„Willkommen in Ninjago!
Fünf mutige Ninja beschützen dieses magische Land!
Sie heißen Cole, Jay, Kai, Zane und Lloyd.
Sie sind Meister der Kampfkunst Spinjitzu.
Die Ninja besitzen die Kräfte der vier Elemente von Ninjago.
Das sind Erde, Blitz, Feuer und Eis.“
Mit diesen Worten beginnt ein Kinderbuch über Ninjago. Phantasiegestalten füllen die Kinderzimmer und erschrecken mich mehr als sie kleine Kinder erschrecken. Ich bin erstaunt, mit welcher Selbstverständlichkeit Kindergartenkinder mit Darstellungen umgehen, die außerirdisch oder exotisch sind. Oftmals wirken diese stark und bunt. Sie haben Phantasienamen, die ich mir nur schwer merken kann – wie die Namen im Kinderbuch. Ich spüre die Sehnsucht nach dem Großen und Starken, das mich schützt und vor großen Gefahren bewahrt.
Eigentlich sind uns Menschen die Eltern geschenkt, die seit unserer Geburt diese Schutzfunktion übernommen haben. Ich denke, dass die meisten von uns gute Erinnerungen an ihre Eltern haben. Mein Vater ging immer wie ein Feldherr v o r der Mutter und den Kindern., als ob er den Weg sichern und frei machen wollte. Zur Mutter sind wir gern gegangen, weil sie für uns liebevoll gesorgt hat und ihre Liebe auch mit Geradlinigkeit und Gerechtigkeitssinn verbunden war. Diese Kombination ist hilfreich gewesen und hat wohl dazu beigetragen, dass alle sechs Kinder es zu etwas gebracht haben.
Was immer beeindruckend war, ist jedoch, dass die Mutter, die doch eigentlich eine große und bestimmende Position hatte, sich in der Kirche hingekniet hat und dass bei Tisch Gott gedankt wurde für das Essen, obwohl sie es doch selbst hergerichtet hat.
Christliche Erziehung weist über das menschliche Vermögen hinaus, ohne zu verunsichern. Die Eltern zeigen auf, dass es ihnen nicht 100%ig möglich ist, Schutz und Sicherheit zu geben. Ihr Vertrauen richtet sich auf Gott und seine Engel, die einen Schutz schenken, den wir nicht bieten können. Dieser Schutz hat eine Ewigkeitsgarantie. Er ist wirksam, selbst dann, wenn das menschliche Leben scheitert und zugrunde geht. Das klingt phantastisch, aber es ist eine Realität, die uns durch die Texte der Heiligen Schrift zugesagt wird.
Das Buch Daniel beschreibt in unserem Bibeltext, den wir gehört haben, eine himmlische Liturgie, bei der sich ein grausames und erschreckendes Szenario, wie es noch kurz vorher beschrieben wurde, durch das Kommen des Menschensohnes vor den Thron Gottes plötzlich lichtreich verändert.
Flammenräder und Feuerthron sind die Attribute Gottes. Wahrscheinlich sollen sie die Kraft zeigen, mit der alles Böse beseitigt wird. Der Menschensohn tritt dann mit Macht und Herrlichkeit auf. Seine Herrschaft ist unangefochten und sein Reich geht niemals unter. Vor Gott stehen die Zehntausende, die ihm dienen. Wir rechnen auch die Engel dazu, denn sie gelten ja als die dienstbaren Geister, die Gott von seinem Thron aussendet, um seine Botschaften zu den Menschen zu bringen. Dass Gott sich dafür der Engel bedient, soll wohl seine Macht unterstreichen. Man kann darin auch ein Zeichen dafür sehen, dass er nicht ohne Hilfe sein will und die Vielfalt seines Willens darin zum Ausdruck kommt, denn er will sowohl gute Nachricht bringen als auch warnende Worte des Gerichts, damit die Menschen umdenken und sich auf Gott neu einlassen, der ja ihr Heil und ihre Rettung wünscht.
Die Offenbarung des heiligen Johannes spricht ebenfalls vom Kampf des Erzengels Michael gegen den Satan und ebenso vom Sieg aller, die sich mit dem Lamm verbunden haben, das geschlachtet wurde und in dem die Geretteten neues Leben finden können. Die Offenbarung wurde in Zeiten der Christenverfolgung geschrieben und möchte alle, die in der Bedrängnis sind, ermutigen und stärken. Das geopferte Lamm ist die Kraftquelle für alle, die in der Bedrängnis sind – so heißt es und ist zugleich ein Zeugnis, denn die christlichen Märtyrer haben ihr Leben im Vertrauen auf die Kraft Christi gegeben.
Was Sorge bereiten kann ist die Aussage, dass der Drache auf die Erde geworfen wurde. Das bedeutet ja, dass er von hier aus die Menschen bedrängen kann. Er tut es auch und alle, die sich in der Seelsorge bemühen, spüren die Gegenkräfte, die verwirren und zerstören wollen. Wir werden uns hüten, Personen zu verteufeln, aber wir haben sicherlich allen Grund, in manchen Worten und Taten die Macht des Bösen zu erkennen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Worte und Taten nicht menschengemacht sein können, weil sie böse und vernichtend sind.
Sowohl im innerkirchlichen Bereich als auch in der großen Weltpolitik sehe ich Kräfte, die uns beunruhigen, weil wir nicht wissen, wohin es führt. Mit lauten Parolen wird gegen Menschen gehetzt, werden Grenzen gezogen und Hilfebedürftige grundsätzlich als Verbrecher bezeichnet oder behandelt. Vielleicht gibt es die Sehnsucht nach Ordnung, Sicherheit und Ruhe, aber das dürfen wir nicht gegen das Gebot der Mitmenschlichkeit setzen. Wir haben den Heiligen Geist empfangen, der uns hilft, die Geister zu unterscheiden, bevor sie Macht und Herrschaft durch unsere Stimme bekommen. Das Gebet um diese Unterscheidungsgabe scheint mir auch in unserem Bistum bis zum 27. Oktober sehr bedeutsam zu sein.
Überall in der Welt gibt es ebenso die Bemühungen um Klimaschutz und wir sehen die Folgen der Umweltzerstörung bis in unsere Gärten, Wälder und Felder. Wir hören die Diskussionen, welche Anstrengungen unternommen werden sollen, um die Probleme zu lösen. Wir hören aber auch von Ignoranz, die alle Probleme nicht anerkennen will. Sicherlich mahnen diese uns, nicht vorschnell und unüberlegt zu handeln. Sie verhindern aber vielleicht auch mutige Schritte in die richtige Richtung. Der Engelsturz ist keine Endlösung. Gott lässt die Versuchung weiterhin zu, Böses zu tun oder zuzulassen. Retten kann hier nur das Hören auf die Zusage: „Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten.“
Im Evangelium sehen wir Jesus, der die Herzen erkennt und daraufhin Berufungen ausspricht, ohne sich ein Zertifikat über Glaubwürdigkeit und Glaubensstärke zeigen zu lassen. Jesus sagt den Jüngern zu, dass sie noch Größeres als die Berufung durch die Herzenserkenntnis Jesu erleben werden. Dazu gehört auch die Vision vom Auf- und Niedersteigen der Engel zwischen Himmel und Erde. Diese Vision, dass der Mensch in der Lage ist, den Himmel zu erreichen. Die Engel bringen vor Gott, was sich als lohnenswert erwiesen hat. Die Himmelsleiter steht über dem Menschensohn. Alle Verbundenheit der Menschen mit dem Himmel geht nur durch Jesus Christus. Der offene Himmel schon und erst Recht der Austausch zwischen Himmel und Erde gehen auf seine Initiative zurück.
Verehrung der heiligen Engel basiert auf dem biblischen Zeugnis und der menschlichen Sehnsucht nach Schutz durch Mächte, die größer sind als das, was wir in dieser Welt wahrnehmen, d.h. auch größer als alle Kräfte, die uns in diesem irdischen Leben bedrängen. Wer die Engel verehrt, verehrt deren Schöpfer und verehrt damit Gott, bei dem wir letztlich Schutz und Erlösung suchen. Er hat die Engel geschaffen, damit sie uns auf unserem Weg zu ihm begleiten, mahnen und ermutigen durch ihre guten Worte, wie wir sie in der Verkündigung des Erzengels Gabriel an Maria spüren. Natürlich hätte Gott aus selbst mit Maria sprechen können, wie er mit Mose und den Propheten gesprochen hat, aber er weiß auch, das Vermittlung durch Engel die Menschen aufmerksamer sein lässt und nicht sofort als Bedrohung empfunden wird. Gott scheint Rücksicht zu nehmen auf unsere Ängstlichkeit und Kleingläubigkeit, so dass er Boten wie Botschafter schickt, die Autorität haben, aber eben nicht die letzte Autorität darstellen.
Mit dem heutigen Festgottesdienst und der Wallfahrt bezeugen wir unser Interesse an den Botschaftern Gottes und danken zugleich dem Schöpfer der Engel für seine Idee, durch die Engel uns zu Hilfe zu kommen, damit wir ihn besser verstehen und ihm folgen. Wir durchbrechen – wie grundsätzlich überhaupt – den Himmel mit diesen Gedanken und mit diesem Gebet und sind damit in Thüringen eine Minderheit – selbst unter den Christen, denn nicht in allen Konfessionen stehen die Engel in hoher Verehrung. Die byzantinische Tradition steht uns dabei sehr nahe und wir sehen besonders in den Ikonen, wie stark die Verehrung der Engel in der Orthodoxie ist. Der dreifaltige Gott erscheint in der Gestalt der drei Engel in der berühmten Ikone von Andrei Rubljow, die er 1411 „geschrieben“ hat – wie man sagt -. und heute in der Tretjakow-Galerie in Moskau zu sehen ist. Sie knüpft an die Begegnung Abrahams mit den drei Männern an, wie sie im Buch Genesis (Gen 18, 1-33) beschrieben wird. Gott sagt Abraham eine große Nachkommenschaft zu, die eigentlich nach menschlichem Ermessen und menschlicher Erfahrung wegen des hohen Alters von Abraham und Sarah unmöglich ist. Gott möchte damit zum Ausdruck bringen, dass für ihn nichts unmöglich ist.
Himmel und Erde können miteinander verbunden werden und nicht nur die Engel, sondern auch die Menschen aufsteigen in die himmlische Herrlichkeit. Wir wenden uns mit der Verehrung der heiligen Engel nicht von Gott ab, sondern wir sehen ihn in den Engels aktiv tätig für die Menschen und haben damit allen Grund, ihm von Herzen zu danken. Das Unmögliche kann er möglich machen. Er schickt bisweilen die Engel in unser Leben, die uns nicht zu Willen sind, sondern wie Gott selbst auf Wege führen, die wir nicht als sinnvoll erachten. Der glaubende Mensch sagt Ja zu den Unsicherheiten. Er kann es tun, weil er ein Vertrauen hat in jemanden, der alles übersieht und lenkt.
Wir brauchen also keine Phantasie-Figuren wie Cole, Jay, Kai, Zane und Lloyd. Durch diese Figuren werden wir jedoch daran erinnert, was Gott für uns bedeutet: Er ist der Herr der Elemente dieser Welt und hält die Welt in seinen guten Händen, auch wenn wir sie bisweilen zu einem Schlachtfeld des Egoismus machen. Verlassen wir uns auf diesen guten Gott, der uns nachgeht, stützt und schützt, damit wir nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben erlangen – gemeinsam mit den Engeln, Heiligen und allen Menschen guten Willens. Amen.