Priesterweihe im Erfurter Dom

PRIESTERWEIHE IM ERFURTER MARIENDOM

Erfurt/Geismar/Witterda (BiP). Bischof Dr. Joachim Wanke weiht am kommenden Samstag, 10. Juni, Roland Genau (29) aus Geismar und Heiko Husmann (36) aus Witterda zu Priestern. Die Weiheliturgie beginnt um 9:30 Uhr im Erfurter Mariendom. Musikalisch gestaltet wird die Feier vom Singekreis der Pfarrgemeinde St. Elisabeth, Arnstadt, unter Leitung von Bernhard Baudisch. Scholadienste übernehmen Studenten der Theologischen Fakultät Erfurt; die Orgel spielt Domorganist Silvius von Kessel.

Roland Genau, der 1970 in Heiligenstadt geboren wurde, wollte ursprünglich Koch werden. Während der zweijährigen Lehrzeit wuchs in ihm jedoch der "Wunsch, einen Beruf auszuüben, der sich nicht nur auf das leibliche, sondern vor allem auch auf das seelische Wohl bezieht. Einen Beruf, der Platz hat für Menschen und für meinen Glauben an Gott", wie Roland Genau seinen Weg zum Priestertum beschreibt. Zunächst musste er die Voraussetzungen für ein Theologiestudium schaffen. Von 1989 bis 1992 machte er am kirchlichen Kolleg Norbertinum in Magdeburg sein Abitur nach und erlernte dabei Altgriechisch, die Sprache des Neuen Testamentes, und Latein. Von 1992 bis 1998 studierte Roland Genau Theologie in Erfurt und Freiburg und absolvierte anschließend ein sechsmonatiges Gemeindepraktikum mit dem Schwerpunkt Religionsunterricht in Dingelstädt. Am 25.9.1999 wurde er zum Diakon, einer Vorstufe zum Priesteramt, geweiht und arbeitete anschließend in der Pfarrgemeinde in Arnstadt. Hier machte er auch Erfahrungen in der Gefängnis- und Obdachlosenseelsorge.

Seine Primiz, die erste Messe eines neugeweihten Priesters, feiert Roland Genau am Pfingstsonntag, 11. Juni, um 10 Uhr mit seiner Heimatgemeinde in Geismar.

Für Heiko Husmann war das Theologiestudium die dritte Berufsausbildung. 1964 in Altentreptow (Vorpommern) geboren, machte er von 1980 bis 1982 eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenmonteur. Nur drei Jahre später sattelte er um und ließ sich bis 1989 zum Alten- und Krankenpfleger ausbilden. Während der Wendezeit baute er als Pflegedienstleiter die Diakonie-Sozialstation St. Elisabeth in Gebesee auf. Schließlich begann er 1994 im Bistum Münster eine theologische Ausbildung nach dem "Ahlener Modell". Dabei leben Priesteramtskandidaten während ihres Studiums in kleinen Kommunitäten innerhalb einer Pfarrgemeinde und nehmen am Gemeindeleben teil. Seine Praktika absolvierte Heiko Husmann im Bistum Münster, das Studium schloss er aber 1999 am Philosophisch-Theologischen Studium in Erfurt, der heutigen Theologischen Fakultät, ab. Nach seiner Diakonenweihe im September 1999 war er in den Pfarrgemeinden von Meiningen und Wolfmannshausen tätig. Schwerpunkte seiner Tätigkeit waren dort die Firmvorbereitung, die Gefängnisseelsorge sowie die Aussiedlerarbeit.

Für ihn sei es ein "langer Weg zum Priester-werden" gewesen, sagt Heiko Husmann mit Blick auf seinen Lebenslauf. Ihn habe immer die Sorge Gottes um den Menschen berührt. Und an der Bewegung Gottes zu den Menschen möchte er als Priester teilhaben: "Ich möchte sie nicht nur repräsentieren, sondern leben", erläutert Husmann. Seine Primiz feiert Heiko Husmann am Pfingstsonntag in der Pfarrkirche St. Martin in Witterda.

Stichwort: "Priesterweihe"

Nach römisch-katholischem Kirchenrecht kann nur ein getaufter und gefirmter Mann zum Priester geweiht werden. Er muss unverheiratet sein und das 25. Lebensjahr vollendet haben. Das Zölibatsversprechen legt der Kandidat bereits vor der Weihe ab.

Zwischen dem Eintritt in das Theologiestudium und dem Zeitpunkt der Priesterweihe liegen rund sieben Jahre. In dieser Zeit absolviert der Bewerber ein fünfjähriges Studium der Philosophie und Theologie sowie Praktika in Gemeinden und sozialen Einrichtungen. Die Priesteramtskandidaten der ostdeutschen Diözesen mit Ausnahme Berlins studieren in Erfurt und leben im dortigen Priesterseminar, wo sie auch eine geistliche Prägung erhalten. Darüber hinaus ist es üblich, dass die Studenten zwei Semester außerhalb des Kollegs leben. Meist wechseln sie dabei die Stadt und die Universität.

Nach dem Studium geht der Priesterweihe die Weihe zum Diakon voraus, ein eigenständiges Dienstamt, das es schon im Urchristentum gab. Im Laufe der westlichen Kirchengeschichte entwickelte es sich zur Vorstufe des Priestertums. Die Aufgaben des Diakon liegen im gottesdienstlichen und caritativen Bereich. Seit dem II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) ist die Eigenständigkeit des Diakonates wieder hergestellt. So können sich heute auch (verheiratete) Männer zum Diakon weihen lassen, ohne Priester werden zu wollen.

Die Priesterweihe erfolgt durch die Handauflegung und das Weihegebet des Bischofs. In seinem Gebet ruft der Bischof die Kraft Gottes auf den Weihekandidaten herab. Nach dem Bischof legen auch die anwesenden Priester des Bistums dem Kandidaten die Hände auf - als Zeichen der Aufnahme in die Gemeinschaft der Priester. Der Handauflegung und dem Gebet geht eine Befragung voraus, bei der der Weihekandidat seine der Bereitschaft zum Dienst öffentlich erklärt und dem Bischof und seinen Nachfolgern den Gehorsam verspricht. Da die Priesterweihe nach katholischen Glauben ein Sakrament ist, also ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit mit Gott, kann sie vom Menschen nicht rückgängig gemacht werden.



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