Die Kirchen im Eichsfeld

Neuer Kirchen- und Kunstführer, der in keinem Eichsfelder Regal und keinem Rucksack fehlen sollte


Buchbesprechung von Evi Baumeister, Erfurt


Wer je ins Eichsfeld wandert, dem wird mit einem Blick klar, dass er katholisches Kernland betritt: unübersehbar und prägend bestimmen Wegkreuze, Kirchen und Kapellen das Bild der Landschaft, dieser in der Mitte Deutschlands gelegenen historisch zusammengehörenden über Teile der Bundesländer Thüringen, Niedersachsen und Hessen sich erstreckenden Kulturregion.


Ein handlicher neuer Kirchen- und Kunstführer ist dieser Tage im Duderstädter Verlag Mecke Druck erschienen. Er stellt mit 253 Kirchenbauten alle katholischen (163) und evangelischen (53) Gotteshäuser in alphabetischer Reihenfolge vor und liefert damit dem kunst- und baugeschichtlich interessierten Einheimischen wie jedem Reisenden umfassende und wertvolle Informationen.


Geschichte (Baudaten), Architektur (Bau und Ausstattung), Gottesdienstzeiten und Kontaktadressen sind Gliederungspunkte der dem Duktus kunstgeschichtlich exakter Beschreibung verpflichteten Artikel. Schließlich ist es das Anliegen dieser Publikation, allen Besuchern so umfassend wie möglich die sichtbaren Ausstattungsstücke vorzustellen, also Altäre, Kanzeln, Kreuzwege, Taufsteine, Kruzifixe, Pietas, Skulpturen, Grabsteine und Malereien aller Art.


Zu Lasten des Stils geht es unweigerlich, wenn in der gebotenen Kürze neben ikonographischem Programm noch Bildhauer, berühmte Baumeister und Architekten aufzuzählen sind. Angaben zur Existenz von Kirchenbüchern und deren früheste Eintragungen dürften besonders Lokalhistoriker und Ahnenforscher freuen.


Mit der Kirche des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Anrode (St. Andreas und St,. Johannes Ev.) beginnt das Kompendium und zeigt, dass neben den Stadt- Dorf- und Wallfahrtskirchen auch die nach der Säkularisation umfunktionierten oder vernachlässigten ehemaligen Klosterkirchen (Beuren, Gerode, Reifenstein und Zella) als Träger des kulturellen Erbes mitberücksichtigt sind. Alphabetisches Schlusslicht bildet die evangelische St. Jakobus-Kirche von Zwinge/Südharz, deren "kanzelartig auskragende Orgelempore" Erwähnung findet.


Apropos Orgel: Instrumente aus Eichsfelder Werkstätten beispielsweise des Duderstädter Orgelbauers Louis Krell(1832-1919) stehen in über 30 Kirchen, Gottlieb und Robert Knauf aus Bleicherode bestückten 15 Gotteshäuser. Johannes Creutzburg (1686-1738) lieferte nach Beberstedt, Duderstadt, Obernfeld, Tastungen, Teistungenberg und Wendehausen. Der Orgelbaumeister Karl Brode aus Heiligenstadt hat in jüngster Zeit viele Neu- und Umbauten von Orgeln vorgenommen.


Keine Kirche ohne Glocke: Herkunft und exakte Datierung auch eines Faksimilegusses ist den Autoren ebenfalls ein Anliegen. Das älteste Geläut (13.Jh.) besitzen St. Martin/Heiligenstadt und St. Johannes/Immingerode. Die Glocken der Dorfkirchen von Großbodungen, Wahlhausen, Renshausen, Bernshausen, Mingerode und Bockelnhagen stammen aus dem 14.Jh.


Den reich bebilderten sehr übersichtlichen Band der Kirchen im Eichsfeld ergänzen dankenswerterweise Begriffserklärungen für den Fall, dass einem der Terminus Kalandsbrüder nicht geläufig ist und man ärgerlicherweise nicht mehr parat hat, was Lisenen oder Konchen sind. Das Künstler- Literatur- und Fotoverzeichnis verdeutlicht die sorgfältige Recherche aller Daten und Fakten.


Dem kunsthistorisch ausgewiesenen Autorenteam ist eine wichtige und identitätsstiftende Gesamtschau zur Eichsfelder Kirchenlandschaft gelungen, die in der Umschlagsseite kartiert wurde. Der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde e.V. und der Heimatverein Goldene Mark(Untereichsfeld) e.V. als Herausgeber haben ein praktisches, robustes und ästhetisch ansprechendes Handbuch initiiert, das in keinem Eichsfelder Regal und keinem Rucksack fehlen sollte.


Verein Eichsfeldische Heimatkunde e.V., Heimatverein Goldene Mark (Untereichsfeld) e.V. (Hrsg.): Die Kirchen im Eichsfeld. Kirchen- und Kunstführer. Mecke Druck und Verlag, Duderstadt 2005. 9.90 EUR.



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