"Wieder eine Schallmauer des Lebensschutzes durchbrochen"

Thüringer Familienbund der Katholiken zum BGH-Urteil

Dokumentation einer


Pressemitteilung des Familienbundes der Deutschen Katholiken im Bistum Erfurt:



Karlsruher Richterspruch bestätigt indirekt die "Euthanasiebefürworter"

Thüringer Familienbund der Katholiken über Richterspruch entsetzt



"Wieder wurde mit einem Richterspruch eine Schallmauer des Lebensschutzes durchbrochen", mit diesen Worten kommentierte Andreas Malur, Thüringer Landesvorsitzende des Familienbundes der Katholiken die gestern veröffentlichte Entscheidung des Bundesgerichtshofes.


Nach Malur werde mit diesem Spruch der Selektion von Kindern, später vielleicht auch den Alten und Kranken, Tür und Tor geöffnet. Malur ist sicher: "Der offensichtlich erfolgreiche Angriff auf die Würde und das Leben eines Menschen wird diese Gesellschaft nachhaltig verändern."


Der Bundesgerichtshof hat Eltern Schadensersatz aufgrund eines Diagnosefehlers der Gynäkologin zugebilligt. Die betroffenen Eltern argumentierten, dass sie das Kind abgetrieben hätten, wenn sie von der Behinderung gewusst hätten.


Der Herstellung eines Zusammenhang zwischen dem Nichterkennen von Fehlbildungen eines Kindes und der Entscheidung zur Tötung dieses Kindes zeugt unglaublicher Kälte und lasse für die Zukunft nichts Gutes ahnen.


Der nächste Schritt könnte sein, dass nun Eltern behinderter Kinder, die keinen "Babycheck" gemacht haben oder sich trotz einer Behinderung für das Kind entschieden haben, wegen Vorsatz und Fahrlässigkeit für Mehrausgaben bei der medizinischen und sonstigen Betreuung in Regress genommen werden können.


Malur: "Dieses Urteil sollte uns endlich wach werden lassen. Das Leben ist zur Sache geworden. Diese Urteil geht an die Wurzeln unserer gesellschaftlichen Werte. Das Urteil ist ein weiterer Beleg, dass in unserer Gesellschaft der Wertekonsens verloren gegangen ist."


Malur sieht eine grundlegende Problematik darin, das politisches Handeln auch in der Frage von Leben und Tod auf das Zustandekommen von Mehrheiten angewiesen ist. Die Landesvorsitzende fragt: "Waren die Reden zu den Aprilereignissen in Erfurt nur die üblichen Sonntagreden von Werten Familie und Lebensinhalten?" Um diese Entwicklung stoppen zu können, fordert Malur für die nächste Zeit ein breitangelegtes Gesprächsforum zu diesen Fragen. Die Kirchen könnten dabei die Rolle des Moderators übernehmen.


Erfurt, den 19.6.2002



link