Passanten sahen Rot

Jugendliche setzten in der Erfurter Innenstadt Zeichen für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung



Rot heißt Achtung. Rot bedeutet Aufmerksamkeit. Genau die erzeugten etwa dreißig katholische Jugendliche am Nachmittag des 11. Septembers auf dem Erfurter Anger. Ob nun vor dem Supermarkt, am Angerbrunnen oder an der Lorenzkirche - zu übersehen waren die roten T-Shirts der Jugendseelsorge im Bistum Erfurt nicht.

Die Jugendlichen aus verschiedenen Thüringer Regionen hatten sich bereits an zwei Wochenenden theoretisch mit den Themen "Frieden, Gerechtigkeit, Schöpfungsbewahrung" im Erfurter Jugendbildungshaus "Sankt Sebastian" auseinandergesetzt. Beim dritten Treffen wollten sie nun in der Öffentlichkeit ein entsprechendes Zeichen setzen.

So luden Jakob und Felicitas vor der Lorenzkirche, am Ort der Erfurter Friedensgebete, Menschen zum kurzen Innehalten ein. Aus Anlass des Jahrestages der schrecklichen Ereignisse des 11. September hatten die beiden mit Kerzen dieses Datum auf den Fußboden nachgestellt. Ein Passant zollte Respekt dafür: "Besser ein Licht entzünden, statt den Koran verbrennen!" An die Wand geheftete Zitate und Gedanken der Jugendlichen zum Thema Frieden zeigten, dass sie den Nerv vieler Passanten getroffen hatten.

"Darf es heute eins mehr sein?" fragte zugespitzt Johanna vor einem Supermarkt. Hintergrund der Frage war die Idee, beim Einkauf von Dingen des täglichen Bedarfs eine Portion mehr zu nehmen, um diese anschließend in einer bereitgestellten Kiste am Ausgang der "Erfurter Tafel" zukommen zu lassen. Von Kaffee über Nudeln bis hin zu Seife, Shampoo und Schokolade waren in den zwei Stunden drei schwere Kisten zusammengekommen. "Zunächst war es schwer, für die Idee zu werben, da namhafte Drogerien um ihr Image fürchteten und sich der Aktion verweigerten. Später haben wir aber großen Zuspruch erfahren und unerwartet viele Einkaufsartikel von den Menschen bekommen", zeigte sich Johanna überrascht.

Eine dritte Gruppe verwickelte Passanten in Diskussionen über die Konsequenzen des  Autofahrens. "Ja zum Fahrrad", lautete das jugendliche Credo. Jonas, selbst passionierter Radfahrer, fasste die Aktion so zusammen: "Wir haben in kurzer Zeit viel auf die Beine gestellt. Aber für eine bestimmte Sache in aller Öffentlichkeit einzustehen, ganz leicht war das nicht - trotz der roten T-Shirts!"

Timo Gothe, Diözesanjugendpfarrer