Lesungstexte: 2 Kor 4,14 – 5,1; Mt 11,25-30
Liebe Angehörige und Freunde unserer Verstorbenen, liebe Gemeinde!
Wenn es ein Schriftwort gibt, dass Frau Helga Mondschein mit ihrem Lebenswerk als Katechetin kennzeichnet, finden wir es im soeben gehörten Evangelientext. Jesus lädt ein: „Kommt alle zu mir … und lernt von mir…und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele“. Von Jesus lernen, und zwar das, worauf es ankommt – im Leben und im Sterben. Lernen, bedenken und beherzigen und es anderen weitergeben, was unserem Leben Frieden bringt – in Zeit und Ewigkeit.
Das kennzeichnet das Leben und Wirken dieser Frau, die den meisten unter uns wohlbekannt und vertraut gewesen ist, auch wenn sie in den letzten Jahren durch ihre Krankheit zurückgezogen leben musste. Frau Mondschein gehörte zum katechetischen Urgestein unserer Erfurter Ortskirche, ja aller Jurisdiktionsgebiete im Bereich der früheren Berliner Bischofskonferenz. Wie geht das – von Jesus lernen? In ihm seine eigene geistliche, religiöse Lebensmitte finden? Und vor allem: Andere zu Jesus hinführen? Kinder, Mütter und Väter, uns Priester und Gemeindereferentinnen und Katecheten, die wir im Dienst der Wortverkündigung stehen?
Ich kann mich noch an meine ersten Erfahrungen als Neupriester in der Eichsfelder Pfarrei Dingelstädt erinnern. Religionsunterricht mit ca. 40 Mädchen der 7. Klasse, nachmittags nach langem Schulunterricht, in einem Raum ohne Tische, ohne große sonstige Hilfsmittel – mit dem alten grünen Katechismus. Ich habe damals sicher einen Teil meines Fegefeuers im vorab abgebüßt.
Da war die Visitation von Frau Mondschein, die Bischof Aufderbeck eigens dafür bei den Berufsanfängern beauftragt hatte, für mich ein Lichtblick. Sie tröstete mich damals, gab mir gute Hinweise und half mir, meinen Unterricht besser zu strukturieren. Man merkte ihr an, dass sie eine gute Lehrerin war. Aber noch mehr: dass ihr die Glaubensunterweisung ein wichtiges Anliegen war– eben nicht nur als bloße Wissensvermittlung, sondern als ein Weg, der die Herzen junger Menschen für Christus und sein Wort öffnen konnte.
Unsere Ortskirche, die in der Kinderseelsorge, in der Erwachsenenpastoral tätigen Haupt- und Ehrenamtlichen haben Frau Mondschein diesbezüglich viel zu verdanken. Schon Weihbischof Freusberg hatte ihre Begabung erkannt und gefördert. Bischof Aufderbeck hat ihr die Leitung des Erfurter Vorseminars für die Ausbildung von Gemeindereferentinnen anvertraut und später dann noch weitere wichtige Tätigkeitsfelder im katechetisch-didaktischen Bereich, etwa in der Kinderseelsorge. Dabei kam ihr auch ihre literarische Begabung zu Hilfe. Ihre Kinderbücher fanden im Benno-Verlag guten Absatz (bei den Stichworten „Fridolin“ und „Rasselbande“ fällt mir sofort der Name Mondschein ein!).
Ich selbst war dankbar, dass Frau Mondschein nach dem politischen Umschwung das Schulreferat für unser Bistum aufbaute. Aber es blieb nicht nur dabei: Sie leitete im Erfurter Konradhaus zusätzlich einige Jahre lang einen überregionalen Ausbildungskurs für männliche Katecheten, die dann im Gemeindedienst hauptamtlich tätig wurden.
Doch wusste Frau Mondschein auch, wie wichtig das ehrenamtliche Mittun von Frauen und auch Männern in den Gemeinden war. Immer wieder war sie in diesem Anliegen unterwegs, kümmerte sich um religiöse Bildung in den Familien, bot Kurse und Bildungsnachmittage an. Das war ihr ein Herzensanliegen: Möglichst viele befähigen, in einer ganz persönlichen, glaubwürdigen Weise von Glaubensdingen zu sprechen, sich mit ihren eigenen religiösen Erfahrungen anderen verständlich zu machen, anderen zu helfen, selbst solche Erfahrungen zu machen und von ihnen mit einfachen Worten Zeugnis zu geben – und das immer wieder ganz praktisch, mit Kopf und Herz, in Unterweisung und beim Spielen, Basteln und Singen, beim Gottesdienst und in den „Religiösen Kinderwochen“. Diese Dienste von Frau Mondschein an der religiösen Sprachbefähigung vieler Getaufter und Gefirmter war wirklich ein Segen. Zeugnis geben von der Hoffnung, die uns erfüllt – das ist eine Aufgabe, die auch heute ansteht, in religiös „unübersichtlich“ gewordenen Zeiten!
Ja – Frau Mondschein war wirklich (wie der Apostel Paulus einmal von sich selbst sagte) eine „Helferin, eine Mitarbeiterin zur Glaubensfreude“ vieler (2 Kor 1,24). Sie hat geholfen, dass sich unter uns „der Dank (an Gott) vervielfachte“ (2 Kor 4,15). Und was könnte man Größeres von jemandem sagen, der sich für den Dienst in der Kirche haupt- oder ehrenamtlich einsetzt: Mitarbeiter, Mitarbeiterin zu sein bei der „Ernte“, die Jesus in die Scheuern Gottes einsammeln möchte?
Helga Mondschein wird uns fehlen. Danken wir Gott dafür, dass er sie uns geschenkt hat. Und bemühen wir uns, die Lücke, die durch ihr Sterben entstanden ist, durch unseren gemeinsamen Einsatz – jeder mit seinen eigenen Gaben und Fähigkeiten – auszufüllen. (Jetzt eben auch mit „Reli“ per on-line, mit Laptop und Streamingsdiensten und mit katechetischen Beiträgen per Podcast – Frau Mondschein würde sicher staunen. Ich glaube, dass sie sich nun zusammen mit den Engeln Gottes über manche neue Dinge, die in unseren Gemeinden geschehen, mitfreut!).
Ein bewegendes Dankschreiben anlässlich des Todes von Frau Mondschein hat uns soeben aus Brünn erreicht. Der dortige Weihbischof bedankte sich dafür, dass auch in kommunistischen Zeiten Frau Mondschein bei der katechetischen Zurüstung der Priester und Laienchristen vor Ort unter abenteuerlichen Bedingungen mitgeholfen hatte.
Am Schluss seines Briefes schreibt er: „Möge der liebe Gott Frau Helga Mondschein in die Reihen der heiligen Frauen und Kirchenlehrerinnen aufnehmen und sie für alles belohnen, was sie in ihrem Leben für Gott und die Kirche getan hat!“
Besser könnte ich meine Predigt heute am Tag ihres Begräbnisses, nicht beenden! „Herr, gib ihr die ewige Ruhe…..“ Amen.