Bodenlos

Und nicht nur das: Im Erfurter Ursulinenkloster hat der Schwamm gewütet

Erfurt (BiP). Die Schwestern des Erfurter Ursulinenklosters haben buchstäblich den Boden unter den Füßen verloren. Die Ursache des Verlustes: Schwamm.


Wer selbigen nur als Bade-Utensil kennt, kann sich kaum vorstellen, was er als Serpula lacrymans anrichtet. So die lateinische Bezeichnung für den Hausschwamm, der Architekten wie Hausbesitzern gleichermaßen den Schweiß auf die Stirn treibt. Es handelt sich um einen Pilz, der sich auf feuchtem Gebälk festsetzt und von der Infektionsstelle aus mit zum Teil Meter langen, Wasser leitenden Fäden das Holz durchdringt und auch vor Mauerwerksfugen keinen Halt macht. Die Folgen: Das Holz wird bis zum Verschwinden aufgelöst und Mauern drohen wegen der beschädigten Fugen einzustürzen.


Im altehrwürdigen Klostergebäude zu Erfurt, dessen älteste Teile aus dem 12. Jahrhundert stammen und in dem die Ursulinen seit 1667 wirken, hat der Hausschwamm verheerend gewirkt: Im Konventsgebäude sind die hölzernen Schwellen, die bei einem Fachwerkbau die querliegende Basis bilden, stark angegriffen, wenn nicht ganz zerstört. Daraufhin haben sich die Wände abgesenkt, dann die Decke, und weil die Decke des Erdgeschosses im ersten Stock der Fußboden ist, setzten sich die Senkungen bis ins Dach fort. So etwas geht nicht von heute auf morgen. Möglicherweise ist der Schwamm schon seit 200 Jahren am Werk, was man allerdings nur bemerkt, wenn man das Mauerwerk auseinander nimmt.


Dank der im Jahr 2002 angelaufenen Klostersanierung war das jetzt der Fall, und so sah sich Werner Glasebach als leitender Architekt gezwungen, die Fußböden im Erdgeschoss herauszureißen und die Wände aufzustemmen, um dem Schwamm den Garaus zu bereiten. Damit könnten die 14 Ursulinen im Alter von 31 bis 85 Jahren noch gut leben. Staub, Dreck und Baustellenlärm sind sie mittlerweile gewohnt. Doch zwingt der Schwamm sie, zusätzliche 50.000 Euro aufzutreiben, um die Zusatzmaßnahmen bezahlen zu können.


Keine leichte Aufgabe, da die Sanierung eh schon Unsummen verschlingt. Insgesamt muss der Konvent fünf Millionen Euro auftreiben, um alle Klostergebäude samt Kirche sanieren zu können. Eine Million hat die Städtebauförderung schon zugesagt, denn das Kloster ist kunst- und architekturgeschichtlich ein Kleinod. Und da die Maßnahmen in den ersten Bauabschnitten wegen unvorhergesehener Probleme teurer wurden als gedacht, liegt die zusatzliche finanzielle Herausforderung eher bei 230.000 Euro. Wenn die Schwestern das Geld nicht auftreiben können, muss es bei der Restsanierung eingespart werden. Das sähe nicht schön aus, wäre aber billiger. Doch vielleicht findet sich ja ein Sponsor...



10 Jahre Bauzeit: Erfurter Ursulinen sanieren Kloster am Anger