Liebe junge Wallfahrer!
Der Papst bringt in Bewegung! Das ist meine Erfahrung in den letzten Monaten und Wochen. Unzählige Anfragen erreichen das Bistum: "Ich möchte auch dabei sein, wenn der Papst nach Erfurt kommt, nach Etzelsbach! Kann ich noch eine Zutrittskarte bekommen?" Unsere Leute vom Organisationsbüro "Papstbesuch" haben alle Hände voll zu tun. (Ihr habt den Vorteil, zweimal den Heiligen Vater zu begegnen: Weltjugendtag in Madrid im August und dann im September hier bei uns. "Benedikt, wir seh´n uns zweimal!")
Ein einziger Mensch bringt Tausende in Bewegung. Merkwürdig! Das hat natürlich etwas mit der Tatsache zu tun, dass der Papst eine Person der Weltöffentlichkeit ist. Aber im Blick auf unser Wallfahrtsthema sehe ich hier noch eine andere Gesetzmäßigkeit am Werk: Was wirklich überzeugt und Veränderungen bewirkt, ist die einzelne Person. Ideen und Visionen, Aktionen und Taten fangen in Inneren eines Menschen an, in seinem Herzen, in seinem Denken und Empfinden. Das springt dann auf andere über, das bringt in Bewegung, reißt andere mit. So fangen Veränderungen an, so ändern sich Verhältnisse, so beginnt Neues in der Welt.
Unser Thema heute ist ein Wort Jesu: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind - da bin ich mitten unter ihnen!" Jesus sagt nicht: Wo 2000 oder 3000, oder: wo zweihundert Tausend oder dreihundert Tausend in meinem Namen versammelt sind.... Nein: Die kleine Zahl ist ihm wichtig: Zwei oder Drei! Darum sind beim Papstbesuch in Madrid oder hier bei uns oder wohin immer auch der Papst noch reisen wird nicht die großen Zahlen wichtig. Wichtig ist, dass dort Menschen zusammenkommen, die Jünger Jesu sein wollen; die sich "in seinem Namen" zusammenfinden.
Papst Benedikt ist ein Zeuge Christi. Er handelt in Christi Auftrag. Er lädt uns ein, uns in Madrid, Etzelsbach und Erfurt tiefer und fester mit Christus zu verbinden. Er will, dass unsere Gemeinschaft untereinander zu einer Gemeinschaft mit dem Herrn wird. Er will uns Mut machen, auch in der Zeit nach den großen Treffen mit Tausenden anderer Christen sich dann wieder in den kleinen Gruppen und Gemeinschaften tapfer zu Christus zu bekennen. Jesus, seine Gegenwart, unsere Gemeinschaft mit ihm: Das ist das Ziel unseres Zusammenkommens in seinem Namen. Daran möchte ich euch heute erinnern:
· Es gibt kein Christsein ohne Freundschaft mit Jesus Christus.
· Es gibt kein Christsein ohne Mut, sich zu Jesus Christus zu bekennen.
· Es gibt kein Christsein ohne das Zusammenkommen in seinem Namen.
Es gibt kein Christsein ohne Freundschaft mit Jesus Christus.
De innerste Mitte unseres Glaubens ist etwas ganz Persönliches, vergleichbar mit dem, was zwischen Freunden geschieht, was passiert, wenn zwei Menschen sich gern haben, sich lieben. Christus schenkt uns seine Freundschaft, seinen Liebe. Und auf die zu antworten, sie mit Leben zu erfüllen, in dieser Liebe und Freundschaft zu wachsen - das macht unser Leben als Christen aus.
Jetzt versteht ihr, warum dem Herrn der Einzelne so wichtig ist. Er hat die Jünger bei ihrem persönlichen Namen gerufen. Er wartet darauf, dass wir ihm ganz persönlich antworten - nicht als Masse, nicht als eine Partei, nicht versteckt hinter dem Rücken der Eltern oder derjenigen, die in der Kirche Verantwortung tragen. Nein: Dich meint er, ganz persönlich. Und mit Dir will er seine Kirche bauen, mit den zwei oder drei, die das verstanden haben, mit denen, die hier bei uns in den Gemeinden und Verbänden im Bistum als Christen leben wollen.
Darum bitte ich euch: Nehmt die Begegnungen mit Papst Benedikt zum Anlass, tiefer und ehrlicher nach Jesus Christus zu fragen. Suche ich seine Nähe? Suche Kontakt mit ihm im Gebet? Höre ich auf das, was er mir sagen will - in der Heiligen Schrift, im Innersten meines Herzens, durch andere? Freundschaft wächst durch Nähe. Man muss sich einem anderen, einer anderen anvertrauen - dann merkt man, wie Freundschaft trägt und das eigene Leben bereichert.
Und das zweite: Es gibt kein Christsein, ohne sich zu Jesus Christus zu bekennen. Unverbindlichkeit zerstört Freundschaft, lässt Liebe zerbröseln. Ihr wisst: Das ist heute ein gewisser Trend in der Gesellschaft, wohl auch in der jungen Generation: Coole Distanziertheit. Mal abwarten. Mal sehen, ob´s mir dann passt..... Wenn ich etwas gern mache, wenn ich ein Hobby habe, wenn ich mich für etwas brennend interessiere, vor allem: wenn ich jemanden gern habe, dann merken das andere. Umgekehrt: Wenn sie es nicht merken, stimmt etwas nicht.
Das meine ich mit bekennen: Man soll dir anmerken, dass Jesus Christus dir wichtig ist. Wie Du über den Glauben sprichst, ob dich religiöse Fragen interessieren, ob du Farbe bekennst, wenn dich einer "anmachen" will, weil du nicht einfach alles mitmachst oder wegen deiner Zugehörigkeit zu einer christlichen Gruppe - all das sind Gelegenheiten, Profil zu zeigen und dich zu bekennen.
Wir leben heute in einer bunten, vielgestaltigen Gesellschaft. Ich staune manchmal, zu was sich Leute heutzutage bekennen, manchmal zu den verrücktesten Vereinen oder Fangruppen. Hab darum keine Angst, dann - wenn es drauf ankommt - zu sagen, wes Geistes Kind du bist. Bringt euch mit euren Überzeugungen ein, in das Leben der Gemeinden, eurer Verbände, auch der politischen Öffentlichkeit. Es kommt nicht auf große Zahlen an. Ein klares Profil überzeugt. Menschen mit Überzeugungen sind gefragt. Auch euer Kommen heute hier zur Jugendwallfahrt ist ein Bekenntnis. Euer Mitmachen bei den Pfadfindern, den Maltesern, bei Schönstatt oder den Foccolare, in der Landvolkbewegung, bei Kolping oder der Dekanatsjugend - das alles sind Möglichkeiten, Kontur zu zeigen, aus lascher Unverbindlichkeit und trägem Abwarten herauszukommen und klar Profil zu gewinnen. Bleibt selbstbewusst, auch wenn ihr ab und zu gegen den Strom schwimmen müsst. Macht euch über den Glauben und das christliche Leben kundig in Youcat, dem neuen Jugendkatechismus. Lest darin gemeinsam und diskutiert darüber. Und vor allem: Was ihr vom Glauben verstanden habt, setzt es in euer Leben um. "Es gibt nichts Gutes - außer man tut es!"
Und schließlich: Es gibt kein Christsein ohne das Zusammenkommen in seinem Namen. Freunde müssen sich immer wieder einmal treffen. Sie brauchen das Miteinander, gegenseitige Verabredungen, gemeinsame Aufgaben und Ziele.
Für Christen ist darum entscheidend wichtig, am Sonntag dem Herrn in der Heiligen Messe, im Gottesdienst zu begegnen. Dazu möchte ich auch ermuntern. Ich weiß, dass dies nicht einfach ist. Manche machen es sich bequem. Sie können zwar bis tief in die Nacht in der Disco hocken - aber um 10 Uhr das Hochamt in der Kirche schaffen sie nicht mehr. Da müssen sie "chillen" und sich im Bett relaxen, wie es heute heißt.
Oder man hat so viel in der Woche um die Ohren, dass man am Sonntag seine Ruhe braucht: Schule, zusätzliche Leistungskurse, Sport und Training, Musikschule, Reitstunde und andere Hobbyclubs. Manche müssen sich schon mit Hilfe ihres Handys die Woche durchorganisieren, um alle Termine unterzubringen. Hast Du dir einmal überlegt, ob alles, was du da machst, wirklich sinnvoll ist?
Manchen ist auch der Gottesdienst zu langweilig. Klar, nicht jede Gemeindemesse kann jugendgemäß gestaltet sein. Aber kommt es wirklich auf das Äußere bei der Messe an? Der Reiz einer Messe liegt nicht in ihrem Unterhaltungswert. Es geht darum, dass du dich Gott stellst; dass du dich anschauen lässt von ihm, unserem Herrn. Er ist es, der dich fragen möchte: Was ist los mit dir? Wie steht´s um unsere Freundschaft? Hältst du klaren Kurs mit dem, was du dir in guten Stunden vorgenommen und mir versprochen hast?
Und schließlich: Der Herr hat uns dort seine Gegenwart zugesagt, wo wir ausdrücklich in seinem Namen versammelt sind. Ob das eine große Messe hier im Dom ist, in Heiligenstadt oder im Klüschen Hagis oder eine Messe mit wenigen Gläubigen in Roßleben oder Sonneberg - er ist bei uns, dort wo zwei oder drei gemeinsam zu ihm beten, sein Wort hören und ihm in der Hl. Kommunion das Herz öffnen. Macht das zu einer guten Gewohnheit: Kein Sonntag ohne Gottesdienst, kein Tag ohne eine "E-mail zu Jesus Christus". Sei sicher: Er antwortet! Du musst nur ab und zu einmal nachgucken! Wenn wir Christus im Blick behalten, dürfen wir sicher sein: dann hält er uns im Blick und hilft uns, am Ziel unseres Lebens, beim Vater im Himmel gut anzukommen.
Wir werden gleich das neue, vom Holzbildhauer Heinz Günther geschaffene Kreuz einsegnen, das uns in den kommenden Monaten in den Dekanaten und bei Wallfahrten begleiten wird. Ich freue mich sehr über das so ausdrucksvolle Kreuz, bei dessen Anfertigung einige von euch mitgewirkt haben.
Das Kreuz des Herrn erinnert uns an seine Hingabe für uns, an seine Liebe und Treue. Die Wundmale, eindrucksvoll als Durchbrüche durch den Kreuzesbalken gestaltet, lassen erahnen, was Jesus diese Hingabe gekostet hat. In dieser Hingabe Jesu sind wir geborgen. Auf dem Kreuz steht das Motto des kommenden Papstbesuches in Deutschland: "Wo Gott ist, da ist Zukunft", auch meine ganz persönliche Zukunft - über das Sterben hinaus.
Diese Hoffnung auf Zukunft in Gott lasst uns nun im Credo bekennen und in der Eucharistie feiern. Amen.
www.jugendwallfahrt.de
Predigt gehalten am 22.5.2011 im Erfurter Dom St. Marien