Leichter Rückenwind

Bischof Joachim Wanke zum Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung


Deutsche heben öfter den Blick zum Himmel, als man denkt - aber nicht unbedingt in einer Kirche
Bischof Joachim Wanke zum Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung

Der "Religionsmonitor" der Bertelsmann-Stiftung wird heute offiziell in Berlin vorgestellt. Zu den Ergebnissen der Studie, die am vergangenen Wochenende bekannt wurden, erklärt Bischof Joachim Wanke:


Modernisierung und Naturwissenschaften schaffen Religion und Glauben ab? Religion ist Opium für das Volk? Wer über den bundesdeutschen Tellerrand geschaut hatte, wusste schon vor dem Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung, dass dem nicht so ist.


Religion liegt weltweit im Trend, und das kann jetzt, statistisch untermauert, allerdings mit Abstrichen, auch für die Bedeutung der Religion in Deutschland gesagt werden. Rund 70 Prozent der Deutschen werden vom Religionsmonitor als "religiös" eingestuft; ein langfristiges Aussterben der Religion in Deutschland lasse sich definitiv nicht bestätigen. Und auch der Verdacht, der Glaube entfremde der Welt und lasse nur vom Jenseits träumen, hat sich als bloße Mär entpuppt. Das Gegenteil ist richtig: Je religiöser, desto engagierter im Ehrenamt - so hat es der Religionsmonitor herausgefunden.


Trotz vieler ermunternder Teilergebnisse dieser Untersuchung müssen wir Kirchenleute nüchtern feststellen, dass sich religiöses Leben vielfach abseits der Kirchen abspielt, es uns also bei aller Offenheit für Religion nicht gelungen ist, diese Menschen für das kirchliche "Angebot" zu interessieren. Hier besteht Handlungsbedarf - im Osten wie im Westen!


Doch selbst in Ostdeutschland dürfen wir dabei mit leichtem Rückenwind voranschreiten. Zwar gehört laut Religionsmonitor nur eine Minderheit von 36 Prozent einer Kirche an, aber immerhin 54 Prozent der Ostdeutschen denken mindestens hin und wieder über religiöse Themen nach. Ich sehe mich in meiner Ansicht bestätigt, dass Menschen ohne Konfession nicht unbedingt Atheisten, sondern religiös durchaus ansprechbar sind. Anderenfalls wären solche Angebote in unserem Bistum wie der Segnungsgottesdienst für Liebende am Valentinstag, das Monatliche Totengedenken, die Lebenswendefeier für konfessionslose Jugendliche nicht auf eine so positive Resonanz gestoßen.



Erfurt, 18.12.2007

Bischof Joachim Wanke



www.religionsmonitor.de