Zella-Mehlis. Im Rahmen eines Festgottesdienstes mit Weihbischof Dr. Reinhard Hauke erinnerten die katholischen Christen aus Zella-Mehlis am Sonntag, 5. Dezember 2021, an den 100. Geburtstag des seligen Marcel Callo.
Das Leben und Sterben dieses jungen Märtyrers sind Zeugnis des Glaubens und des Friedens. Marcel Callo ist ein Vorbild und Fürsprecher für alle Christen, besonders für die junge Generation. So formulierte es der Kirchortrat Zella-Mehlis.
Weihbischof Dr. Hauke betonte, dass es besonders erfreulich sei, wenn wir in der Diözese Erfurt Christen verehren können, die wir sogar als Selige verehren dürfen: „Diese haben ein Zeugnis gegeben in ihrer Zeit für Beständigkeit des Glaubens und Hoffnung auf die Ewigkeit, und auf Hoffnung dadurch, dass wir gestärkt werden durch die Verbundenheit mit Jesus Christus. Deswegen bin ich sehr froh, Marcel Callo zu kennen und ihn auch an diesem heutigen Gedenktag hier in Zella-Mehlis ehren zu dürfen.“
Mit 22 Jahren war Marcel Callo von seiner Geburtsstadt Rennes (Frankreich) als Zwangsarbeiter nach Zella-Mehlis transportiert worden und musste dort täglich in einer Waffenfabrik schuften. Er sammelte seine Landsleute zum Gottesdienst um sich und wurde für sie zum Verkünder des Wortes Christi, zum Chorleiter und Krankenpfleger. Weil dies den Nazis ein Dorn im Auge war, verhafteten sie ihn. Nach Aufenthalten in mehreren Lagern starb Marcel Callo am 19. März 1945 im Konzentrationslager Mauthausen.
Papst Johannes Paul II. sprach den jungen Märtyrer im Jahr 1987 selig. Sein Gedenktag ist der 19. April jedes Jahres; an einem 19. April wurde Marcel Callo im Jahr 1944 verhaftet.
Der 100. Geburtstag von Marcel Callo wird in diesen Tagen auch in seiner Geburtsstadt Rennes gefeiert; dort gestalteten die Katholiken der Erzdiözese Rennes seine Taufkirche St. Aubin im Zentrum der Stadt zu einem Erinnerungs- und Pilgerort mit einer Dauerausstellung um.
Anders als in Deutschland erhält die katholische Kirche in Frankreich für ihr kirchliches Engagement keinerlei Unterstützung des Staates. Deshalb regten die Zella-Mehliser Katholiken eine Sammlung für dieses Vorhaben an, der sich alle anderen Gottesdienstorte der im Januar neugegründeten Pfarrei St. Marien Meiningen anschlossen (Meiningen, Schmalkalden, Suhl, Wolfmannshausen, Schleusingen, Steinbach-Hallenberg, Obermaßfeld, Oberhof und Wernshausen).
Südthüringer Katholiken spenden 700 EURO
So konnte der Zella-Mehliser Kirchortrat gemeinsam mit den Pfarrern Burmeister und Stöber dem Weihbischof eine Spende in Höhe von 700 Euro für die Gedenkstätte in Rennes überreichen. „Diese große Spendenbereitschaft in allen unseren Kirch- und Gottesdienstorten der neuen „Großpfarrei“ hat mich – besonders auch in Corona-Zeiten mit leider nur wenigen Kirchbesuchern - sehr positiv überrascht. Auch das ist ein Zeichen beginnenden Zusammenwachsens; jeder Ort hat seinen Teil dazu beigetragen.“, so Pfarrer Stephan Burmeister.
Nach dem Gottesdienst gedachte die Gemeinde gemeinsam mit dem Weihbischof und dem Bürgermeister Rossel am Gedenkstein für die Zwangsarbeiter in der Beckerwiese/Talstraße aller zur Zwangsarbeit Verpflichteten.
B. Ulbrich

Weihbischof Reinhard Hauke spricht zu den Gläubigen am Gedenkstein für die Zwangsarbeiter in der Beckerwiese/Talstraße (Bild:B. Ulbrich)

