Um Gottes Willen den Menschen nah!

Predigt von Bischof Wanke zur Bistumswallfahrt am 17.9.2000

Wallfahrt  im  Jubiläumsjahr  2000  -  zwei  Jahrtausende  nach  Jesus  Christus!
Zahlreiche  Jubiläumsveranstaltungen  fanden  in  diesem  Jahr  statt  und  werden  noch stattfinden.  Die runde  Jahreszahl  hat  ihre  Faszination.  Freilich: Wird  von diesem  Jahr mehr  bleiben  als die  Erinnerung  an  Feuerwerk  und  Knallen von  Sektkorken?
Wird  uns  Christen  dieses  Jubiläumsjahr  verändern  -  oder  gehen  wir  einfach  nach diesem  Jubiläum  zur  Tagesordnung  über?  Dieser  Auftrag  Jesu  sitzt  mir  wie  ein Stachel im  Fleisch: „Macht  alle  Menschen  zu  meinen  Jüngern!" - Auch  in  Thüringen?

„Seit 2000  Jahren  gibt es das  Christentum",  sagte  ein  Schüler  im  Religionsunterricht. „Ich  sehe  aber  nicht,  dass  es  die  Menschen  besser  gemacht  hat!"  „Seit  2  Milliarden Jahren  gibt  es  Wasser",  antwortete  der  Pfarrer.  „Und  nun  schau  Dir  einmal  deinen Hals an!"

Dieser  humorvolle  Wortwechsel  sagt  über die  Situation  des Christentums  2000  Jahre nach  Christus  mehr  als  eine  lange  Predigt.  Man  muss  von  einer  Sache  Gebrauch machen  - erst  dann  kann  man  sagen:  Sie  ist gut  - für  mich  und  auch  gut  für  andere.
Haben  wir  Christen  den  vielen,  die  hier  in  unserem  Land  Gott  und  Jesus  Christus nicht  mehr  kennen, etwas  vorenthalten?  Bleiben  wir  ihnen  nicht  etwas  schuldig  -  das Zeugnis  unseres  christlichen  Glaubens?

In diesem  Jubiläumsjahr  hat  unser  Papst  vor  aller  Welt  ein  Schuldbekenntnis  für  die Sünden  der  Christenheit  abgelegt.  Das  hat  viel  Beachtung  gefunden  und Nachdenklichkeit  ausgelöst.  Müssten  wir  Christen, die  in diesem  Land  zur  Minderheit geworden  sind,  nicht  auch  ein  Schuldbekenntnis  ablegen?  Und  zwar  dieses:  Wir bleiben  unter  uns,  beschäftigen  uns  mit  unseren  eigenen  Sorgen  und  Problemen und  allen  möglichen  innerkirchlichen  Querelen  -  und  überhören  den  Auftrag  unseres Herrn,  den  Menschen  an  unserer  Seite  das  Evangelium  zu  bringen.  Das  ist ja  doch der  eigentliche  Sinn  von  Kirche:  Sie  ist  nicht  für  sich  selbst  da.  Sie  ist  für  die Menschen da. Sie  muss  „um Gottes Willen  den  Menschen  nahe"  sein.

Darum  ist eine erste  Konsequenz  aus dem  Heiligen  Jahr  diese:

Lasst  uns mit  Freude, zwar demütig, aber  doch selbstbewusst  Christen  sein!
Der  katholische  Glaube  und  die  Verbindung  mit  der  Pfarrgemeinde  haben  unserem Leben  in  den  DDR-Jahrzehnten  Halt  gegeben.  Wir  sollten  uns  jetzt  nicht  durch  die offene,  liberale  Gesellschaft  im  Glauben  verunsichern  lassen.  Es  gibt  auch  heute keinen  anderen,  der  „Worte  des  Lebens"  hat,  als  Jesus  Christus  allein.  Nicht  der Quelle-Katalog  und  der  Otto-Versand  machen  uns  reich  (schön,  dass  es  so  etwas gibt).  Reich  sind  wir,  weil  wir  durch  Jesus  Christus  Gott  kennen  und  noch  am  Grab das österliche Alleluja  anzustimmen  wagen.

Gebrauch  machen  vom  Evangelium!  Das  Taufwasser  im  eigenen  Leben  wirksam werden  lassen!  Die  Gesinnung  Christi  wirklich  zur  eigenen  innersten  Lebenshaltung machen  -  nicht  nur,  wenn  wir  ins  Gesangbuch  schauen,  sondern  dann,  wenn  wir unseren  Mitmenschen  ins Gesicht  schauen!

Aber  ich füge gleich  hinzu, und das  ist heute  mein wichtigstes  Anliegen:
Lasst  uns  Christen  sein,  die  ihren  Glauben  nicht  verstecken.  „Geht,  verkündet
das  Evangelium!" „Seid  meine Zeugen!", so  ruft es  uns der  Herr zu.

Bewegt  uns  dieser  Auftrag  Christi?  Macht  er  uns  unruhig?  Ich  muss  sagen:  Mich bedrängt, dass  in dieser  Stadt,  in  unserem  Thüringer  Land  Menschen  leben, die  Gott nicht  kennen,  nicht  wirklich  existentiell  kennen.  Die  Mehrzahl  der  Einwohner Thüringens  hat  vergessen,  dass  dieses  Land  christliche  Wurzeln  hat.  Das  kann  und darf  uns  nicht  ruhig  lassen.  Darum  muss  das  Jahr  2000  - wenn  es  denn  überhaupt einen Sinn  hat - unter  uns diesen  Impuls auslösen:
Das  Evangelium Jesu  Christi  muss  neu zu den  Menschen  kommen!

Unser  Freistaat  beruft  sich  auf  Elisabeth  und  Luther,  auf  Meister  Eckehard  und Bach,  aber  die  meisten  Menschen  wissen  nicht  mehr,  woraus  diese  Personen  gelebt und  worauf  sie  gehofft  haben.  Die  Leute  besichtigen  die  Dome,  Kirchen  und christlichen  Denkmale  und wissen  in diesem  Stammland  der  Reformation  nicht  mehr, warum  und wofür sie gebaut  sind.
Es  mag  ihnen  so  gehen,  wie  einem  Weimarer  Kunstprofessor  des  vorigen Jahrhunderts.  Als  er  zum  Sterben  kam,  reichte  man  ihm  ein  Kruzifix.  Er  sah  es  an, murmelte  noch  mit  schwacher  Stimme:  „Herzogliche  Kunstsammlungen,  Weimarer Zopfstil,  18.  Jahrhundert"  und  drehte  sich  zur  Wand  um  -  und  starb.  Wir  haben  das kostbarste  Erbe  verschleudert,  das  wir  besitzen:  Gott  zu  kennen,  wie  ihn  uns  Jesus Christus bekannt  gemacht  hat.

Natürlich  kann  man  sagen:  Diese  Entchristlichung  Thüringens  hat  ihre  Geschichte. Vieles  erklärt  sich  aus  der  Vergangenheit,  etwa  aus  den  DDR-Jahrzehnten  mit  ihrer systematischen  Bekämpfung  der  christlichen  Religion,  ihrer  Verdrängung  aus  der Öffentlichkeit.  Aber  dürfen  wir  uns  damit  beruhigen?  Gibt  es  denn  wirklich  keine Chancen,  neu den  christlichen  Glauben  den  Menschen  nahe zu  bringen?

Ich gebe  zu:  Die  Menschen  sind  heute  misstrauisch, wenn  sie das  Gefühl  haben,  für etwas  „geworben" zu werden.  Mir geht  es  selbst  so.  Nein  - wir  Christen  werben  nicht für  einen  Verein.  Wir  werben  vielmehr  für  eine  bestimmte  Lebenssicht,  für  einen bestimmten  Lebensstil.  Wir  werben  für  ein  Leben  mit  einem  weiten  Horizont,  weiter als alle  Reisebüros  zusammen  ihn uns vermitteln  können.

Wie  mag  solche  Horizonterweiterung  konkret  zustande  kommen?

Ich  meine  so:  dass  wir  selbst  glaubwürdig  Christen  sind,  dass  wir  uns  unseres Gottesglaubens  nicht  schämen,  dass  wir  frohgemut  Gottesdienst  feiern,  dass  wir  zu unseren  Mitmenschen  von  Herzen  gut  sind.  Und:  dass  wir jedem  Rede  und  Antwort stehen,  der  nach der  Hoffnung fragt,  die  uns erfüllt  (vgl. 1 Petr  3,15).

Es gibt  Fragen,  die  irgendwann  jedem  von  Ihnen  schon  einmal  gestellt  worden  sind. „Wie  machst  Du  das  nur?" „ Wie  bist  Du  damit  nur fertig  geworden?"  „Kannst  Du  mir nicht  einmal  in  meiner  schwierigen  Situation  raten?"  Die  Leute  erwarten  keine religiösen  Ansprachen.  Aber  sie  erwarten,  dass  Du  dann  ganz  wach  da  bist  -  mit Hand,  Herz  und  Mund.  Ja,  auch  mit einem  guten  Wort.  Denn  unser  Glaube  braucht nicht  stumm  zu  bleiben.  Unser  Gott  hat  ein  Gesicht  und  einen  Namen,  den  man anrufen  kann: Jesus  Christus.  Das  Wort  der  Heiligen  Schrift  spricht  auch  heute.  Und auch  Menschen, die  noch  nicht zur  Kirche gehen, können  schon  anfangen  zu beten.

Du  bist  ja  in  Deiner  Umgebung  als  Christ  bekannt.  Man  schaut  auf  Dich.  Man bewertet  Dein  Leben.  Das  ist  uns  manchmal  lästig. Aber  das  ist  auch  eine  Chance. Sag  einfach,  woraus  Du  lebst.  Steh  dazu,  dass  Du  nicht  nur  aus  Gewohnheit  zur Kirche  gehst,  sondern  dass  Dir  der  Gottesdienst  wichtig  ist,  „weil  der  Mensch  eben nicht  nur  vom  Brot  allein  lebt,  sondern  von  jedem  Wort,  das  aus  Gottes  Mund kommt"  (Mt 4,4).

„Gestandene"  christliche  Frauen  und  Männer,  die  aus  einem  entschiedenen Gottesglauben  ihr  Leben  meistern,  aber  auch  Christen,  die  selbst  mit  einem schweren  Lebenskreuz  zu  ringen  haben, etwa  einer  Krankheit,  sind durchaus  für  ihre Mitmenschen  interessant  -  wenn  denn  gespürt  wird:  Das  sind  Menschen,  die glaubwürdig  sind.  Christen  sind  nicht  Leute, denen  immer  und  sofort  alles  gelingt.  Im Bild  gesprochen.  Man  kann  sogar  mit  leicht „angeschwärztem  Hals"  einen  anderen auf  Wasser  aufmerksam  machen!  Hier  geht  es  nicht  um  100-Prozentigkeit!  Aber kritische  Zeitgenossen  spüren  sofort,  aus  welchen  Quellen  einer  lebt,  besonders dann, wenn er allen  Grund  hätte, am  Leben  und an der Welt zu verzweifeln.

Schon  heute  gibt  es  in  Thüringen  der  Kirche  völlig  fernstehende  Menschen,  die anfangen,  nach  dem  Gottesglauben  und  nach  der  Taufe  zu  fragen.  Es  sind  keine Massen,  aber  solche  Nachfragen  nehmen  zu, meist  aus  Familien,  in denen  Gott  und Kirche  schon  seit  langem  Fremdworte  sind.  Es  sind  freilich  auch  Getaufte  darunter, im  Eichsfeld  etwa,  aber  nicht  nur  dort,  die  irgendwann  den  Anschluss  an  die Gemeinde verloren  hatten - und  nun  nach einem  Neuanfang  im Christsein  suchen.

Lasst  mich  hier  -  auch  aus  gegebenem  Anlass  -  auch  dies  sagen:  Die  Sorge, ob  und  wie  meine  ungetauften  Thüringer  Mitbürger  zu  Christus  finden,  ist  mir weitaus  wichtiger  als  die  Frage,  ob  die  evangelischen  Mitchristen  mein katholisches  Kirchenverständnis  bejahen  oder  nicht  bejahen.  Natürlich  glauben wir  als  Katholiken,  dass  in  unserer  Kirche  Gott  uns  alles  gegeben  hat,  was  wir zum  Heile  brauchen.  Kardinal  Ratzinger  hat  uns  soeben  wieder  daran  erinnert. Aber angesichts  der  konkreten  Situation,  in  der  wir  uns  hier  in  den  neuen Bundesländern befinden, wäre es verheerend, wenn  wir jetzt  als  Katholiken  und Protestanten  uns  gegenseitig  unser jeweiliges  Selbstverständnis  um  die  Ohren hauen.

Natürlich  liebe  ich  meine  katholische  Kirche,  ebenso  wie  Kardinal  Ratzinger. Und  ich  halte  sie für die einzig  richtige, die für  mich  in  Frage  kommt. Aber  es  ist so wie  bei  verliebten  jungen  Leuten.  Für  den,  der  wirklich  Feuer  gefangen  hat, gibt  es  nur  die  eine  und  umgekehrt.  Dass  es  noch  andere  durchaus  auch hübsche  Mädchen  und  Burschen  gibt,  bleibt  ausgeblendet.  Vermutlich  muss das ausgeblendet  bleiben, sonst wird  es  nichts  mit den  beiden.

Genau  das  ist  -  im  Bild  gesprochen  -  die  Schwierigkeit,  gleichsam  der  Spagat einer  echten  Ökumene.  Man  muss  Herz  und  Verstand  zusammen  sprechen lassen.  Die eigene  Kirche  lieben, aber  die  anderen  Mitchristen  nicht  verketzern, mehr  noch:  sie  mit  Sympathie  im  Blick  behalten!  Uns  Katholiken  tut  es  gut, wenn  wir  bei  unseren  evangelischen Glaubensgeschwistern  viele  Dinge entdecken,  die  Gottes  Heiliger  Geist  bewirkt.  Darüber  dürfen  wir  uns  freuen.
Etwa,  wie  hier  bei  uns  in  Erfurt  die  evangelischen  Schwestern  vom  Casteller Ring  wirken,  wie  sie  ehrfürchtig  jeden  Sonntag  das  Abendmahl  feiern,  das Chorgebet  halten  und  den  Menschen  in  ihren  Sorgen  und  Nöten  nahe  sind. Das  ist  konkretes  Christuszeugnis!  Möchten  doch  viele  von  uns  sich  davon  für ihr  eigenes  Christsein,  ob  katholisch  oder  evangelisch  beflügeln  lassen!  Das heiße  ich  einen  wahrhaft  edlen  und  verdienstvollen  ökumenischen  Wettstreit: Wie  wir  am  besten  Christus  und  den  Menschen  dienen  können!  Was  freilich nicht  heißt,  dass  ich  bei  der  Entscheidung  für  meine  Kirche  keine  guten theologischen  Gründe  habe.  Auch  in  der Frömmigkeit  soll  man  nicht  das Nachdenken  suspendieren.  (Das  sollten  übrigens  auch  Verliebte  nicht  tun  -beim  Flirten den  Kopf verlieren!).

Ohne  Bild  gesprochen:  Es  gibt  noch  Unterschiede  zwischen  Katholisch  und Evangelisch.  Und  daran  gilt  es  weiter  geduldig  zu  arbeiten,  mit  theologischem Sachverstand,  mit  Respekt  vor  der  jeweils  anderen  Tradition  und  mit  dem festen  Willen,  diese  wieder  auf  Dauer zusammenzuführen.  Das  braucht  ein solides,  belastbares  Wohlwollen  füreinander.  Aber  darüber  ist  hier  und  jetzt nicht zu sprechen.  Das sind gleichsam  „innerbetriebliche"  Fragen.

Wichtiger  und  um  vieles  entscheidender  ist,  ob  ungetaufte  Thüringer  überhaupt  die Chance  erhalten,  Jesus  Christus  berühren  zu  können!  Ob  sie  Gottes  Wort  kennen lernen!  Ob  sie  zum  Glauben  finden  an  den,  der  gesagt  hat:  „Ich  will,  dass  sie  das Leben  haben,  und  es  in  Fülle  haben" (Joh  10,10). Wer  Jesus  Christus  entdeckt,  wird auch die  Kirche entdecken. So geht der Weg,  nicht  umgekehrt!

Ich  rufe  euch,  liebe  katholische  Mitchristen,  aber  auch  alle  Christen  Thüringens  auf, so etwas  wie  „Lobbyisten" des  Evangeliums  Jesu  zu  sein.  Ein  geflügeltes  Wort  unter Journalisten  lautet:  Nur  eine  schlechte  Nachricht  ist  eine  gute  Nachricht.  Gute Nachrichten  verbreiten  sich  im  Normalfall  nicht  so  schnell  wie  Katastrophenmeldungen.  Für  gute  Nachrichten  muss  man  etwas  einsetzen.  Sie  brauchen  eine Lobby.

Diese  Lobby-Arbeit  für  seine  gute  Botschaft  will  Jesus  Christus  von  uns.  Das  ist  ein klarer Auftrag.  Er gilt  auch  uns  in Thüringen.  In einer  Mittagsveranstaltung  soll  heute in  der  Brunnenkirche  darüber  noch  weiter  debattiert  werden.  Wenn  wir  uns  nicht scheuen,  unseren  Kollegen,  Bekannten  und  Freunden  gute  Urlaubs-  oder Einkaufstipps zu  geben  - warum  sollten  wir  ihnen  nicht  sagen  dürfen, was  uns  unser christlicher  Glaube  bedeutet?  Vielleicht  ist  Gott  schon  intensiver  bei  manchen  am Werk,  als wir  meinen.  Ich  behaupte  einmal:  Die wenigsten  Thüringer  sind  Atheisten.
Das  ist  ja  ernsthaft  auch  kaum  ein  Leben  lang  durchzuhalten.  Aber  die  meisten unserer  Mitbürger  trauen  der  Kirche,  den  Kirchen  nicht  recht  über  den  Weg.  Sie sehen  zu  viel  Apparat,  zu  viel  bürokratische  Behörde.  Sie  sehen  zu  wenig Evangelium.  Das - so  meine  ich - muss  sich  ändern!

Nehmt  von  dieser  Wallfahrt  diesen  Impuls,  diese  Botschaft  des  Jubiläumsjahres 2000  mit:  „Das  Evangelium  in  Thüringen  auf  den  Leuchter  stellen  -  auch  für NichtChristen!"  Das  war  das  Thema  des  Pastoraltages  in  unserem  Bistum  im  März 1999  gewesen.  Ich  werde  in  Kürze  an  alle  Pfarrgemeinderäte  eine  Einladung schicken,  anhand  konkreter  Vorschläge  einmal  in  dem  einen  oder  anderen Lebensfeld  zu  versuchen,  „das  Evangelium  unter  die  Leute  zu  bringen".  Beratet  mit der  Pfarrgemeinde  darüber  und greift einmal  ein  konkretes  Vorhaben  auf.
Ich  rege  an,  etwa  im  Jahr  2002  einmal  eine  Bestandsaufnahme  all  der  Versuche  zu machen,  die  in  diese  Richtung  gelaufen  sind.  Es  gibt  schon  eine  ganze  Reihe  guter Einzelbeispiele,  etwa:

Aktion „Offene  Kirchentür";
Gottesdienste,  bei  denen  auch  NichtChristen  vorkommen  und  begrüßt  werden;
Christen in der  Telefonberatung;
Kirche  im offenen  Kanal einer  Kommune;
christliche  Beiträge  in Tageszeitungen,  im  MDR;
nichtgetaufte Jugendliche,  nichtchristliche  Gäste  in unseren  kirchlichen  Häusern;
NichtChristen,  die  sich  bei  der  Caritas  engagieren,  bei  den  Maltesern,  in  einer Pfadfindergruppe  usf.
Ich  selbst  merke  es  immer  wieder,  wenn  ich  NichtChristen,  etwa  Ärzten,  Politikern, Wirtschaftsleuten  begegne:  Man  hört  durchaus  auf  das,  was  unsere  Kirche,  was christlicher Glaube vom  Menschen  und zu den  Problemen  der Zeit zu sagen  hat.

Liebe  Schwestern  und  Brüder!  Haben  wir  mehr  Selbstbewusstsein!  Ich  füge  gern hinzu:  demütiges  Selbstbewusstsein!  Wir  sind  reicher  als  wir  meinen.  Wir  Christen besitzen  Hoffnungsgüter,  von  denen  die  Welt  morgen  leben  wird.  Wir  müssen  nur selbst davon  Gebrauch  machen.

2000  Jahre  Christentum,  1500  Jahre  davon  in  Thüringen.  Wir  können  nach  diesem Jubiläumsjahr  nicht  einfach  zur  gewohnten  Tagesordnung  übergehen.  „Gemäß Seinem  Willen  -  den  Menschen  nahe  sein!"  Dieses  Land  wartet  auf  unser  Zeugnis. Der Herr wartet darauf.  Verweigern wir  uns  ihm  nicht! Amen.