Allerheiligenkirche wird Begräbnisstätte für Christen und Nichtchristen

Das Erfurter Domkapitel baut im Inneren der katholischen Kirche ein Kolumbarium für 630 Urnen


Schematische Darstellung einer Urnenstele für die Allerheiligenkirche
Das Erfurter Domkapitel baut im Inneren der katholischen Kirche ein Kolumbarium für 630 Urnen...

Erfurt (BiP). Die katholische Allerheiligenkirche in Erfurt wird künftig wieder als Begräbnisstätte genutzt. Das Domkapitel des Mariendomes, zu dessen Pfarrei die 1117 gestiftete Kirche heute gehört, belebt damit eine Jahrhunderte alte Tradition, von der Grabmale im Kirchenraum und an der Umfassungsmauer steinernes Zeugnis ablegen. Doch es geht nicht einfach um eine Fortsetzung der Tradition.


Im so genannten Nordschiff der Kirche wird ein Kolumbarium, also eine Begräbnisstätte für Urnen, errichtet, und hier können sich neben Katholiken auch Christen anderer Konfessionen und Nichtchristen bestatten lassen. Einzige Voraussetzung (neben Zahlung der Friedhofsgebühren) ist das Einverständnis mit der Gestaltung der Allerheiligenkirche und des Kolumbariums. Die Kirche an der Gabelung von Markt- und Allerheiligenstraße wird seit 2005 komplett saniert und soll 2007 wieder nutzbar sein.


Mit der Konzeption einer Kirche als Begräbnisstätte will das Domkapitel die Begräbniskultur fördern und aus christlicher Perspektive gestalten. Dazu gehört unaufgebbar, die christliche Auferstehungshoffnung aufscheinen zu lassen und lebendig zu halten.


Die Planungen für das Kolumbarium mussten das berücksichtigen. Zwei Künstler und drei Architekturbüros wurden in einem Wettbewerb um ihre Entwürfe gebeten. Alle fünf Konzepte werden - pünktlich zur Bistumswallfahrt und zum "Tag des Friedhofs" bis zum 6. Oktober im Erfurter Dom auf Schautafeln zu sehen sein. Durchgesetzt hat sich der Entwurf der Erfurter Künstlerin Evelyn Körber, die das Kolumbarium im Nordschiff als ein Feld von 15 Stelen mit insgesamt 630 Urnenfächern gestaltet.


Jedes Fach ist mit dem Namen des Verstorbenen beschriftet. Zwischen den Stelen können die Trauernden und Besucher herumgehen. Die gesamte Anlage ist zu den Fenstern im Osten hin ausgerichtet, wo Geburt und Kreuzigung Jesu Christi dargestellt sind. Für die alte Kirche war das Gebet in Richtung des Sonnenaufgangs ein Glaubensbekenntnis an Jesus Christus. Von dort erhoffte man sich seine Wiederkehr am Jüngsten Tag.


Im Südschiff der Allerheiligenkirche, neben der Urnenanlage, sollen Gottesdienste gefeiert werden - und das nicht nur an Begräbnistagen. Jeder Mensch lebt unter der Perspektive des Todes. Christen wissen aber um eine Hoffnung, die den Tod nicht als endgültige Vernichtung menschlicher Existenz begreift: die Auferstehung der Toten durch Gott. Auch das soll durch die Anlage der Kirche und ihre Gottesdienste deutlich werden.



Ansprechpartner und weitere Informationen auf www.bistum-erfurt.de/projekte