"Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen"

Zum Tod von Pfarrer i. R. Hermann-Josef Seideneck

Hermann-Josef Seideneck wurde am 5. Juli 1956 in Ferna/Eichsfeld als Sohn der Eheleute Heinrich und Antonia Seideneck geboren. Dort wuchs er mit zwei jüngeren Schwestern auf. Von 1963 bis 1973 besuchte Hermann-Josef Seideneck die POS Ferna-Tastungen und wechselte danach in die Erweiterte Oberschule nach Worbis, wo er 1975 das Abitur ablegte. Von 1975 bis 1978 diente er als Unteroffizier bei der Nationalen Volksarmee. Zwischen 1978 bis 1981 studierte er an der Martin-Luther-Universität in Halle das Fach Chemie und erhielt ein Stipendium aufgrund seiner guten Leistungen. 1979 starb plötzlich sein Vater an einem Herzinfarkt, was einen tiefen Einschnitt in das Leben der Familie mit sich brachte. Während seiner Studien bekam er guten Kontakt zur Studentengemeinde in Halle und verspürte die Sehnsucht nach einem geistlichen Beruf. Im März 1981 brach Hermann-Josef Seideneck sein Chemiestudium ab und bat um Aufnahme im Bischöflichen Amt Erfurt-Meiningen als Priesteramtskandidat und Annahme zum Theologiestudium. Sein besonderes Interesse galt dem Fach Philosophie. 

Bei einer Unterbrechung seiner Studien in Erfurt im Jahr 1987 absolvierte Hermann-Josef Seideneck für 1 Jahr ein Praktikum in der Pfarrei Jena und war im gleichen Jahr behilflich bei der Vorbereitung und Durchführung eines Besuches von Carl Friedrich von Weizäcker in Erfurt. Während des Praktikums nahm er an Vorlesungen im evangelischen Katechetischen Oberseminar in Naumburg teil. Dort wurde 1988 seine Reise zum XVIII. Philosophischen Weltkongress nach Brighton unterstützt, bei der er einen Vortrag über seine Studien zum Philosophen Karl Jaspers vortragen konnte. 1988 setzte er sein Theologiestudium in Erfurt wieder fort. 

Nach dem Abschluss des Theologiestudiums wurde Hermann-Josef Seideneck am zusammen mit zwei weiteren Diakonen am 24. Juni 1989 im Dom St. Marien zu Erfurt durch Bischof Dr. Joachim Wanke zum Priester geweiht. Seinen priesterlichen Dienst begann er am 1. August 1989 als Kaplan in Leinefelde, St. Bonifatius, und wechselte 1992 in die Pfarrei Mühlhausen, von wo aus er auch den Dienst als Militärgeistlicher ausübte. 1994 wurde ihm durch den Bischof die Pfarrei St. Marien zu Brehme als Pfarradministrator übertragen. Durch sein Interesse an der plattdeutschen Sprache wurde die „Plattdütsche Kerken“ eingeführt – ein ökumenischer Gottesdienst mit Gebeten, Liedern und Predigt im Dialekt. Aufgrund seiner philosophischen Studien wurde Pfarrer Seideneck 1998 zum 20. Weltkongress für Philosophie nach Boston zu einem Vortrag mit dem Thema eingeladen: „Das komplementäre Spannungsgefüge von Wissen und Glauben in konkret-geschichtlicher Perspektive von Bultmann-Jaspers-Drewermann.“ Weiterhin beteiligte er sich an einem Kongress im Jahr 2002 in Basel, 2003 in Istanbul und 2008 in Seoul. 2005 übertrug ihm der Bischof die Pfarrei St. Alban zu Effelder. Im Rahmen der Strukturreform übernahm Pfarrer Seideneck 2008 auch die Verantwortung für die neuen Filialgemeinden St. Peter und Paul zu Großbartloff und St. Maria Magdalena zu Wilbich. 2013 verzichtete Pfarrer Seideneck auf die Pfarrei Effelder und übernahm den Dienst als Kooperator der Pfarrei Dom zum Heiligen Kreuz zu Nordhausen mit Wohnsitz in Bleicherode. 

Nach einem schweren Verkehrsunfall musste sich Pfarrer Hermann-Josef Seideneck umfangreichen Rehabilitationsmaßnahmen unterziehen. Im Jahr 2020 zog er in sein elterliches Wohnhaus nach Ferna und wurde im Jahr 2021 in den Ruhestand versetzt. Von Ferna aus übernahm er nach Kräften Dienste in der Pfarrei Teistungen. 

Am 12. Dezember 2025 übergab er sein Leben dem Schöpfer, um dessen Verstehen er sich ein Leben lang mühte.
 

Überpfarrlich übernahm Hermann-Josef Seideneck während seines Dienstes die Verantwortung als Dekanatsjugendseelsorger für das Dekanat Küllstedt und Caritasreferent im Dekanat Bischofferode. 
Pfarrer Hermann-Josef Seideneck war seit 1998 Mitglied im Pactum Marianum.
 

Requiescat in pace!

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke
Bischofsvikar für Priester und Diakone

Das Requiem wird am Samstag, dem 20.12.2025, um 10:00 Uhr in der Kirche St.  Johannes der Täufer zu Ferna gefeiert. Im Anschluss daran ist die Beerdigung auf dem Friedhof von Ferna.