Dem Fremden angstfrei begegnen

Wort von Bischof Joachim Wanke zum Osterfest 2008


Jetzt nur noch die Hände öffnen
und einander reichen!
Wort von Bischof Joachim Wanke zum Osterfest 2008

Mauern aus Beton und Stacheldraht unterbinden nicht nur Reise- und Besuchskontakte. Als nach der politischen Wende im Osten Deutschlands der freie Reiseverkehr möglich wurde, haben viele dankbar festgestellt: Die Welt ist doch größer, bunter und vielschichtiger als eine ideologisch eingefärbte Berichterstattung uns einreden wollte.


Es ist erfreulich, dass heute gerade auch junge Menschen durch Auslandsaufenthalte mit fremden Ländern und Kulturen Bekanntschaft machen können. Aus dem Bistum Erfurt ist es regelmäßig eine Gruppe junger Leute, die als "Missionare auf Zeit" in Afrika, Asien oder Südamerika mit Menschen aus jenen Ländern für ein Jahr zusammenleben und bei Hilfsprojekten mitarbeiten. Ihre Berichte bezeugen, wie sehr sie von der Erfahrung des für sie Fremden und Unbekannten positiv geprägt werden. Ihr Lebenshorizont weitet sich. Sie lernen nicht nur andere Menschen und Kulturen kennen. Sie lernen dabei sich auch selbst tiefer kennen. Sie werden sich ihrer eigenen Kultur, ihres eigenen christlichen Glaubens als Reichtum bewusst.


Die Angst vor dem Fremden beruht meistens auf Unkenntnis und eigener Unsicherheit. Das verhindert die Chance, fremde Religionen und Kulturen als mögliche Bereicherung wahrzunehmen. Muslimische Mitbürger etwa sind uns wegen ihrer Kultur und Religion zunächst fremd. Das Gebot der Stunde ist, einander vorurteilsfrei kennen zu lernen, aber auch nach uns selbst zu fragen, nach dem, was uns als Europäer prägt und im Denken und Handeln bestimmt.


Dazu gehört der christliche Glaube. Ohne die Osterbotschaft von der Auferstehung Jesu und die Hoffnung auf eine neue, österliche Welt über das Grab hinaus ist unsere europäische Kultur nicht zu verstehen. Wer aus der Ostergewissheit lebt, die der Gottesglaube schenkt, kann auch dem Fremden und Unbekannten angstfrei begegnen.



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