"Eine Kraftquelle für alle, die an das Leben glauben"

Osterwort von Bischof Joachim Wanke: "Die Fälle von Kindesmissbrauch durch Geistliche und Ordensleute machen mich besonders traurig und beschämt"

 

Meine Kirche bietet derzeit kein gutes Bild. Die öffentlich gewordenen Fälle von Kindesmissbrauch durch Geistliche und Ordensleute verdunkeln ihr Ansehen und belasten ihre Verkündigung. Selbst wenn es solche Fälle auch anderswo gibt - sie machen mich dennoch besonders traurig und beschämt. Denn in der Kirche sollte es eigentlich anders sein. Und das hohe Vertrauen, das Seelsorger im Allgemeinen bei Menschen haben, wird durch das schlimme Tun Einzelner tief erschüttert.

So bin ich froh, wieder Ostern feiern zu können, das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Dieses Fest will sagen: Das Böse, die Schuld, der Tod - sie behalten nicht das letzte Wort über unser Leben. Ostern gibt uns Mut, die Resignation und die damit verbundene Lähmung zu überwinden - innerhalb meiner Kirche und außerhalb. Der christliche Osterglaube ist eine Kraftquelle für alle, die an das Leben glauben.

Ja - es gibt Gefährdungen des Lebens. Es gibt die Anfälligkeit für das Böse. Es gibt Schuld und Versagen. Aber es gibt gottlob auch das andere: Menschen, die sich für das Leben einsetzen. Es gibt die große Zahl derer, die anderen sagen: Ich stehe dir bei. Ich helfe dir. Ich habe dich gern. Auch in meiner Kirche. Wer das einem anderen sagt, hilft an das Leben zu glauben. Mir helfen solche Menschen, an die Auferstehung zu glauben.

Darum kann ich - trotz allem - in Freude Ostern feiern. Das wünsche ich auch allen meinen Landsleuten in Thüringen.