Liebe Schwester Junkermann,
bei Ihrer Verabschiedung darf ein herzliches und aufrichtiges Dankeschön Ihrer katholischen Schwester und Brüder nicht fehlen. Im Namen der Katholiken in Thüringen und Sachsen-Anhalt und im Namen meiner bischöflichen Mitbrüder Gerhard Feige, Heinrich Timmerevers und Michael Gerber danke ich Ihnen für Ihren Dienst als Bischöfin der evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Das selbstverständliche geschwisterliche Miteinander der Christen in Ostdeutschland haben Sie in bestem ökumenischen Verständnis Ihres Bischofsdienstes gepflegt und weiterentwickelt. Mir selbst sind die persönlichen Worte, mit denen Sie mich vor fünf Jahren in Thüringen begrüßt haben, in allerbester Erinnerung.
Dieses gute ökumenische Miteinander hatte in Ihrer Amtszeit durchaus eine Bewährungsprobe zu bestehen: Der 500. Jahrestag der Reformation hätte auch zu einer Entfremdung von Katholiken und Protestanten führen können. Sie haben wesentlichen Anteil daran, dass es in unserer Region nicht so gekommen ist – im Gegenteil: Sie haben zu allen Anlässen immer an die Katholiken gedacht und uns eingebunden in die Gedenkfeiern und die vielen anderen Veranstaltungen im Jahr 2017. Ein Höhepunkt war für mich der ökumenische Gottesdienst beim „Kirchentag auf dem Weg“ in der Predigerkirche in Erfurt. Wir Bischöfe danken Ihnen für das gute geistliche Miteinander bei den ökumenischen Gottesdiensten, die wir mit Ihnen zusammen gefeiert haben.
Ökumene heißt für Sie, das Gemeinsame der Kirchen zu pflegen, ohne die Unterschiede zu ignorieren. Wir hatten spannende theologische Gespräche, an denen auch Bruder Liebig von der evangelischen Landeskirche Anhalts teilgenommen hat, und wir hatten im Reformationsjahr auch manche sehr anregende Podiumsgespräche.
Liebe Schwester Junkermann, ihr Leben und ihr Dienst ist inspiriert und getragen von der Heiligen Schrift, dem Fundament, auf dem alle Christen stehen. Ich denke manchmal an eine Bibelarbeit, in der Sie beim Leipziger Katholikentag im Jahr 2016 die Begegnung Jesu mit Pontius Pilatus als ein Lehrstück über das Gewissen erschlossen haben. Sie sind als Bischöfin Ihrem Gewissen gefolgt, auch wenn es unbequem war. Die Katholiken in Thüringen und Sachsen-Anhalt danken Ihnen für Ihren Dienst und für Ihr Glaubens- und Lebenszeugnis und wünschen Ihnen – um es mit Ihren eigenen Worte zu sagen: Bleiben Sie behütet!