"Danke für diesen treuen Dienst"

Predigt von Bischof Joachim Wanke in der Vesper anlässlich der Verabschiedung von Propst Heinz-Josef Durstewitz, Bischöflicher Kommissarius für das Eichsfeld

Lesung: 2 Petr 3,8b-9.

Vor Gott sind 1000 Jahre wie ein Tag. Daran erinnert uns das Schriftwort aus dem Zweiten Petrusbrief, das wir soeben hörten. Es will unsere Zeiterfahrung relativieren.

Wir wissen aus eigenem Erleben, dass das Empfinden für die Länge oder Kürze eines Zeitabschnittes sehr unterschiedlich sein kann. Für ein Kind kann sich eine Zeit, etwa die Erwartung des Weihnachtsfestes, unendlich lange dehnen. Für uns Erwachsene und dann nochmals für die Älteren unter uns vergeht die Zeit wie im Flug.

So mag es auch unserem Propst Heinz-Josef Durstewitz ergehen, wenn er in diesen Tagen auf die Jahre seines priesterlichen Dienstes zurückschaut. Kaplansjahre in Niederorschel, Eisenach und Apolda, sieben Jahre Dienst als Studentenpfarrer in Jena, Dienst in Berlin in überregionaler Verantwortung als Sekretär der Pastoralkonferenz und dann als Pfarrer bei der Bundespolizei in der Region Ost, und nun seit 16 Jahren Propst an St. Marien und bischöflicher Kommissarius in Heiligenstadt.

Propst Heinz Josef
Durstewitz geht in
den Ruhestand

Wenn er nun am Ende dieses Kalenderjahres aus dem Dienst ausscheidet, haben wir allen Grund, ihm für sein Wirken an den verschiedenen Dienststellen sehr herzlich zu danken, insbesondere ich als Bischof. Ich weiß noch, wie ich ihm damals die Bitte vortrug, von Berlin nach Heiligenstadt zu kommen, um hier die Pfarrei St. Marien und die damit verbundene Propststelle zu übernehmen. Er hat mir nach kurzem Bedenken zugesagt, nicht zuletzt auch aus seiner heimatlichen Verbundenheit mit dem Eichsfeld, das ihm am Herzen liegt. Lieber Heinz-Josef, danke für diesen treuen Dienst!

Ohne Zweifel war der Besuch unseres Papstes für Dich und uns alle ein Höhepunkt des kirchlichen Lebens im Eichsfeld, und besonders auch im Eichsfeld. Die vielen eindrucksvollen Bilder, die von dieser Visite jetzt vorliegen, täuschen ein wenig darüber hinweg, was da alles an Planung und Vorbereitung zu leisten war, damit dieser Besuch so gut gelingen konnte. Mit Dir freue ich mich, dass sich diese Anstrengungen wirklich gelohnt haben und zu einem so eindrucksvollen Ergebnis geführt haben. Dir, aber auch den vielen im Landkreis Eichsfeld, in den Kommunen, Behörden, Einrichtungen und Verbänden, nicht zuletzt den vielen Ehrenamtlichen - viele aus den genannten Gruppen sind jetzt hier versammelt - sei an dieser Stelle ein herzliches und frohes Danke gesagt.

Es ist nicht selbstverständlich, dass Gott uns Priestern ab und zu einmal solche Höhepunkte im Verlauf unseres Dienstes schenkt. Zu diesen Höhepunkten aus jüngster Zeit zähle ich übrigens auch die Romfahrt der Eichsfelder Kirchenchöre, von der mir Propst Durstewitz voller Freude berichtet hat. Wie gesagt: Solche Höhepunkte sind die Ausnahme. Die wirklichen Qualitäten des priesterlichen Dienstes haben sich vor allem zu bewähren im alltäglichen Einerlei von Aufgaben, die keiner Erwähnung in den Zeitungen gewürdigt werden.

Ich weiß, lieber Mitbruder Heinz-Josef, wie sehr Du in Treue zu diesem wenig spektakulären, aber umso wertvolleren Dienst als Pfarrer und Seelsorger vor Ort gestanden hast, und das auch unter gesundheitlichen Belastungen, die Dir viel abverlangt haben. Viel Gutes hast Du als Begleiter der Menschen in den Gemeinden bewirken können. Du hast Dein Herz und die Räume der Propstei aufgemacht für jene, die im Glauben und in der Gemeinde Beheimatung suchten, beispielsweise die Menschen, die in den letzten Jahren aus Russland zu uns kamen. Aber Du hast Dich auch als Seelsorger für jene zur Verfügung gestellt, die öffentliche Verantwortung in Politik und Gesellschaft zu tragen haben. Du hast Menschen beraten, sie begleitet und ihnen Mut gemacht, sich im Gottvertrauen fest zu machen und ihre Ideale nicht zu verraten.

In all diesen Mühen und täglichen Belastungen, manchmal auch Enttäuschungen hast Du Dir den Blick bewahrt für den Glauben und die Einsatzbereitschaft so vieler in den Gemeinden, die treu zur Kirche stehen und als überzeugende Christen Vorbild und Halt für andere sind. Wie oft hast Du uns im Geistlichen Rat davon berichtet und so auch mir und uns allen in der Bistumsleitung Mut gemacht für unseren Dienst in Seelsorge und Verkündigung. Das alles und vieles mehr sei in den heutigen Dank an Dich eingeschlossen.

Unser Schrifttext spricht von der Geduld Gottes. Er zögert nicht, uns seine Nähe zu schenken. Er erfüllt seine Verheißungen. Aber er will uns nicht zwingen. Kann man zu Freundschaft und Liebe nötigen? Auch unter uns Menschen geht das nicht, noch weniger bei Gott. Gott möchte, dass wir uns alle freien Herzens und im gläubigen Vertrauen zu ihm hinkehren, auch wenn uns dies manchmal schwer fällt. Sein Heilswille gilt allen, auch jenen unter uns, deren Glaube lahm geworden und deren Hoffnung auf Gott ausgetrocknet ist. Jeder soll die Gelegenheit haben, sein Herz in Gott festzumachen und voll Zuversicht auf ihn hin zu leben.

Dazu ist die Adventszeit da. Sie will uns neu Gott zuwenden. Denn aus dem Advent soll einmal Weihnachten werden, aus dem Hoffen und Erwarten die Erfahrung einer Freude und Geborgenheit, die allein Gott zu schenken vermag.

Erbitten wir uns das auf die Fürsprache Mariens, unserer lieben Frau und Mutter, die uns in diesem festem Glauben und Gottvertrauen ein Vorbild ist.


Predigt gehalten am 9.12.2011 in der Propsteikirche St. Marien, Heiligenstadt