Unterwegs in Kenia
Im Namen von AMECEA (Vereinigung ostafrikanischer Bischofskonferenzen) begleiten uns Father Emmanuel Chimombo und Dr. Alphonce Omolo auf unserer Reise durch Kenia. Gemeinsam mit ihnen bekommen wir einen Einblick in die kulturelle Entwicklung Kenias, die stark geprägt ist von unterschiedlichen Ethnien und Familien und der menschlichen Sehnsucht nach Freiheit.
Nach einem theoretischen Einblick haben wir im Bomas of Kenya (Touristendorf in Langata, Nairobi) traditionelle Tänze und Lieder auf uns wirken lassen. Den Abschluss des ersten Tages bildete ein Besuch bei der Hochschulgemeinde der Kenyatta Universität. Wir hatten die Gelegenheit, „kleine“ christliche Gemeinden (zwischen 50 und 100 Jugendliche, die in noch kleineren Einheiten, sogenannten Familien organisiert sind), genannt Youth Small Christian Communities, zu besuchen. Bemerkenswert ist der hohe Grand an Selbstorganisation und Eigenverantwortung, die für die Studierenden selbstverständlich sind.
Am Donnerstag haben wir mit einer Vertiefung begonnen, was kleine christliche Gemeinschaften (SCCs) bedeuten und was sie auszeichnet. Dr. Alphone Olomo erzählte mit Begeisterung und Hingabe von seinen persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen. Im Anschluss hat uns missio-Projektpartnerin Sister Ephigenia mit auf eine Reise zu den Anfängen der SSCs in Kenia genommen, welche stark vom LUMKO-Institut in Südafrika geprägt waren. Sr. Ephigenia erhielt ihre Ausbildung, bevor die Hälfte unserer Reisegruppe das Licht der Welt erblickte. Was für eine Leistung und was für ein Durchhaltevermögen! Uns wird deutlich, wie stark sich Bibel und Alltag gegenseitig bereichern.
Am Nachmittag sind wir dann in die Realität einer Großstadtpfarrei eingetaucht, deren Organisation sich komplett auf SCCs stützt. Nach einem kurzen Gespräch mit Father Steven hatten wir die Chance, eine der Gemeinschaften kennenzulernen. Diese setzt sich besonders aus wohlhabenden Bewohnern des Viertels Karen zusammen. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen, Berührungsängste gab es überhaupt keine. Hier haben wir eine Seite der Kleinen Christlichen Gemeinschaften kennengelernt, die man aus europäischer Sicht eher nicht auf dem Schirm hat. Wir haben Gläubige getroffen, die sich um ihre Mitmenschen sorgen und sich ihrer Verantwortung für ihr Umfeld bewusst sind.
Wir hatten tolle Begegnungen und tiefe Glaubensgespräche, die uns sehr inspiriert haben.
Danke dafür!
Text: Steffen Hollmann und Philipp Schröder
Lebendige Kirche am Fuße des Mount Kenya
Am vierten Tag unserer Reise neigt sich die Zeit in Nairobi dem Ende zu und wir fahren 220 km nördlich in die Diözese Meru, um dort konkret kleine christliche Gemeinschaften zu erleben.
Die letzten beiden Tage in Nairobi beschäftigt uns vor allem die unterschiedliche Situation der Kirche in Kenia und Deutschland. In lebhaften Diskussionen tauschten wir uns über Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Herausforderungen für die Zukunft aus.
In Meru durften wir an einer Sonntagsmesse in der Kathedrale St. Joseph teilhaben. Hier beeindruckte uns besonders die Lebendigkeit der Gesänge und Tänze und die vielen, jungen Leute, welche sich aktiv einbringen.
Anschließend wurden wir herzlich von einer kleinen christlichen Gemeinschaft willkommen geheißen und hatten die Gelegenheit an einem ihrer Treffen teilzunehmen. Immer wieder ist es bewegend zu erleben, wie die Gemeinschaft ihr Leben aus dem Wort Gottes heraus gestaltet. Sogar die kleineren Kinder bekamen einen Raum um sich in die Gruppe einzubringen. Jeder Beitrag wird von Herzen wert geschätzt.
Insbesondere bei Gesprächen mit den Verantwortlichen von KCGs treibt uns die Frage um, wie das Erlebte auf unsere Situation in Deutschland übertragen werden kann. Dabei geholfen hat uns ein Treffen mit den Leitenden der KCGs und der Diözese, welche wir mit unseren Fragen löchern konnten.
Text: Monika König und Matthias Demmich
Das Evangelium der Liebe radikal leben
Am Montag zeigte uns der Direktor der Caritas Meru seine vielfältige Projektarbeit: Arbeit mit Bauern, insbesondere die Vermittlung von Grundlagen und praktischem Wissen von biologischer Landwirtschaft, Vermittlung von Buchhaltung und Administration, Ausbildung von Trainern und Netzwerkarbeit. Der Besuch des Ambulatoriums für Augenkrankheiten und Orthopädie-Schuhmacherei gaben uns konkreten Einblick in die Arbeit vor Ort. Die oft sehr schlichte Ausstattung der Räume erstaunt uns Europäer.
Nach einer Fahrt nördlich von Meru besuchten wir den Bauernhof, der für die Schulung der Bauern und für Feldversuche genutzt wird. Wir lernten die ortsüblichen Bäume kennen, die hier gezüchtet werden, zum Beispiel Akazien. Wir lernten auch, wie Mais angepflanzt wird, so dass das Wasser optimal genutzt werden kann. Einer der Landwirte erklärte uns, wie der Einsatz von Pestiziden durch natürliche Schädlingsbekämpfung ersetzt wird.
Auf der weitläufigen Anlage einer Schule mit Internat stärkten wir uns mit einem leckeren Essen. Father Francis hat diese Einrichtung mit Unterstützung von missio Aachen für Waisenkinder gegründet. Seit 1998 gibt es hier auch ein eigenes Heim für Aidswaisen. Sie erfahren Zuwendung, gute medizinische Betreuung und kompetente Schulbildung. Einige der älteren Aidswaisen arbeiten heute in Berufen wie Krankenpflege oder Lehramt. Father Francis meint: I am here to live the gospel of love radically.
Nachdem wir im eigenen Radiosender des Bistums Meru noch die Gelegenheit genutzt haben live unsere Eindrücke zu berichten, waren wir anschließend im Bischofshaus in Meru zum Dinner eingeladen. In familiärer Atmosphäre haben wir uns gestärkt und Father David von der Dompfarrei sowie Caroline für ihre Begleitung und Gastfreundschaft gedankt.
Am Dienstagmorgen in aller Frühe ging es zurück nach Nairobi. Unterwegs hatten wir eine wunderbare Sicht auf den Mount Kenya mit 5199 m Höhe. Zurück in Nairobi wurden wir bereits von Father Healey, einem Urgestein Kleiner Christlicher Gemeinschaften, erwartet.
Gemeinsam mit ihm haben wir die Reise evaluiert und geschaut welche Konsequenzen wir aus der Reise ziehen. Drei Dinge sind uns dabei besonders wichtig:
- Die Reisegruppe ist unterwegs zu einem echten Team geworden. Am Flughafen haben wir alle das Gefühl, dass wir etwas vermissen: Die tollen Menschen, die uns begleitet haben, besonders Father Emmanuel Chimombo und Dr. Alphonce Omolo, und die Wärme und Gastfreundschaft, die uns an allen Orten entgegengebracht wurden.
- Das pastorale Modell Kleiner Christlicher Gemeinschaften können wir nicht kopieren, aber es hält konkrete Ansätze für uns bereit, nämlich Maßnahmen in den Pfarreien umzusetzen, die den Menschen als Gott-suchendes und Gemeinschaft-teilendes Wesen ernst nehmen.
- Es reicht nicht von einem Aufbruch für die Kirche in Deutschland zu reden, sondern jeder einzelne, „ich“ persönlich, bin dazu berufen mit meinem Leben Zeugnis zu geben.
Text: Pfarrer Raimund Obrist und Johannes Duwe