Bischof Franz Kamphaus hat einmal gesagt: "Religiös sein heißt, Gott zu verehren, nicht Gott zu spielen." Das ist ein sehr aktuelles Wort.
So sehr es heute modern wird, sich für Religion zu interessieren, so sehr wächst aber auch die Angst vor einer entschiedenen religiösen Lebensbindung. Hinter jedem Muslim etwa, der seinen Glauben ernst nimmt und ihn gar in der Öffentlichkeit praktiziert, vermutet man sofort einen Fundamentalisten, ja einen verkappten Terroristen.
Hier droht ein Missverständnis, dass auch uns Christen trifft. Ja, zugegeben: Man kann Religion missbrauchen wie viele andere Dinge. Der schlimmste Missbrauch einer Religion ist der, mit ihrer Hilfe selbst Gott spielen zu wollen.
Wer sein Knie vor der Krippe Jesu beugt, ist vor dieser Gefahr bewahrt. Er tut etwas, was ihn selbst groß macht. Er verehrt demütig den, der selbst demütig sein wollte. Wer sich Gott anvertraut, der sich in dem gewaltfreien Menschen Jesus offenbart hat, dem Abbild der göttlichen Gewaltfreiheit, der zeigt an, dass er Weihnachten verstanden hat.
Leider gibt es Anzeichen dafür, dass in unserer Gesellschaft Gewalt mehr und mehr stillschweigend akzeptiert wird. Zumindest scheinen die Hemmschwellen für Gewaltanwendung niedriger zu werden. Wer selbst einmal Opfer von Gewalt wurde, verbindet damit schlimme Erfahrungen. Kinder etwa, die dies in der eigenen Familie erlebten, sind oft für ihr ganzes Leben gezeichnet.
Weihnachten, richtig gefeiert, könnte helfen, dass
es in unserer Gesellschaft weniger gewalttätig zugeht. Das ist meine Bitte an alle Menschen guten Willens: Gewalt sollte immer mehr gesellschaftlich geächtet werden. Weihnachten mit Herz und Verstand zu feiern ist ein guter Beitrag dazu. Schämen wir uns also nicht, unser Knie vor der Krippe Jesu zu beugen. Dieser Kniefall hilft uns allen auf.