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Erfurt. "Der Papst ist heute nicht
zur Generalprobe gekommen." Programmleiterin Anne Rademacher klingt
gelassen. Noch ist Zeit für diese Scherze. Noch ist Generalprobe.
Während Papst Benedikt XVI. in Berlin empfangen wird, laufen am
Donnerstag, 23. September, auf dem Erfurter Domplatz die letzten
Vorbereitungen.
Ein Techniker schlendert mit seinem
Kaffee über den Platz. Noch ist das möglich. Noch sind die Stühle
mit grauer Plane abgedeckt. Am Samstag werden dort Kardinäle und
Bischöfe, Politiker und geladenen Gäste sitzen. Am Ambo übt Lektor
Gotthard Nodewald noch einmal seine Lesung. Der Mann ist blind. Mit
klarer und deutlicher Stimme trägt er den biblischen Text vor. Von
Nervosität keine Spur - nur auf der Leinwand ist für einen kurzen
Moment seine zittrige Hand zu sehen. Die Rückmeldung ist positiv:
"Sehr gut, genau so machst Du das am Samstag auch."
8.53 Uhr. "Alle gehen bitte an ihren
Platz", ordnet Rademacher an - und schiebt ein "Danke"
hinterher. Die Stimmung an diesem Septembermorgen ist gut.
Angespannt, aber gut. In wenigen Minuten geht es los. Generalprobe in
Echtzeit. Ein dumpfer Glockenschlag erklingt - drei Mal. 9 Uhr.
Showtime. Die Orgel setzt ein - für ihr Oratorium sind fünf
Minuten geplant. In einer feierlichen Prozession ziehen die, die
einen besonderen Dienst versehen, zur Altarinsel vor der Kulisse des
Erfurter Doms: der Kreuzträger, Messdiener mit Kerzen und Mikrofon,
Diakone und Konzelebranten. Einer trägt das geschlossene Evangeliar,
ein anderer die Elisabeth-Reliquie. Und der Papst? "Das übernimmt
heute Weihbischof Hauke", erklärt Anne Rademacher mit einem
Lachen.
Auf den Domstufen warten rund 30
Oberministranten auf ihren Einsatz. Mit roten Sitzkissen schützen
sie sich vor der Kälte der Steine. Jeder trägt einen bunten
Regenschirm bei sich. Damit werden sie am Samstag die Kommunionhelfer
begleiten. Jugendseelsorger Timo Gothe ist bei ihnen. "Ich glaube,
die Predigt fällt heute aus", sagt er. "Geht jetzt auf Eure
Positionen. Und bitte andächtig laufen, nicht so mit den Armen
wackeln."
Tatsächlich: keine Predigt. Nur eine
kurze Sprechprobe gibt es. "Ich freue mich, dass ihr bei dem
Sonnenschein hier beisammen seid", deutet Weihbischof Reinhard
Hauke die Predigt an. Die Worte des Papstes kennt hier noch niemand.
Nur, dass 20 Minuten dafür eingeplant sind. Doch darauf muss hier
niemand warten. Die Ansage der Programmleitung lässt schmunzeln:
"Jetzt ist es plötzlich 9.55 Uhr."
Vor der Bühne steht eine kleine Gruppe
bereit. Die Frauen und Männer werden am Samstag die Kommunion von
Papst Benedikt empfangen. Auch zwei Schönstatt-Marienschwestern sind
dabei. Sie sind aus Friedrichroda nach Erfurt gekommen. "Ich war
überrascht und habe mich gefreut, als ich von dieser besonderen
Gelegenheit erfahren habe", berichtet Schwester Herburg. Ihre
Mitschwester Simone nickt zustimmend. "Wir sind dankbar und froh."
Gegen halb elf sind die letzten Akkorde
des Schlussliedes "Maria, breit den Mantel aus" verklungen. Am
Samstag wird anschließend die Gloriosa, die größte frei
schwingende mittelalterliche Glocke der Welt, läuten - und danach
die Glocken der Stadt. Rademacher ist zufrieden. "Alles ist gut
gelaufen", sagt sie. Der Tontechniker möchte noch einmal den
Kinderchor hören, Weihbischof Hauke macht letzte Ansagen. Am Samstag
um 6 Uhr werden sich hier alle wieder treffen. Rademacher gibt den
Beteiligten einen letzten Tipp mit auf den Weg: "Während der
Predigt bitte nicht reden. Sie wissen nie, welches Mikrofon gerade an
ist."
Katharina Deuling (kd)