Umfassende und transparente Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs

Bistum setzt Kommission ein und wünscht Mitarbeit Betroffener

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr gründet eine Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Priester und kirchliche Mitarbeiter im Bistum Erfurt.

Die Kommission soll feststellen, wie viele Fälle es im Bistum Erfurt gab, wie die Verantwortlichen mit den Betroffenen und den Beschuldigten umgegangen sind und ob es Strukturen gibt, die sexualisierte Gewalt ermöglichen oder ihre Aufdeckung erleichtern. „Ich möchte wissen, ob die Übergriffe hätten verhindert werden können und was wir gegen sexualisierte Gewalt tun können. Ich bitte nochmals alle, die als Kinder oder Jugendliche Opfer sexualisierter Gewalt durch Priester oder kirchliche Mitarbeiter geworden sind, sich bei den Missbrauchsbeauftragten des Bistums zu melden, deren Kontaktdaten auf der Homepage des Bistums stehen“, so Bischof Neymeyr.

Die deutschen Bischöfe hatten am 22. Juni 2020 mit dem Bundesbeauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs in einer gemeinsamen Erklärung eine umfassende, transparente und Betroffene einbeziehende Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche vereinbart. Dazu sollen Strukturen etabliert werden, die dies unterstützen.
 
Die Ordnung für die Aufarbeitungskommission im Bistum Erfurt, die mit Veröffentlichung des Amtsblattes in Kraft tritt, setzt diese Erklärung um und übernimmt weitestgehend ihren Inhalt. Da das Bistum Erfurt mit 146.000 Katholiken zu den kleinsten der 27 deutschen Bistümer zählt, besteht die Kommission nur aus fünf statt sieben Mitgliedern. Die Thüringer Landesbeauftragte für Kinderschutz und Bekämpfung sexueller Gewalt an Kindern wird gebeten, zwei Fachleute aus Wissenschaft und Justiz zu benennen. Zwei Fachleute kommen aus der Rechtsabteilung und dem Archiv des Bistums, da alle Akten zur sexualisierten Gewalt in der Rechtsabteilung des Ordinariats zusammengeführt wurden oder sich bereits im Diözesanarchiv befinden.

Um Betroffene an dem Prozess zu beteiligen, wird eine Person zur Mitarbeit gesucht, die als junger Mensch Opfer sexualisierter Gewalt geworden ist. Bischof Neymeyr: „Ich möchte die uns bekannten Betroffenen nicht direkt anschreiben und zur Mitarbeit einladen, weil ich nicht weiß, ob ihnen das recht ist. Deswegen rufe ich öffentlich zur Mitarbeit auf. Näheres steht auf der Homepage des Bistums.“

Die Kommission berichtet jährlich an den Bischof, der die Landes- und Bundesbeauftragten für Kinderschutz informiert. Die Öffentlichkeit wird in dem Umfang informiert, in dem dies rechtlich zulässig ist. Die Kommission soll nach fünf Jahren einen vorläufigen Abschlussbericht erstellen.

Ausführliche Informationen  unter www.bistum-erfurt.de/aufarbeitung_missbrauch

Statement des Bischofs