Pressemitteilung der Ökumenischen Telefonseelsorge Erfurt e.V.:*
Täglich und auch nachts klingelt das Telefon in der Dienststelle und am anderen Ende meldet sich ein Mensch, ein Telefonseelsorger mit einer fürsorglichen Stimme, bietet sein Ohr zum Hören, Zuhören an. Aus Nächstenliebe oder aus welcher Motivation auch immer sind Menschen rund um die Uhr im ehrenamtlichen Einsatz, um in ihrer Freizeit für Menschen in Not, in Leid in belastenden Alltagssituationen dazusein. Sie werden für diese Einsätze fachlich geschult und begleitet, um qualifiziert weiterhelfen zu können.
Etwa16 000 Menschen rufen jährlich bei der Telefonseelsorge Erfurt an. Beziehungskrisen, Depressionen, Einsamkeit, Krankheit, Selbstmordgedanken - die Mitarbeiter leisten erste Hilfe für die Seele.
Anonymität und Verschwiegenheit sind die wichtigsten Grundlagen der Arbeit bei der Telefonseelsorge in Erfurt.
"Erfolg" für die schwierige Arbeit ist, wenn der Anrufer wieder Mut fasst, sich entlastet und getröstet fühlt, war ein Gespräch zufriedenstellend. Manchmal folgt ein Danke.
Die ökumenische Telefonseelsorge Erfurt e.V. besteht seit 1992 und hier sind 50 Mitarbeiter ehrenamtlich tätig.
Einmal im Jahr werden neu ausgebildete Frauen und Männer feierlich in den Dienst aufgenommen. Ein Jahr lang qualifizieren sich die Telefonseelsorger in Selbsterfahrung, Gesprächsführung und Fachwissen und werden somit von Fachkräften auf den Einsatz am Telefon vorbereitet. Jeder hat die Möglichkeit, für seine persönliche Entwicklung zu profitieren und dazuzulernen.
Wie in jedem Jahr warten die erfahrenen Mitarbeiter auf die neuen Mitstreiter. Schon jetzt werden dringend Männer und Frauen für den nächsten Ausbildungskurs gesucht, der zum Jahresende mit einem Selbsterfahrungswochenende in Erfurt beginnt. Es ist ein lohnenswerter, sinnvoller und menschlich bereichernder Dienst am Nächsten.
Wer glaubt, Seelsorge am Telefon sei einfach mal so zuhören und einige Ratschläge geben, der irrt gewaltig. Die Tätigkeit der geschulten Männer und Frauen erfordert hohe Konzentration und Wachsamkeit. Sie benötigen die Fähigkeit, sich gefühlsmäßig auf Unbekanntes in einer Krisensituation einzulassen und zugleich das Gespräch zu strukturieren. Ein Telefonat dauert in der Regel 30-45 Minuten. Immer wieder wird auch nach Männern als kompetente Gesprächspartner gefragt.
Telefonseelsorge ist eine Erste-Hilfe-Einrichtung für Menschen, die in seelischen Krisensituationen, egal welcher Art sind; die zuhört und versucht Lösungswege zu finden.
Eine besondere Qualität ist dabei die Verschwiegenheit und Diskretion. So wird für viele das reden über ein Problem erst möglich. Das geschieht besonders dann, wenn Scham, Schuld, Angst oder starke soziale Kontrolle durch die Umwelt da ist. Beispielsweise kann es die Frau sein, die sich mit dem Alkoholproblem ihres Mannes an die Telefonseelsorge wendet.
Gedanken und Gefühle des Anrufers verstehen und ordnen, eine Struktur ins Gespräch bringen , dem Anrufer eine Rückmeldung geben, wie er wirkt, sind wichtige Aspekte. Stoppen muss man den, der ohne Punkt und Komma redet, ihm sagen, dass sein Anliegen unverständlich ist und Klarheit schaffen oder nach Erwartungen an das Gespräch fragen, ist manchmal nötig.
Bei Menschen mit Selbstmordgedanken oder Depressionen versucht der Telefonseelsorger herauszufinden, was die Stimmungslage beeinflusst oder auslöst. Durch die Telefonate bekommt der Tag des Betroffenen eine Struktur und wieder Mut und Sinn. Manche Anrufer wollen gar nicht reden, sondern schweigend mit dem Telefonseelsorger in Verbindung sein.
Ratschläge geben und Wertungen aussprechen sind im Gespräch tabu. Jeder Mensch wird so angenommen, wie er ist. Mit seinem speziellen Anliegen. Seelisch schwer kranke Menschen und Daueranrufer beispielsweise verändern sich manchmal über Jahre hinweg nicht, aber durch das Dasein am Telefon erspart der Mitarbeiter am Telefon manchem die Einweisung in die Psychiatrie. Bei Menschen, die mehrfach anrufen, lassen sich manchmal über Monate hinweg Entwicklungen erkennen und Lösungen erarbeiten. Doch die Verantwortung bleibt immer beim Anrufer.
Die ökumenische Telefonseelsorge sucht wieder ehrenamtlich engagierte Menschen mit einem einfühlsamen, begleitenden Ohr und Herzen, denn die nächste Ausbildung wird am Ende diesen Jahres beginnen. Wenn Sie sich zu dieser ehrenamtlichen Tätigkeit berufen fühlen, dann melden Sie sich bitte in der Geschäftsstelle der Telefonseelsorge bei Frau Fischedick (Tel. 0361-5621620). Hier erhalten Sie nähere Informationen.
Anna-Maria Fischedick
Leiterin und Geschäftsführerin der Ökumenischen Telefonseelsorge Erfurt e.V
*Die Verantworung für den Inhalt der Pressemitteilung liegt beim oben angeführten Absender
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