Fast genauso lange wie die zurzeit andauernde Erfurter Herbstlese gibt es das Herbstlesefest der Edith-Stein-Schule Erfurt. Jedes Jahr eröffnen die 5. Klassen dort mit kleinen Theaterstücken die Veranstaltung, bevor am Abend in der Aula eine Buchlesung stattfindet.
In seiner 19. Auflage wartete am 18. Oktober 2018 das neue Organisationsteam mit einem besonderen Autor auf.
So gelang es in diesem Jahr den bekannten Psychiater, Psychotherapeuten, Theologen, Kabarettisten und Buchautoren Manfred Lütz für das ESS Herbstlesefest zu gewinnen. Dass Ihnen damit etwas Besonderes gelungen war zeigte schon die Überbuchung der Kapazitäten der Aula mehrere Wochen vor der Veranstaltung. In Folge dessen wurde der Vortrag dank professioneller Technik in das Foyer der Schule übertragen, wo weitere Zuschauer dem Geschehen live folgen konnten.
Manfred Lütz bezog sich in seinen sehr unterhaltsamen Ausführungen vor allem auf sein neuestes Buch "Wie Sie unvermeidlich glücklich werden". Dieses beschreibt er in erster Linie als Abrechnung mit herkömmlichen Glücksratgebern und sieht sich dementsprechend nicht als Empfehlungsgeber oder Anleiter zum Glücklichsein. Vielmehr zeigte der Autor mit zahlreichen Referenzen zu privaten und beruflichen Erfahrungen und Erlebnissen, aber auch Seitenhieben auf die mediale Verarbeitung des Themas, wo sich einerseits glückliche Momente entdecken lassen und andererseits vermeintliches Glücksstreben als leeres Versprechen entlarvt wird. Seine rheinische Herkunft nutzte er dabei immer wieder geschickt als Bezug, um die teils kabarettistische Darbietungsform zu unterfüttern - mit sichtlichem Erfolg beim Publikum. Dennoch gelingt es Manfred Lütz vor allem im letzten Teil, auch nachdenklichere Töne anzuschlagen indem er die Wahrnehmung des Glücks auch auf den Ebenen des Leides und Schmerzes verdeutlicht.
Der Autor blieb der Schule auch noch am nächsten Tag erhalten und hielt am Vormittag vor den Schülern der Oberstufe einen weiteren Vortrag zu einem seiner Bücher. Diesmal stand nicht sein aktuelles Buch, sondern das schon 2007 veröffentliche Werk "Gott: Eine kleine Geschichte des Größten" auf dem Programm. In dieser Auseinandersetzung mit dem Atheismus greift er auf ein ähnliches kommunikatives Muster zurück, wodurch die Präsentation vergleichbar amüsant verlief. Seine persönlichen Erlebnisse sowie die Auseinandersetzungen mit Atheisten auf wissenschaftlicher und medialer Ebene, bilden die Grundlage seiner Beschäftigung mit der Existenz Gottes. Viele Schüler fühlten sich dadurch nicht nur unterhalten, was auch an der Edith-Stein-Schule bei diesem Thema nicht immer selbstverständlich ist, sondern schienen soweit angeregt, dass sich im Nachgang noch in einer größeren Gruppe ein Gespräch mit dem Autor auf persönlicher Ebene entwickelte. So werden die Nachwirkungen des Besuches von Manfred Lütz sicher nicht nur auf dem Unterhaltungslevel bleiben.
