Ein Muslim liest im Koran
Erfurt (BiP). "Der Koran als politischer Faktor" ist Thema eines Vortrages, zu dem die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und die Bistumsakademie "Katholisches Forum" für Mittwoch, 9. Januar, um 19.30 Uhr in die Kleine Synagoge in Erfurt (An der Stadtmünze 4) einladen. Referent ist der Semitist und Islamwissenschaftler Professor Dr. Stefan Wild, der bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2002 an der Universität Bonn lehrte. Der öffentliche Vortrag findet anlässlich einer Tagung über "Islamismus im Wandel" des Lehrstuhls für Islamwissenschaften der Universität Erfurt in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Forum statt.
Der Koran, mitunter als "mächtigstes Buch der Welt" bezeichnet, hat für Muslime einen kaum zu überschätzenden Stellenwert. Die gesellschaftlichen und politischen Prozesse in Ägypten und Tunesien, mit denen sich die Tagung beschäftigt, machen dies gegenwärtig wieder deutlich. Der Vortrag von Professor Wild behandelt die politische Wertigkeit heutiger muslimischer Berufungen auf den Koran. In diesem Zusammenhang stellen sich Fragen wie: Ist der Koran eine Verfassung? Ist er Dokument einer Befreiungstheologie? Soll man ihn als militante Anleitung zum Dschihad oder als poetisch-mystischen Aufruf zum religiösen Frieden lesen? - Fragen, die im Zusammenhang mit den weiteren gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen im arabischen Raum immer mehr zu einem globalen Thema werden.
Stefan Wild promovierte 1961 nach dem Studium in München, Yale, Erlangen und Tübingen und habilitierte sich 1968 an der Universität München im Fach Semitistik. Von 1968 bis 1973 war er Direktor des Orient-Instituts der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft in Beirut/Libanon. 1974 bis 1977 lehrte er an der Universität Amsterdam und ab 1977 als Professor für Semitische Philologie und Islamwissenschaft an der Universität Bonn. Er war Herausgeber der Zeitschrift Die Welt des Islams (International Journal for the Study of Modern Islam). Seine Arbeitsgebiete sind klassische arabische Lexikographie und Koranwissenschaft, sowie moderne arabische Literatur und Geistesgeschichte. 2005 wurde er von der Helga und Edzard Reuter-Stiftung für seine wissenschaftliche Lebensleistung im Rahmen der Völkerverständigung ausgezeichnet.
21.12.2012