehr dankbar für ihre Unterstützung auf seinem Weg. „Wenn ich dann z.B. sonntags vermehrt am Altar stehe“, so sagt er, „ist sie es, die dann in der Kirchenbank auf vier kleine Kinder aufpassen muss – diese Aufgabe ist nicht zu verachten!“
Die Kirche weiß um die Bedeutung und Belange der Familie eines Ständigen Diakons. Darum kann die Weihe nur mit Zustimmung der Ehefrau erteilt werden. Mathias Kuglers Frau wird ebenso wie die Ehefrau des anderen Weihekandidaten, Wolfgang Langer, im Weihegottesdienst öffentlich gefragt, ob sie bereit ist, den Dienst des Gatten als Diakon zu unterstützen.
Im Dienst des Diakons spiegelt sich für Mathias Kugler eine berufliche Einstellung wieder, die er anstrebt: der Dienst an Gott und der Dienst an den Menschen. Seine jetzige Arbeit als Gemeindereferent, an der sich nach der Weihe erst einmal nichts wesentlich ändern wird, sah er immer unter diesem Aspekt des Dienens. Als Diakon wird es durch die Berufsbezeichnung äußerlich noch einmal verdeutlicht.
Mit der Diakonenweihe möchte er ein Zeichen dafür setzen, dass es sinnvoll und sinnstiftend ist, sein Leben mit Gott zu leben, ihn als Mittelpunkt zu haben und sich in seinen Dienst zu stellen.
Sie bedeutet für den in Oberbayern Geborenen und dort Aufgewachsenen auch, sich noch enger an Thüringen, seine zweite Heimat, zu binden. Nachdem er seine Frau kennengelernt hatte, zog er hierher. Zuerst war er in Erfurt tätig; zurzeit ist er Gemeindereferent in den Pfarreien Saalfeld und Rudolstadt und hauptsächlich in der Kinder- und Jugendarbeit tätig. Außerdem leitet er das CentrO für Offene Kinder- und Jugendarbeit der katholischen Kirche in Rudolstadt-Schwarza.
Dass der Dienst an Gott und den Menschen für ihn bestimmender Lebensinhalt ist, zeigt sich auch in seiner bisherigen Biographie. Während seines Theologiestudiums in München, das er 2010 an der Pontificia Università Gregoriana in Rom abschloss, wollte er in dem vorgesehen Auslandsjahr „etwas möglichst Verrücktes“ machen. So half er ein knappes Jahr als Betreuer in einem Heim für autistische Kinder und Jugendliche in Peking.
In Saalfeld und Rudolstadt sowie im CentrO wird nach dem Weihetag Mathias Kugler weiterhin tätig sein. Doch zuerst wird mit den dortigen Gemeinden und ihrem neuen Diakon gebührend gefeiert.
Wolfgang Langer
Bild: Privat
Der in Erfurt geborene und in Arnstadt aufgewachsene und heute in Jena lebende Wolfgang Langer hatte nach eigenen Angaben schon seit seiner Jugendzeit Interesse am theologischen Berufungsfeld. Dass zu seiner persönlichen Lebensgestaltung die Gründung einer eigenen Familie gehörte, erkannte er früh für sich. Von daher war es auch eine bewusste Entscheidung, erst einmal im Berufs- und Familienleben Erfahrungen zu sammeln. Als Diplomingenieur für Elektrotechnik war er u.a. in Thüringen und Hessen tätig. Berufsbegleitend belegte er den Grund- und Aufbaukurs „Theologie im Fernkurs“. Den Pastoraltheologischen Kurs schloss er 2015 ab.
Seit 1. Juli 2017 ist Wolfgang Langer Diözesan-Caritasdirektor des Caritasverbands im Bistum Erfurt.
Dass er sich entschieden hat, Diakon zu werden, hängt mit seinem intensiven Wunsch zusammen, vom eigenen Glauben zu erzählen, bisherige Gotteserfahrungen weiterzugeben und andere Menschen auf diesen Weg einzuladen.
Während seiner Ausbildung zum Diakon in Magdeburg, zeigte sich immer mehr, „dass dies der richtige Weg für ihn ist, das eigene Familienleben, das individuelle Engagement an meinen Mitmenschen und das stetige Interesse am theologischen Berufsfeld zu vereinen“. Seine Familie, das sind seine Frau und seine drei Kinder (13, zehn und fünf Jahre alt), freuen sich mit ihm, dass er nun seine langjährigen Interessen – Glaubensverkündigung und Nähe zu den Menschen – beruflich verbinden kann.
Auch nach seiner Weihe zum Ständigen Diakon wird er als leitender Direktor des Wohlfahrtsverbands Caritas tätig sein. Als solcher ist er auch verantwortlich für dessen christliches Profil. Zu seinen Aufgaben gehören dann auch Gottesdienste, Segensfeiern und die Vermittlung theologischer Impulse, so Langer.
Zum Diakon-Sein gehört für ihn, jeden Menschen so zu sehen wie er ist – für ihn, etwas Göttliches. Deshalb möchte er die jeden mit seinen Freuden und Sorgen wahrnehmen, ihm aktiv zuhören, um ihn seine Wertschätzung erfahren zu lassen. Das Evangelium nicht nur verkünden, sondern verständlich in Alltagssituationen zu übersetzen – das ist ihm wichtig.