"Aus dem Sterben erwacht neues Leben"

Osterwort von Bischof Joachim Wanke für die Thüringer Allgemeine vom 19.4.2003

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein erholsames und frohes Osterfest!


Die ersten blühenden Sträucher und Bäume im Frühjahr sind für mich stets ein Grund zur Freude. Und wenn sich zudem ein Ostern ankündigt mit Sonne und Frühlingstemperaturen, steigt gleich die positive Befindlichkeit. Irgendwie sind wir doch, trotz aller technischen Hilfsmittel, von solchen naturgegebenen Daten abhängig. Liegt es daran, dass wir ein Teil der Natur sind?


Gewiss verbinden uns noch manche Grundinstinkte und Verhaltensweisen mit unseren tierischen Verwandten. Wir sind beileibe nicht so vernunftgesteuert wie wir meinen. Aber die Frage ist, ob uns nicht auch mit einer anderen, uns unbekannten Welt mancherlei Fäden verbinden. Wir sind vermutlich mit unserer Evolution noch lange nicht am Ende. Wohin mag die Reise gehen?


Ostern sagt: Aus diesem Leben in ein anderes, aber eben ganz neues Leben. Nicht in ein begrenztes, vom Tod gekennzeichnetes Leben. Vor uns liegt noch ein dialektischer Sprung in eine andere Qualität Leben. Ein Ei, aus dem später ein Vogel hervorgeht, oder ein Raupe, die sich in einen Schmetterling verwandelt, sind nur schwache Symbole für diesen Quantensprung. Die Osterbräuche, die uns aus der Vergangenheit zukommen, spielen mit diesen Bildern. Nicht zuletzt ist das Wunder der im Frühjahr neu aufbrechenden Natur, etwa mit ihren zauberhaften Blütenpracht ebenfalls ein Auferstehungssymbol. Die Botschaft heißt: Es gibt keinen Stillstand. Es gibt kein endgültiges Aus. Aus dem Sterben erwacht neues Leben. Die Frage ist nur: Gibt es das für den Menschen? Und wie mag dieses Leben beschaffen sein?


Der christliche Glaube liest die Zukunft des Menschen am Geschick Jesu von Nazareth ab. Sein "Ü;bergang" in das Leben Gottes ist das Grundgerüst der Feiertage der Woche vor Ostern: Das Abschiedsmahl Jesu mit seinen zwölf Aposteln am Gründonnerstag, der Karfreitag als Todestag Jesu am Kreuz und am Sonntag darauf Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu, sein Eintritt in die Welt Gottes. Jeder Gottesdienst, nicht nur der an Ostern, hält nach dieser neuen Welt Gottes Ausschau. Die Taufe und der Glaube an Jesus Christus sind gleichsam das Ticket für diese Reise, die nicht mit dem Tode enden wird. Ich meine: Es ist gut, das Ziel dieser Lebensreise zu kennen. Wer richtig Ostern feiert, weiß, was auf ihn wartet.

Was in der Karwoche und an Ostern gefeiert wird