"Aus der Hand gegeben und anvertraut"

Begrüßung von Bischof Dr. Neymeyr beim Ökumenischen Gottesdienst zur Konstituierung des 7. Thüringer Landtags am 26.11.2019

Foto: Thüringer Landtag

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,
sehr verehrte, liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

heute ist der Tag der parlamentarischen Demokratie. Sie, verehrte Damen und Herren Abgeordnete haben bei der Landtagswahl in Thüringen am 27. Oktober ein Mandat erhalten. Sie haben den Auftrag erhalten, das Wahlvolk zu vertreten. Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffes „Mandat“ macht den Vorgang noch deutlicher: Das Wort „Mandat“ kommt vom Lateinischen „ex manu datum“, auf Deutsch „aus der Hand gegeben“. Die Wählerinnen und Wähler haben ihre Macht und Verantwortung, die Geschicke Thüringens zu bestimmen, aus der Hand gegeben und Ihnen anvertraut. Das ist das Wesen der parlamentarischen Demokratie und das beschreibt die Verantwortung, die Menschen in Thüringen Ihnen übertragen haben. Gerne feiern Bruder Kramer und ich mit Ihnen diesen Gottesdienst. Wir erbitten Gottes Segen für Sie und begleiten Sie gerne in Ihrer Verantwortung vor den Menschen in Thüringen und vor Gott. Wir danken Herrn Oberkirchenrat Wagner und Herrn Ordinariatsrat Dr. Kullmann, die Sie regelmäßig zu Gottesdiensten im Landtag einladen.

Sie stehen vor einer sehr großen Herausforderung für die parlamentarische Demokratie, die es so in Deutschland noch nicht gegeben hat. Die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit zwingen dazu, Entscheidungen für das Land zu fällen, die Parteienzusammensetzung des Parlaments scheint es unmöglich zu machen, zu solchen Entscheidungen zu kommen. Thüringen ist so, wie der Landtag zusammengesetzt ist. An Ihnen liegt es, das Wohl des Landes und der Menschen, die hier leben zu gestalten. Vielleicht hilft Ihnen ein Wort, das Papst Franziskus bei seiner Reise nach Rumänien am 31. Mai dieses Jahres gesagt hat: „Gemeinsam vorangehen als Weg, die Geschichte zu bilden, erfordert den Edelmut, zugunsten eines weitergefassten Planes auf etwas von der eigenen Vorstellung oder den eigenen spezifischen Interessen zu verzichten, so dass eine Eintracht entsteht, die es erlaubt, sicher auf gemeinsame Ziele hin voranzuschreiten." Bitten wir um Gottes Beistand für den Freistaat Thüringen und für alle, die für ihn Verantwortung tragen.