Die Rechnung geht nicht auf

Neue Studie belegt: Thüringer Finanzhilfe für Schulen in freier Trägerschaft ist zu niedrig

Neue Studie belegt: Thüringer Finanzhilfe für freie Schulen ist zu niedrig...

Pressemitteilung der Software AG-Stiftung


Erfurt. Staatliche Schulen sind teurer, als von der Landesregierung bisher angenommen, die Finanzhilfe für freie Schulen im Freistaat ist dagegen zu niedrig. Diesen Schluss erlaubt das von der Software AG-Stiftung Darmstadt in Auftrag gegebene und vom Steinbeis-Transferzentrum für Wirtschafts- und Sozialmanagement Heidenheim erstellte Gutachten zu den Schülerkosten in Thüringen, das heute in der Bildungsstätte des Bistums Erfurt "St. Martin" präsentiert wurde.


Laut Statistischem Bundesamt hat die öffentliche Hand im Jahr 2003 für jeden Schüler an einer staatlichen Grundschule 5.300 Euro ausgegeben. Nach der Studie des Steinbeis-Transferzentrums haben die tatsächlichen Kosten pro Schüler im Jahr 2003 bei rund 6.400 Euro gelegen. Damit ergibt sich eine Differenz von rund 1.100 Euro. "Weil die amtliche Statistik nicht sämtliche Kosten der staatlichen Schulen erfasst, ist auch die staatliche Finanzhilfe für die Privatschulen zu niedrig", kritisiert Manja Bürger, Geschäftsführerin des Verbandes Deutscher Privatschulen (VDP) - Landesverband Sachsen-Thüringen e.V. Dieses Beispiel lasse sich im Prinzip auf alle Schulformen übertragen, so Bürger: "Die Folge dieser Unterfinanzierung sind zum Teil überhöhte Schulgelder und eine Selbstausbeutung der Privatschulen, die die fehlenden Mittel durch Mehrarbeit ihrer Mitarbeiter, durch Sparmaßnahmen bei der Ausstattung und durch Eigenleistungen der Eltern versuchen auszugleichen."


Der VDP fordere die Landesregierung daher auf, bei der Berechnung der Finanzhilfe für Privatschulen die tatsächlichen Kosten staatlicher Schulen und nicht nur einen Teil zu berücksichtigen. Es sollte jetzt rasch regiert werden und die Ersatzschulfinanzierung auf eine realistischere Berechnungsgrundlage gestellt werden. In Thüringen gibt es zurzeit 105 Schulen in freier Trägerschaft, darunter auch die kirchlichen Einrichtungen. "Bisher waren die Kosten eines staatlichen Schülers in Thüringen nicht bekannt, nach denen sich der staatliche Zuschuss an die freien Träger richtet", sagt Marco Eberl, Referatsleiter Schulen der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland. Die mit der Studien hergestellte Transparenz sei für die freien Träger eine gute Grundlage für die Gespräche mit der Landesregierung. "Wir haben noch vor einem Jahr gesagt, uns freien Schulen steht das Wasser bis zum Hals. Das Wasser ist aber weiter gestiegen", so Eberl.


Die Steinbeis-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass, je nach Schultyp, in Thüringen Gesamtkosten in Höhe von ca. 4300 Euro (Berufsschulen) bis ca. 6900 Euro (Regelschulen) pro Schüler entstanden sind. Aufgrund ihrer besonderen Struktur bilden die Förderschulen (Sonderschulen) mit über 13.300 Euro pro Schüler zu veranschlagenden Kosten eine Ausnahme.


Der Großteil der Gesamtkosten (72% bis 88%) entfällt nach der Studie auf den Personalbereich, der auch die zukünftigen Krankheits-, Pflege- und Pensionslasten berücksichtigt. An zweiter Stelle rangieren die Immobilien, die abhängig vom Schultyp, zwischen 9 und 21 Prozent der Kosten verursachen. Dabei seien über den Ansatz kalkulatorischer Mieten die Kosten der Kapitalbindung sowie der Instandhaltung und des Unterhalts der Immobilie einbezogen worden. "Mit einem Anteil von gut 2 bis knapp 8 Prozent wirken sich die Verwaltungs- und Sachkosten, die sowohl auf der Landes- als auch auf der kommunalen Ebene ermittelt wurden, am geringsten aus", so Prof. Dr. Bernd Eisinger und Prof. Dr. Peter K. Warndorf vom Steinbeis-Transferzentrum Wirtschafts- und Sozialmanagement Heidenheim.


Die Studie legt die Kosten pro Schüler für 2003 an den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen im Freistaat Thüringen zugrunde. Mit den Personalkosten, den Sachkosten, den Verwaltungskosten und den Immobilienkosten wurden alle relevanten Teilbereiche einbezogen. Die Studie basiert primär auf Daten der offiziellen Statistik. Ergänzend wurde eine empirische Untersuchung durchgeführt, die rund 400 allgemeinbildende Schulen mit mehr als 112.000 Schülern einbezog. Damit wurden gut 47 Prozent aller Schüler erfasst. Die Ergebnisse wurden auf Basis eines betriebswirtschaftlichen Kalkulationsansatzes ermittelt, wobei stets auf eine restriktive, die Realität eher unterzeichnende Bewertung Wert gelegt wurde.


Die Software AG-Stiftung will mit der Veröffentlichung von Studien zu den Schülerkosten in den einzelnen Bundesländern Transparenz in der Kostenstruktur des Bildungswesens herstellen. "Nur wenn die tatsächlichen Kosten von Bildung bekannt sind, kann über deren Effizienz geurteilt werden. Maßnahmen lassen sich nur optimieren, wenn auch Finanzpläne mit ihren Werten stimmen" begründet Prof. Dr. Dirk Randoll von der Software AG Stiftung. Schulen in freier Trägerschaft sollten ihre finanzielle Situation mit den politisch Verantwortlichen zukünftig auf der Basis objektiver und nachvollziehbarer Daten verhandeln können.


Das vom Gesetzgeber definierte Gleichheitsgebot werde offensichtlich in vielen Bundesländern verletzt, Schulvielfalt und Wahlfreiheit seien in Frage gestellt, so Randoll: "Ein Blick über die deutschen Grenzen zeigt, dass man in anderen Ländern dem Freien Schulwesen weit aus mehr und mit Erfolg bessere Entwicklungsmöglichkeiten einräumt."

Weitere Gutachten zu Schülerkosten hat die Software AG Stiftung bisher für die Bundesländer Hessen, Baden-Württemberg, Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen erstellt. Deren Veröffentlichung hat zum Teil bereits zu deutlichen Korrekturen in der Bildungspolitik der betroffenen Länder geführt. Entsprechende Gutachten wurden auch für weitere Bundesländer veranlasst.



*Die Verantwortung für den Inhalt der Pressemitteilung liegt beim oben angeführten Absender

www.software-ag-stiftung.de