Viele von Ihnen, liebe Schwestern und Brüder, haben im September dieses Jahres am Ereignis des Papstbesuches Anteil genommen. Manche haben sich von den Gottesdiensten berichten lassen oder davon gelesen, andere haben am Fernsehen vieles miterlebt und waren so mit dem Hl. Vater und den vielen Wall-fahrern im Gebet verbunden. Manche konnten vielleicht sogar persönlich bei einem Gottesdienst dabei sein.
Oft werde ich gefragt, was von diesem Besuch unseres Papstes Benedikt bleiben wird. Was bleibt, ist zunächst eine große Dankbarkeit. Es ist nicht selbstverständlich, dass der Hl. Vater auch in die neuen Bundesländer kam und in unserem Bistum an zwei Orten Station gemacht hat: im Eichsfelder Wallfahrtsort Etzelsbach und in Erfurt selbst. Dieser Besuch war für uns alle, für die ganze Bistumsfamilie ein großes Geschenk. Er hat uns gezeigt, wie sehr Papst Benedikt sich mit Deutschland, besonders auch mit uns Gläubigen in den neuen Bundesländern verbunden weiß.
Ich möchte der ganzen Bistumsfamilie für das herzliche Willkommen danken, das wir gemeinsam dem Papst bereiten konnten. Ich habe mich gefreut über die vielen, auch aus den Nachbardiözesen, die sich, über alles Erwarten hinaus, zu den Gottesdiensten auf den Weg gemacht haben - trotz mancherlei Strapazen und ungewohnter Tageszeiten. Ich werde die wunderschönen Gottesdienste in Etzelsbach und Erfurt noch lange in dankbarer Erinnerung behalten. Viele haben dazu beigetragen. Gerade auch unsere Kinder und Jugendlichen haben dabei überzeugt. Von vielen Seiten bin ich für unser gelungenes "Thüringer Papstprogramm" beglückwünscht worden. Allen Helferinnen und Helfern in den vielgestaltigen Diensten in diesen Tagen, aber auch allen, die durch ihr Gebet bei der Vorbereitung geistlich geholfen haben, ein herzliches "Vergelt´s Gott"!
Was von diesem Besuch bleiben wird, ist die Besinnung auf die Mitte des christlichen Glaubens, die Papst Benedikt in das Zentrum seiner Predigten gestellt hat. Diese Mitte ist Jesus Christus und unsere Verbundenheit mit ihm. Die Bildrede vom Weinstock und seinen Rebzweigen aus dem Johannesevangelium (Kap. 15) verweist auf das Lebensgesetz des Glaubens: Ohne Ihn, unseren Herrn, vermögen wir nichts - mit Ihm vermögen wir alles. Nur in dieser Christusverbundenheit, die sich aus dem Wort Gottes, aus der Feier der Sakramente speist, kann kirchliches Leben blühen und Früchte bringen. Sie, liebe Schwestern und Brüder tragen durch Ihr Gebet und das geduldige Ertragen so mancher alters- und krankheitsbedingten Leiden zu dieser Christusverbundenheit der ganzen Ortskirche bei.
Der Papst hat die Standfestigkeit der Christen im Osten in der kommunistischen Zeit gewürdigt - und die Aufbauleistung aller Menschen in den neuen Bundesländern! Das hat uns natürlich gut getan. Aber in den Papstpredigten war auch die eindringliche Mahnung hörbar: Ihr seid damals im Glauben stark und treu geblieben, nun lasst euch nicht in einer gewandelten Zeit mit ihren liberalen Grundsätzen davon abbringen! Diese Mahnung sollten wir beherzigen und sie unseren Kindern und Enkeln weitergeben.
Das sind einige Gedanken, die mich angesichts des Papstbesuches im September bewegen. Diese Tage haben von uns viel abverlangt. Dass so viele Wallfahrer von Etzelsbach und von Erfurt fröhlich und im guten Sinne in ihrem Christsein "auferbaut" wieder nach Hause in ihren Alltag zurückkehrten, hat mich gefreut. Und dass wir so vielen Menschen hierzulande und in der weiten Welt Zeugnis von unserer Glaubensfreude geben konnten, das betrachte ich als ein echtes Geschenk. Allein deswegen haben sich alle Anstrengungen gelohnt.
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
wir dürfen wieder Advent feiern, eine Zeit der Vorfreude auf Weihnachten. Unsere Hoffnung auf eine gute Zukunft gründet nicht allein auf dem, was wir können und zustandebringen. Lasst uns vielmehr voll Vorfreude immer neu auf das Heil schauen, das Gott für uns bereit hält. Das haben die Heiligen getan, auf deren Lebensbeispiel uns Papst Benedikt bei seiner Predigt in Erfurt eindringlich verwiesen hat. An unseren Bistumspatronen, an Elisabeth, an Bonifatius, an Kilian und vielen anderen Heiligen wird erkennbar, was der Gottesglaube vermag und wie er in die jeweilige Zeit hineinwirkt. Diese weltverwandelnde, Hoffnung stiftende Kraft hat der Glaube auch heute. Nichts braucht die Welt dringlicher als Heilige, als adventliche Menschen. Sie sind die wahren Hoffnungsträger für die Welt.
Ihnen und Ihren Lieben allen erbitte ich Gottes reichen Segen. Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes, behütetes neues Jahr. Mit der Bitte um Ihr fürbittendes Gebet für unsere Bistumsfamilie grüßt
Ihr Bischof
+ Joachim Wanke
Der Brief des Bischofs wird auf den Materialseiten von pfarrbriefservice.de/erfurt für die Öffentlichkeitsarbeit in den Kirchengemeinden zur Verfügung gestellt.