Bezeugen, woran man glaubt

Beitrag von Bischof Joachim Wanke für die Thüringer Allgemeine

 

Im 20. Jahr der deutschen Einheit kommen heute Mitglieder der Christlichen Erziehergemeinschaft Thüringens (CEG) im Kloster Volkenroda bei Mühlhausen zu einer Wallfahrt zusammen. Menschen aus erzieherischen Berufen bringen so zum Ausdruck, dass sie ihren Dienst bewusst als Christen leisten wollen. Weil ich um die Bedeutung überzeugender christlicher Persönlichkeiten beim Werk der Erziehung und Prägung junger Menschen weiß, bin ich als Bischof dafür sehr dankbar.

In der derzeitigen Situation, in einer pluralen, vieles nivellierenden und "gleich-gültig" machenden Öffentlichkeit findet das profilierte Zeugnis einzelner Gruppen und Personen durchaus neue Aufmerksamkeit. Je mehr "alle Katzen grau sind", desto interessanter wird das "Unterscheidende". Ein profilierter Lebensentwurf, eine dem Zeitgeist widerständige Haltung, ein aus tiefer und glaubwürdiger Überzeugung gesetztes Zeichen - all das findet auch im Zeitalter der Mediengesellschaft, vielleicht sogar gerade deshalb, durchaus Beachtung. Personen sind für andere immer interessant.

Was hier im Blick auf Menschen in pädagogischen Berufen gesagt ist, gilt letztlich von allen Christen. Das Gotteszeugnis ist beiliebe nicht nur eine Sache von Pfarrern und Theologen. Jeder ist auf seine Weise ein Botschafter Gottes für seine Mitmenschen. In der persönlichen Begegnung zwischen Glaubenden und nichtglaubenden Menschen entscheidet sich, ob es zur Berührung mit der Welt des Glaubens kommt oder nicht. Das setzt auf Seiten des gläubigen Christen die Bereitschaft voraus, sich in Glaubensdingen ins Herz schauen zu lassen. Für mich ist das eine Kurzdefinition dessen, was man einladendes Christentum nennt.

Viele Menschen machen heute an Gesichtern fest, wofür oder wogegen sie Stellung beziehen möchten. Das kann für die Repräsentanten von Parteien, aber eben auch für die führenden Frauen und Männer der Kirchen manchmal lästig sein. Aber es ist auch eine Chance: Man möchte Menschen begegnen, die durch ihr Auftreten und Leben etwas von dem vermitteln, wovon sie im Herzen überzeugt sind.

Das Christentum in heutiger Zeit bedarf Menschen, die um den Reichtum des eigenen Gottesglaubens wissen, die mit "demütigem Selbstbewusstsein" sich als Träger einer Verheißung und einer Botschaft verstehen, die für alle Menschen wichtig und befreiend ist. "Ja, ich stehe zu meinem Gottesglauben und verstecke ihn nicht. Ich weiß, was ich an ihm habe!" Und: "Ich kann dir sagen, worum es dabei geht!" Ich meine, zu solch einem Zeugnis gibt es immer wieder gute Gelegenheiten.


Veröffentlicht am 28.8.2010