Auf den Spuren des Apostels Paulus

Reisebericht von der Diözesanpilgerreise nach Griechenland vom 11.-18.10.2019

Fotos: privat

Der Einladung des Bistums Erfurt zu einer Pilgerreise nach Griechenland auf den Spuren des Völkerapostels Paulus waren 31 Pilger gefolgt. Das Bayerische Pilgerbüro mit der Diözesanpilgerstelle Erfurt hatte diese Reise organisiert, die mit einem Flug nach Thessaloniki begann. Von dort aus legten wir in 7 Tagen fast 1000 km im Bus zurück.

Ein sehr gut deutschsprachiger und mit viel Wissen ausgestatteter griechischer Reiseleiter begleitete uns. So erfuhren wir viel über die griechische Mythologie, Antike, Ausgrabungen, Bauwerke, Geschichte des Landes und über das heutige Griechenland, das mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hat (wie die Müllbeseitigung, das Flüchtlingsproblem, zu hohe Energiepreise und den Bevölkerungszuwachs in den Städten). Die Anzahl der Katholiken an der Gesamtbevölkerung beträgt 0,4%. Im Gegensatz dazu sind ca. 95 % der 10,7 Mio. Einwohner griechisch-orthodox. Deren Priester und weitere Kirchenangestellte werden wie die zu vielen Beamten vom Staat finanziert.

Fruchtbare Ebenen, beeindruckende kahle Berglandschaften und herrliche Meeresbuchten faszinierten uns. So waren auch die Meteora-Klöster, die auf steilen, schmalen Felsen erbaut wurden, die Ausgrabungsstätte von Delphi sowie die Akropolis in Athen lohnenswerte Ziele unserer Reise.
Neben weiteren Besichtigungsobjekten waren für uns besonders die Wirkungsstätten des heiligen Paulus von Bedeutung. Domvikar Bernhard Drapatz als geistlicher Begleiter hat uns die Missionsarbeit des Apostels Paulus in Philippi, Thessaloniki, Veria (Beröa), Korinth und Athen nahe gebracht. In Philippi wurde von Paulus die erste europäische christliche Gemeinde gegründet, die mit der Taufe der Purpurhändlerin Lydia begann.

Vor allem die Ausgrabungsstätten von Philippi und Korinth haben uns das Leben der Menschen zu Paulus Zeiten um 50 n.Chr. näher gebracht. Korinth hatte damals 300.000 Einwohner. Die Christengemeinde um Paulus bestand aus nur rund 100 Personen. Dieser mutige Paulus beeindruckte uns sowie der Umstand, vor der Bema auf der Agora zu stehen, wo Paulus freigesprochen wurde (Apg 18,12).

Wir haben etwas von dem unermüdlichen Einsatz des heiligen Paulus begriffen, von seinem Mut, trotz Drohungen und Gefangennahme durch die Juden den Tod und die Auferstehung des Messias zu verkünden. In den Paulusbriefen hörten wir von seiner großen Liebe zu den Gemeinden. Ohne Paulus wären die Christen eine unbedeutende jüdische Sekte geblieben, denn er setzte durch, dass die Heidenchristen sich nicht der jüdischen Beschneidung und ihren Gesetzen unterwerfen mussten. Das brachte Hauskirchen mit sich, die aus Sklaven und Freien, Juden und Griechen, Männern und Frauen bestanden.
Kann Paulus ein Visionär für unsere heutige Kirche sein?

  • Hauskirchen könnten den Priestermangel und die Situation der kleinen Gemeinden abmildern.
  • Als Christen haben wir einen missionarischen Auftrag. Das sollte uns mehr bewusst werden.
  • Die Gemeindevorsteher (oder –vorsteherinnen) sollten mit einer großen Offenheit zu ihren Gemeinden ausgestattet sein. Das ist wichtiger als ein Theologiestudium, Zölibat usw.
  • Wichtiger als Dogmen und Lehrsätze der Kirche ist das Maß der Liebe.

An zwei Abenden versammelten wir uns zu einer Gruppenrunde. Mehrfach wurde das positive Gruppenklima erwähnt. Rita Rosenstengel als Leiterin der Diözesanpilgerstelle hatte daran einen großen Anteil. Mit wachen Blicken und Anteilnahme wurde einander begegnet. Domvikar Bernhard Drapatz setzte Wünsche der Gruppe sehr bereitwillig um. Auf dieser Pilgerreise kamen wir uns fast vor wie in der Apostelgeschichte (4,37): „Sie waren ein Herz und eine Seele“. Wir flogen reich beschenkt von Athen aus in die Heimat zurück.

Bericht: Roswitha und Andreas Gumprecht