Zur Diskussion um das Landeserziehungsgeld und die Einführung des Bundesbetreuungsgeldes

Erklärung des Katholischen Büros Erfurt

Eltern tragen für die Erziehung ihrer Kinder eine hohe Verantwortung. Besonders in den ersten Jahren sind Zeit für die Kinder, finanzielle Unterstützung und gesicherte Betreuungsstrukturen wichtige Rahmenbedingungen.

Leider ist die aktuelle Diskussion sowohl über das Landeserziehungsgeld als auch über das Bundesbetreuungsgeld geprägt durch mangelnde Sachlichkeit und politische Instrumentalisierung.

Ich möchte die Regierungsparteien in Thüringen an ihre Koalitionsvereinbarung vom Oktober 2009 erinnern, in der es heißt: "Es besteht Einvernehmen, den Rechtsanspruch auf einen Platz einer Kindertageseinrichtung zu erweitern. Künftig soll dieser ab dem ersten Geburtstag des Kindes beginnen. Die Regelungen zum Landeserziehungsgeld werden entbürokratisiert. Das Landeserziehungsgeld wird künftig flexibel im Anschluss an das Bundeselterngeld für zwölf Monate gezahlt."

Deshalb hilft es in der aktuellen Diskussion weder den Kindern noch den Eltern, wenn direkte Leistung an Familien, wie das Thüringer Landeserziehungsgeld, auf der einen Seite und der Ausbau einer bedarfsgerechten qualitativ guten Kindertagesbetreuung auf der anderen Seite gegeneinander ausgespielt werden. Eltern und Kinder brauchen beides, um in echter Wahlfreiheit für ihre konkrete familiäre Situation den richtigen Weg gehen zu können.

Deshalb ist in unserer Gesellschaft neben der Wertschätzung institutioneller Betreuung auch das Bewusstsein zu fördern, dass eine verlässliche Eltern-Kind-Beziehung gerade in den ersten Lebensjahren nicht einfach institutionell ersetzt werden kann.

Zur Versachlichung der Debatte trägt auch ein Blick in die statistischen Jahrbücher des Freistaates Thüringen (Ausgaben 2007 bis 2011) bei. Die Daten zeigen, dass die Einführung des Landeserziehungsgeldes nicht zu einer Senkung der Besuchsquote der Ein- bis Zweijährigen in Kindertageseinrichtungen geführt hat.

Jahr Kinderzahl in Tageseinrichtungen Besuchsquote in %
2006 4.824 28,0
2007 5.076
30,5
2008 5.657 34,6
2009 7.567
44,2
2010 7.935 
45,

 

Die gleiche Tendenz ist bei der Besuchsquote der Zwei- bis Dreijährigen zu beobachten: 2008: 76,1 %; 2009: 79,4 %; 2010: 81,6 %.

Ordinariatsrat Winfried Weinrich
Leiter des Katholischen Büros


Das Katholische Büro Erfurt vertritt in Thüringen das 1994 neu gegründete Bistum Erfurt sowie die Diözesen Dresden-Meißen und Fulda, deren Territorien auch Teile Thüringens umfassen. Das Büro versteht sich als eine Kontaktstelle der katholischen Bischöfe zur Landesregierung und ihren Ministerien, zum Landtag sowie zu Parteien und gesellschaftlichen Verbänden in Thüringen und soll zur Gestaltung eines dialogischen und vertrauensvollen Verhältnisses zwischen Staat und Kirchen beitragen.