Von Weihbischof Hans-Reinhard Abschied nehmen zu müssen, fällt mir schwer. Es gibt wenige priesterliche Persönlichkeiten, die mich so nachhaltig geistlich und menschlich geprägt haben wie unser Weihbischof.
Oder darf ich sagen: „mein“ Weihbischof? Im fünften Jahr meines bischöflichen Dienstes, das war 1985, wurde er von Papst Johannes Paul II. zu „meinem“ Weihbischof ernannt. Da damals das Bistum Erfurt noch nicht existierte, war er kirchenrechtlich gesehen dem Apostolischen Administrator Wanke zugeordnet. Doch bekenne ich gern: In der mitbrüderlichen Zusammenarbeit mit ihm habe ich mehr empfangen als ich zurückgeben konnte.
In dieser Stunde des Abschieds darf ich es sagen und ich verrate dabei kein Geheimnis: Er war damals mein Wunschkandidat als Weihbischof. Ich kannte Hans-Reinhard Koch schon länger als bewährten Mitarbeiter von Bischof Hugo Aufderbeck, den wir beide als Seelsorger und Theologen schätzten. Gerade in meinen Anfangsjahren als Nachfolger von Bischof Aufderbeck hat Hans-Reinhard Koch mir bei meinen Anfangsschritten im Bischofsdienst sehr geholfen. Seine Erfahrungen, sein diskreter Rat und sein umsichtiger Einsatz in verschiedenen Aufgaben innerhalb des Ordinariates, besonders im Personalbereich, waren mir wichtige Hilfen.
Bis zum Jahr 2004 war Weihbischof Hans-Reinhard im aktiven Dienst. Aber auch danach hat er nach Maßgabe des Möglichen im Bistum seelsorglich mitgeholfen. Für seinen treuen und verlässlichen Einsatz danke ich ihm – und mit mir viele andere.
In dieser Stunde des Abschieds möchte ich gern auch einen Aspekt seines Wirkens hervorheben, den man öffentlich kaum bemerkte: Seine Zuwendung zu einzelnen Personen und Familien, sei es in der seelsorglichen Begleitung, sei es in der konkreten Lebenshilfe in schwierigen Wegabschnitten. Weihbischof Koch verkörperte für mich die gelungene Synthese von nüchterner Wahrnehmung der Fakten und dem Bemühen, das eigene Herz in die Beurteilung einer Situation mit einzubringen. Sein durchaus kritisches Urteil und die vom Evangelium her motivierte barmherzige Zuwendung gerade zu jenen, die sich mit dem Leben schwer tun – das hat mich und viele andere von ihm überzeugt. Nein: Wir haben keinen „Kirchenfunktionär“ verloren, sondern einen Seelsorger und Hirten, der an der barmherzigen Zuwendung unseres Herrn zu den „Kleinen und Geringen“ Maß nahm. Möge diese Barmherzigkeit „von oben“, die uns alle trägt, ihn nun für immer umfangen. R.i.p.
Erfurt, den 25. April 2018
+ Bischof em. Joachim Wanke