Es ist Freitagabend. In den Gemeinderäumen der Erfurter Lorenzpfarrei werden Kabel gesteckt, Instrumente gestimmt und Scherze gemacht. Fünf mehr oder weniger verwegen aussehende Hobbymusiker und ein Techniker beginnen mit der Probe. Die beiden Gitarristen versuchen schnell noch einmal das neueste Lick, der Bassist hämmert einen Groove und der Sänger bringt seine Kehle in Schwung, während der Drummer noch die letzten vorbereitenden Handgriffe an seinem Set macht. Seit sich vor 20 Jahren fünf junge Männer zu einer Rockband zusammenfanden, spielt sich hier nahezu wöchentlich das gleiche Szenario ab.
Rockmusik in der Kirche? Die Idee war schon damals nicht mehr ganz neu. Junge Leute, die ihrem Glauben mit moderner Musik Ausdruck geben wollten und dadurch aktiv christliches Leben in die Öffentlichkeit brachten. Bald hatte man sich auf den Namen KIDRON geeinigt, um den Bezug zur Bibel und den christlichen Inhalten der Songs klar herauszustellen. Und die Jungs hatten sich auf Deutsch geeinigt. Schließlich sollte jeder die Botschaft ihrer Liedtexte verstehen können. Und so ist es (von wenigen Ausnahmen abgesehen) bis heute geblieben.
Neu und vermutlich einzigartig ist es, dass KIDRON immer noch existiert. Aus den Jugendlichen von damals sind längst Väter geworden, die Haare sind inzwischen weniger oder weiß aber die Musik ist immer noch kraftvoll jugendlich und, naja, meistens laut. Auch wenn die Band mehrfach mit einfühlsamer Gottesdienstgestaltung unter Beweis gestellt hat, dass sie das Provozierende der Anfangszeit abgelegt hat, fühlen sich die Musiker eindeutig wohler, wenn sie mit druckvollen Rocknummern ihr Publikum mitreißen können. Dabei lässt sich KIDRON nicht auf einen Stil festlegen. Von sanften Balladen über Reggae und Funk bis hin zu Heavy Metal reicht das Repertoire.
Viel ist in den 20 Jahren passiert. KIDRON hat drei Tonträger (davon eine Live-CD) veröffentlicht, mehrere Tourneen durch Tschechien und die Slowakei gemacht und an einer Vielzahl größerer und kleinerer Veranstaltungen mitgewirkt. Dadurch ist KIDRON mittlerweile weit über die Grenzen des Bistums Erfurt hinaus bekannt.
Natürlich hat es ein paar Umbesetzungen gegeben. Für die, die aus persönlichen Gründen die Band verlassen mussten, rückten Jüngere nach, die KIDRON neue Impulse verliehen. Neben den Gründungsmitgliedern Matthias Bode (voc), Andreas Pfeifenbring (git) und Markus Backhaus (bass) sind heute Joachim Pöcking (tec.), Christian Röder (git) und Julian Wundrak (drums) mit dabei. Zum Geburtstagskonzert am 31.10.2009 im Saal der Josefsgemeinde in Erfurt werden die meisten der ehemaligen Mitglieder mit von der Partie sein. Alle die Lust haben, mitzufeiern, sind herzlich eingeladen. Beginn ist um 19.30Uhr in der Bogenstraße 4a.
Andreas Pfeifenbring