Im Folgenden dokumentieren wir Auszüge aus einem Brief von Johannes Kienemund (20) aus Ecklingerode an den Beauftragten des Bistums Erfurt für weltkirchliche Angelegenheiten, Domkapitular Christoph Hübenthal:
Ich lebe und arbeite in Mexiko-Stadt in einem Projekt mit Namen "Nazareth" der Salesianer für Straßenkinder. Man kann es als Kinderheim bezeichnen, in dem die Kinder Unterkunft, Nahrung und finanzielle Unterstützung bekommen und es ihnen ermöglicht wird, die Schule zu besuchen.
Sie erhalten so die von Don Bosco angestrebte Erziehung, die aus Liebe, Vernunft und Religion besteht. Da das Kinderheim in den Außenbezirken Mexiko-Stadts liegt, hat man ein besseres, gesünderes Umfeld, damit die Kinder als gute Christen und ehrliche Staatsbürger aufwachsen können.
Zu diesem Projekt gehört auch ein Tageszentrum namens "Ca?itas" für Straßenkinder und Kinder aus Problemfamilien, in dem ich von Montag bis Freitag arbeite. Die Kinder kommen immer um 10 Uhr an. Unser Tag beginnt mit dem Morgengebet und danach folgt das Frühstück. Danach wird den Kindern lesen, schreiben und rechnen beigebracht und natürlich gibt es auch genug Zeit zum Spielen.
Nach dem Mittagessen kommen dann Kinder, die morgens in die Schule gehen, um im Tageszentrum ihre Hausaufgaben zu machen. Am Nachmittag gibt es verschiedene Aktivitäten, Workshops und Spiele. Und um 17.00 Uhr nach dem Schlussgebet schließen wir leider schon unsere Pforten bis zum nächsten Tag.
Das Tageszentrum dient dazu den Straßenkindern einen Ausweg aus ihrer Situation zu zeigen, was nicht immer leicht ist, da die Abhängigkeit von Drogen es ihnen fast unmöglich macht vernünftig zu denken und sich bewusst zu werden, dass ein anderes Leben besser ist als das in der Straße.
Wenn sie diese erste Etappe geschafft haben und weg sind von den Drogen, kommen sie nach "Nazareth", wo sie dann die oben genannten Möglichkeiten haben, um aus ihrem Leben etwas zu machen. Für die Kinder aus Problemfamilien bieten wir Orientierung und Halt, damit sie nicht in den sozialen Abgrund absacken.
Im Tageszentrum wird zur Zeit ein neues Gebäude gebaut nur für das Straßenkinderprojekt, da die wenigen Räumlichkeiten, die wir teilen müssen, nicht mehr für unsere Zwecke ausreichen. Der Bau wurde zum Teil auch mit einer großzügigen Spende aus meiner Pfarrgemeinde St. Valentin in Ecklingerode und dem Eichsfeld mitfinanziert, wofür ich unserem Pfarrer Bernhard Streicher sehr dankbar bin.
Leider fehlt aber noch Geld, um das Gebäude komplett fertigstellen zu können. Falls aus dem Bistum Erfurt auch eine Spende - und sei sie noch so klein - käme, könnte man das das Projekt schon sehr weit vorantreiben.
Ich persönlich kann sagen, dass ich mich hier in Mexiko gut eingelebt habe. Natürlich gab es am Anfang für mich als Eichsfelder in einer der größten Städte der Welt einige Schwierigkeiten. Aber man gewöhnt sich an alles, wie z.B. das Essen, die Sprache, die Lebensbedingungen und auch daran, zwei Stunden U-Bahn fahren zu müssen, um zur Arbeit zu gelangen. Dadurch lernt man auch viele Dinge, die für uns in Deutschland alltäglich und normal sind, mehr zu schätzen.
Ich kann jedoch sagen, dass der tägliche Lohn das Lachen der Kinder ist und ich in der Gewissheit lebe, dass Gott uns Kraft gibt und Maria uns immer behütet und durch alle Probleme führt. So ist es unmöglich in den vielen Schwierigkeiten die Hoffnung und den Mut zu verlieren. Wie sagte Don Bosco noch: "Betet zu Maria, Hilfe der Christen; vertraut auf sie und ihr werdet sehen, was Wunder sind."
Dieses Voluntariat, das ich durchlebe, hat meinen Glauben sehr gestärkt und dafür bin ich dankbar. Denn ich begegne jeden Tag Gott - oftmals unbewusst - in diesen Kindern , denen ich Gutes tun darf darf, und dies ist das größte Geschenk für mich. Ich hoffe, dass sich mehr Jugendliche dazu animieren können, ein Voluntariat zu machen, denn ist eine sehr reiche Erfahrung, die dich als Christ reifen lässt und dir als Mensch Horizonte öffnet, die dir sonst verborgen bleiben.
Ich bin meiner Familie, den Salesianern in Deutschland und Mexiko und Pfarrer Bernhard Streicher sehr dankbar, dass sie mich ermutigt haben, nach Mexiko zu gehen und dass sie mich immer unterstützen.
Auch möchte ich Ihnen und meinem Heimatbistum Erfurt herzlich danken für die finanzielle Unterstützung, die mir durch sie ermöglicht wurde. Gott vergelt?s!
Damit schließe ich nun meinen kurzen Bericht und hoffe, dass ich Ihnen einen Einblick in meine Tätigkeit hier in Mexiko-Stadt geben konnte.
Am 10. Juli werde ich zurückfliegen, da mein Voluntariat endet. Das nächste wichtige Ereignis wird der Weltjugentag im August, wo ich als Ü;bersetzer helfen werde. Ich freu mich natürlich auch sehr auf den Besuch von unserem Papst Benedikt XVI. Das wird auch ein großartiges und bereicherndes Erlebnis für alle Teilnehmenden sein.
Johannes Kienemund
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