Ü;ber die Päpste zum Christentum gekommen: Florian Bertolini
Rom, Ende März, Anfang April 2005. Mit angehaltenem Atem begleitet die Welt das Sterben von Papst Johannes Paul II. im Vatikan. Auch Florian Bertolini aus Schmalkalden sitzt gebannt vor dem Fernseher. Der fast 15-jährige Schüler lässt kaum eine Sondersendung aus. Das Papsttum interessiert ihn schon seit längerem. Mit ungeahnten Nebenwirkungen: Kurz nach dem Tod des Papstes klingelt Florian an der Haustür des Pfarramtes von Schmalkalden. "Ich möchte katholisch werden", sagt er, als der Pfarrer die Tür öffnet.
Die Vorvorfahren von Florian Bertolini stammen zwar aus Italien, seine Leidenschaft gilt jedoch Frankreich und dem Französischen. "Englisch liegt mir dagegen nicht so", gibt er unumwunden zu. Mit dieser Schulschwäche, seiner Kleidung, der Frisur und dem Musikgeschmack wirkt er wie viele andere Jugendliche seines Alters auch. Nur das Interesse an Päpsten und Glauben passt nicht ins allgemeine Bild, erst recht nicht in einer weitgehend konfessionslosen und ansonsten eher evangelisch geprägten Umgebung.
Florian lacht, wenn man ihn darauf anspricht. "Mich fasziniert auch Geschichte." Und in der Geschichte Frankreichs stieß er auf die Spuren der Päpste, die sie etwa während des Avignonensischen Exils im Frankreich des 14. Jahrhunderts hinterlassen hatten. Florian fing Feuer und lenkte seine Aufmerksamkeit verstärkt auf die Kirchengeschichte. "Mit Glauben hatte das noch nichts zu tun", meint er.
Das kam erst später, nachdem er auch eher zwielichtige Vertreter auf dem Stuhl Petri kennen gelernt hatte. "Alexander VI. war kein guter Papst", lautet Florians Urteil über den Prunk liebenden Renaissancepapst, unter dem Simonie und Nepotismus blühten. Ganz anders sieht er dagegen Johannes XXIII. (1958-1963), jenen Papst, der mit der Einberufung des II. Vatikanischen Konzils einer umfassenden und zeitgemäßen Erneuerung der Katholischen Kirche den Weg bereitete.
"Mich fasziniert an Johannes seine Bescheidenheit und wie er sich in den Dienst der Menschheit gestellt hat", versucht Florian auszudrücken, was ihn an diesem Papst so anzieht. In der Tat: In der Kirche und in der Welt, nicht zuletzt durch seine Enzyklika "Pacem in terris" (Frieden auf Erden), hat Johannes XXIII. Bedeutendes geleistet, aber er wirkte nie wie ein Kirchenfürst, sondern blieb von seinem Wesen und Humor her immer der Sohn einer armen Bauernfamilie.
In Florians Zimmer hängt ein Bild dieses Papstes. "Ich wollte damals von Johannes XXIII. wissen, welcher Glaube dahinter steckt." Florian liest zunächst Biographien von Heiligen, forscht auch im Internet, besorgt sich weitere Bücher und lässt sich nach und nach von der katholischen Spiritualität und Mystik faszinieren. Nach wie vor tut er sich etwas schwer, mit Worten auf den Punkt zu bringen, was ihn so sehr angesprochen hat, aber er ist sich seiner Sache sicher.
Der Oma, die ebenso wie seine Mutter keiner Kirche angehört, erzählte Florian es zuerst: "Ich werde Christ." Sie war es auch, die ihn in einen katholischen Gottesdienst begleitete, den er zuvor noch nie miterlebt hatte. "Ich fand es schön und interessant." Damals war Florian bereits klar, dass er zum Pfarrer gehen und seinen Wunsch vortragen würde. In der Familie hatte niemand etwas dagegen, wohl wurde Florian mit der Vermutung konfrontiert: "Das hälst du eh nicht durch". Immerhin lag damals noch gut ein Jahr der Vorbereitung auf die Taufe vor ihm, wie ihm Pfarrer Ludger Dräger bei seinem ersten Besuch im Pfarramt mitteilte.
Florian hat durchgehalten und sich mit Hilfe des Pfarrers und durchaus von der Familie unterstützt auf seine Taufe in der kommenden Osternacht vorbereitet. Seine Mitschüler im Berufsbildungszentrum Schmalkalden "hat das nicht gestört, die finden es sogar interessant", berichtet Florian. Er wird auf den Namen Florian Gregor Johannes getauft. Dass sich zwei Päpste unter den Namenspatronen finden, dürfte wohl niemand wundern.
Peter Weidemann
Stichwort "Taufe"
Die Taufe ist eines von sieben Sakramenten der katholischen Kirche. Sie steht am Anfang der Eingliederung (Initiation) in die Kirche. Der Prozeß der Eingliederung erfolgt mehrstufig und ist erst mit dem Empfang des Firmsakramentes, das die Taufe vollendet, und der Eucharistie ganz vollzogen. Taufe, Firmung und Eucharistie heißen darum auch Eingliederungs- oder Initiationssakramente. Erwachsene Taufbewerber empfangen die Initiationssakramente meist in ein und demselben Gottesdienst, in der Regel in der Osternacht.
Getauft wird durch Ü;bergießen mit Wasser oder durch Untertauchen des Täuflings. Außerdem gehören zur Feier der Taufe neben dem Taufakt Gebet, Predigt, Glaubensbekenntnis, Fürbitten und Gesänge.
Im Verständnis der Kirche beginnt mit der Taufe ein neues Leben: Gott nimmt sich des Täuflings als Kind an. Dem Getauften sind die Sünden vergeben, der Tod als Folge der Sünde hat durch den Tod und die Auferstehung Jesu keine Macht mehr über ihn. In der Gemeinschaft der Gläubigen kann er so nach dem Vorbild Jesu und aus dem Geist Gottes leben.
Ob Täuflinge als Kinder oder Erwachsene getauft werden - in beiden Fällen ist die Taufe kein punktuelles Geschehen. Die Gläubigen sind immer wieder gefordert, sich an ihre Taufe zu erinnern und ihre Glaubenspraxis dementsprechend zu erneuern.
Wiederholbar ist die Taufe nicht. Einmal gespendet, behält sie, auch bei einem Austritt aus der Kirche, ihre Gültigkeit.