300 Kilometer für die Menschenwürde

Hungertuchwallfahrt führt von Erfurt nach Regensburg zur bundesweiten Eröffnung der Misereor-Fastenaktion

Erfurt (BiP). Der Fasching endet zwar erst am Aschermittwoch, dennoch startet bereits am Veilchendienstag (8. März) in Erfurt eine Aktion zur Fastenzeit.



Rund 50 Pilgerinnen und Pilger aus ganz Deutschland machen sich dann vom Ursulinenkloster aus auf den Weg, um das so genannte Misereor-Hungertuch nach Regensburg zu bringen. Misereor ist das Entwicklungshilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland und eröffnet in Regensburg seine bundesweite Fastenaktion 2011 mit dem Motto "Menschenwürdig leben. Ü;berall!".

Mit der Hungertuchwallfahrt werden die Eröffnungsstädte der letzten und der diesjährigen Fastenaktion verbunden. Weil der Weg von Münster, dem Eröffnungsort im vergangenen Jahr, nach Regensburg zu weit ist, startet die Wallfahrt ausnahmsweise in Erfurt. Bevor es losgeht, kommen die Teilnehmer schon am Rosenmontag zu einem Einkehrtag zusammen, um sich geistlich vorzubereiten und über die Fastenaktion von Misereor zu informieren. Die eigentliche Wallfahrt beginnt am Dienstag nach dem Aussendungsgottesdienst in der Klosterkirche der Ursulinen (8 Uhr).

Misereor hat mit dem Hungertuch einen um 1.000 nach Christi Geburt entstandenen Brauch wiederbelebt, vor Ostern den Altarraum der Kirche mit einem Hungertuch zu verhängen. Früher waren die Tücher mit Bildern aus der Leidensgeschichte Jesu bestickt und sollten die Christen während der Fastenzeit zu einem intensiveren Glauben mahnen.

Vor über 30 Jahren wurde der Brauch von Misereor wieder aufgegriffen. Alle zwei Jahre schaffen Künstler aus den Ländern des Südens ein Glaubenszeugnis aus ihrem Kulturkreis. In diesem Jahr geht das zwei mal drei Meter große Hungertuch "Was ihr dem Geringsten tut" von Sokey Edorh, einem Künstler aus Togo, auf die Reise. Der Künstler wird am Eröffnungsgottensdienst in Regensburg teilnehmen.

Die erste Wallfahrt mit einem Hungertuch wurde im Februar 1986 von einer privaten Initiative in Hildesheim organisiert. Sie führte über 40 Kilometer von Hildesheim nach Hannover. Die Pilger liefen nach einem Gottesdienst am Abend los und kamen am nächsten Morgen an ihrem Ziel an. "Wir wollten das Motto der Fastenaktion einmal wörtlich nehmen und uns auf den Weg machen, um unseren Glauben zu demonstrieren.", erinnert sich Markus Tute, der die erste Wallfahrt organisierte. 1987 wurde die Wallfahrt dann offiziell zur MISEREOR-Hungertuchwallfahrt.

Dieses Jahr sind 300 Kilometer von Erfurt nach Regensburg zu bewältigen. Dazu teilen sich die Pilger in Gruppen auf, um im Stafettensystem Tag und Nacht voranzukommen. Eine Gruppe läuft mit dem Hungertuch, während eine andere Gruppe ruht, eine dritte fährt derweil zum nächsten Ü;bergabepunkt, um das Tuch weiterzutragen. Eine vierte Gruppe kehrt bei Gemeinden ein, die am Thema der Fastenaktion und an der Thematik des Hungertuches interessiert sind.

Geschlafen wird mit Schlafsack und Isomatte in Gemeindehäusern, Schulen oder anderen Einrichtungen. Hier entsteht oftmals ein reger Austausch zwischen einzelnen Gemeindemitgliedern und den Wallfahrenden. Gruppen und Vereine in den Gemeinden, aber auch Einzelpersonen sind von Misereor eingeladen, eine Teilstrecke mit den Wallfahrerinnen und Wallfahrern gemeinsam zu gehen. Auf der letzten Etappe wird das Hungertuch von allen Gruppen gemeinsam getragen und zieht zum Eröffnungsgottesdienst der Misereor-Fastenaktion am ersten Fastensonntag (13. März) in den Regensburger Dom ein.

Streckenverlauf mit genauen Orts- und Zeitangaben (pdf-Datei)

www.hungertuchwallfahrt.de

www.misereor.de