Erfurt. Anlässlich der Zustimmung des Belgischen Parlaments zur Zulassung von Sterbehilfe für Kinder unter 14 Jahren am vergangenen Donnerstag zeigen sich die Thüringer Malteser tief bestürzt über die Entscheidung.
"Jedes Leben ist zu jedem Zeitpunkt lebenswert. Und Sterben ist ein Teil des Lebens. Es ist ein Irrweg, ein Kind, egal wie krank es ist, seine Eltern und Ärzte vor die Entscheidung zu stellen, sein Leben selbst zu beenden", betont Landesleiter Winfried Weinrich in einer Stellungnahme der Malteser, die in Erfurt, Arnstadt und im Unstrut-Hainich-Kreis Hospizgruppen verantworten und sich zudem in der Kinderhospizarbeit engagieren, "wir müssen uns im Zusammenhang mit aktiver Sterbehilfe die Frage gefallen lassen: Was ist uns ein kranker Mensch wert?"
Stattdessen betont Weinrich die Notwendigkeit guter palliativer und hospizlicher Versorgung von schwerkranken und sterbenden Erwachsenen und Kindern: "Wir haben in Thüringen viele Hospizdienste, die Sterbende und Schwerstkranke zu Hause begleiten, wir haben spezialisierte Pflegedienste, wir haben Hospize und Palliativstationen. Aber das ist noch nicht überall bekannt. Vor allem in den ländlichen Regionen Thüringens gibt es noch viel zu tun." Zudem stecke die ambulante palliative Versorgung von schwerstkranken Kindern selbst noch in den Kinderschuhen.
Jeder einzelne sei gefordert, sich dem Thema Tod und Sterben zu stellen: "Diese Auseinandersetzung erfordert Mut", so Weinrich, "und es fällt ein bisschen leichter, wenn man weiß: Ich bin nicht allein, ich erhalte Begleitung, Schmerzen können gelindert werden und das Leben meines Angehörigen kann dann zu Ende gehen, wenn die Zeit gekommen ist."
Der Landesleiter der Malteser in Thüringen nimmt hier die Gesellschaft und Politik in die Pflicht: "Es muss ein Klima geschaffen werden, in dem Krankheit und Tod nicht als die Abwesenheit von Leistung, sondern als normaler Bestandteil menschlichen Lebens wahrgenommen wird. Kranke und Sterbende müssen Wertschätzung der Gesellschaft erfahren und dürfen sich nicht auf ihr Leiden und die Frage nach dem "wie lange noch?" reduziert erleben."
Aus der Erfahrung in der Hospizarbeit weiß Weinrich, dass es vielen Menschen nicht mehr leicht fällt, Dinge zuzulassen: "Wir müssen nicht alles regeln." Dennoch lohne sich es sich, so Weinrich weiter, sich mit dem Thema Tod und Sterben auseinanderzusetzen: "Es wird uns alle einmal betreffen. Und wenn Sie sich vor Augen führen, wie viel menschliche Unterstützung, Begleitung und wie viele medizinische Möglichkeiten es gibt, Schmerzen zu lindern, dann stellt sich die Frage nach einer aktiven Sterbehilfe vielleicht nicht mehr."
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Quelle: Pressemitteilung des Malteser-Diözesanverbandes Erfurt. Den Inhalt verantwortet der Absender.
14.2.2014