Begeisterung und Jubel im Eichsfeld

Ü;ber 90 000 Pilger bei Marienvesper mit Papst Benedikt XVI. in Etzelsbach - Mit Vesper im thüringischen Eichsfeld geht Wunsch des Papstes in Erfüllung

Etzelsbach/Erfurt. "Es war einfach völlig bewegend, mir fehlen die Worte", sagt Iris Weingart. Sie ist eine von über 90 000 Pilgern, die am Freitagnachmittag, 23. September, zur Marienvesper mit Papst Benedikt XVI. ins thüringische Etzelsbach gekommen ist. Diese Zahl verkündet der leitende Organisator Peter Kittel noch am Abend stolz. "Das ist viel mehr, als wir erwartet hatten." Pilgerin Iris Weingart selbst kommt aus der Gegend um Etzelsbach, da wollte sie es sich nicht nehmen lassen, den Papst einmal live zu sehen. "Zeitweise hatte ich sogar Tränen in den Augen", gibt die 41-Jährige zu. Besonders Benedikts Rede, in der er sagte, dass es ein tiefer Wunsch von ihm gewesen sei, ins Eichsfeld zu kommen, hat sie tief gerührt. 

Um genau 16.42 Uhr war es so weit: Mehrere Hubschrauber landeten hinter der großen Bühne auf dem freien Feld und Papst Benedikt stieg aus dem Helikopter ins Papamobil. Ü;berall wehten Fahnen, erste "Benedetto, Benedetto" Rufe wurden laut. Da warteten die Pilger bereits Stunden unter blauem Himmel auf dem Feld. Mit Klappstühlen, Schokoriegeln, bunten Fahnen und Halstüchern waren sie auf das Ereignis vorbereitet.

"Auch wenn ich weiter hinten gestanden habe, es ist etwas völlig anderes, den Papst live zu sehen als nur im Fernsehen", sagt Josef Blose. Zum ersten Mal hat der 53-Jährige das Kirchenoberhaupt live gesehen. Sein schönster Moment an diesem frühen Freitagabend? "Ist doch klar: als das Papamobil ganz nah an mir vorbeigefahren ist", sagt Blose. 

Völlig aufgeregt und mit geröteten Wangen steht Julian Gudehus im Messdienergewand auf dem Pilgerfeld. "Die Stimmung hier auf dem Feld war einfach super. Noch nie war ich dem Papst so nahe", redet er ganz aufgeregt. 

Während seiner Rede sprach Benedikt über das Marienbildnis in Etzelsbach. Etwas schade findet es Pilger Josef Blase, dass sich der Papst hier nicht zur Ökumene äußert. Doch er hat Verständnis. "Die Deutschlandreise ist viel zu kurz, da kann sich der Papst nicht überall ausführlich zu den wichtigen Themen äußern", sagt der 55-Jährige. 

Etwas enttäuscht klingt Sabine Werner. Sie hat den Papst schon beim Weltjugendtag 2005 in Köln gesehen. "Damals war die Stimmung auf dem freien Feld einfach besser. Ich hätte mir mehr begeisterte Rufe gewünscht", sagt die 30-Jährige.

Am Abend ziehen Organisatoren und Polizei eine positive Bilanz des Tages. Nur zu einem kleinen Unfall sei es gekommen, als eine Gruppe Pilger den Hinweg schneller beschreiten wollten und einen Traktor nutzen. Dieser war auf unwegsamem Gelände umgekippt. Zwei der fünf Insassen mussten in ein Krankenhaus geliefert werden.

Für viele Pilger ist mit dem Ende der Vesper der Tag im Eichsfeld aber noch nicht beendet. Sie wollen die Stimmung noch auf sich wirken lassen und bleiben auf der Wiese liegen, auch als es längst dunkel geworden ist und der Papst bereits in Erfurt angekommen ist.

Text und Bilder: Sebastian Auer (sea)