Kolumbarium wird eröffnet

In der Erfurter Allerheiligenkirche können Christen und Nichtchristen in Urnen bestattet werden


Die Stelen des Kolumbariums während der Sanierung der Allerheiligenkirche
In der Erfurter Allerheiligenkirche können Christen und Nichtchristen in Urnen bestattet werden

Erfurt (BiP). Nach einer zweijährigen Sanierung präsentiert sich die katholische Allerheiligenkirche in Erfurt nicht nur im neuen Gewand, sondern auch mit einer Besonderheit: dem ersten mitteldeutschen Kolumbarium in einer geweihten Kirche.


Und weil in der 1117 gestifteten Kirche nicht nur Christen, sondern auch Nichtchristen bestattet werden können, dürfte diese Urnenbegräbnisstätte in Deutschland - und wahrscheinlich auch darüber hinaus - einzigartig sein.


Erfurts Weihbischof Reinhard Hauke, der die Idee zum Kolumbarium hatte, wird das zur Domgemeinde St. Marien gehörende Gotteshaus am Freitag, 7. September um 15 Uhr im Rahmen einer heiligen Messe einweihen. Um 18 Uhr wird dann das Kolumbarium durch ihn eröffnet. Gelegenheit zur Besichtigung der Allerheiligenkirche besteht am Tag des offenen Denkmals (9. September) von 13 bis 15.30 Uhr.


Als das Erfurter Domkapitel im September vergangenen Jahres seine Absicht bekannt machte, im Zuge der Sanierung der zweischiffigen Kirche im Nordschiff ein Kolumbarium einzurichten, konnte niemand ahnen, welch großes Interesse diese Nachricht auslösen würde. Mittlerweile haben 167 Personen, davon 31 ohne Konfession, eines der 630 Urnenfächer als Grabstelle erworben.


Die Urnenfächer verteilen sich auf 15 Stelen mit einem kreuzförmigen Grundriss. Der Entwurf stammt von der Erfurter Künstlerin Evelyn Körber. Jede der aus rot geädertem Stein gefertigten Stele bietet auf sechs Etagen Platz für 42 Urnen. Die Frontplatten der Fächer mit den Namen und Lebensdaten der Verstorbenen sind aus sandgestrahltem Glas gefertigt, dessen Gestaltung an die Jahresringe von Bäumen erinnert.


Zwischen den Stelen können die Trauernden und Besucher umhergehen. Auch Rollstuhlfahrern bietet der Raum genügend Bewegungsfreiheit. Die Kirche selbst ist stufenlos zu erreichen.


Die gesamte Anlage ist zu den Fenstern im Osten hin ausgerichtet, wo Geburt und Kreuzigung Jesu Christi dargestellt sind. "Für die alte Kirche war das Gebet in Richtung des Sonnenaufgangs ein Glaubensbekenntnis an Jesus Christus. Von dort erhoffte man sich seine Wiederkehr am Jüngsten Tag", erklärt Hauke. Am Altar unterhalb der Fenster besteht die Möglichkeit, Blumen und Kränze niederzulegen und Kerzen zu entzünden.


Ü;berhaupt macht der gesamte Kirchenraum die Verbindung von Leben, Tod und Auferstehung sichtbar und erfahrbar. Neben dem Kolumbarium sollen im Südschiff Gottesdienste gefeiert werden. Aber nicht nur zu Begräbnissen. "Der Tod ist dem Menschen gewiss, aber nicht sein Ende. Als Christen haben wir allen Grund, im Gottesdienst das Leben zu feiern und die Auferstehungshoffnung zu vergegenwärtigen", sagt Hauke.


Eine Glaswand trennt beide Schiffe räumlich voneinander und verbindet sie zugleich, weil das ebenfalls sandgestrahlte Glas transparent und mit Bibelworten gestaltet ist, die mal von der einen, mal von der anderen Seite zu lesen sind und die Beziehung zwischen den Lebenden und Toten unter der Perspektive der Auferstehung herausstellen.


Auch nichtkatholische und säkulare Trauerfeiern können in der Allerheiligenkirche durchgeführt werden, wenn die Gestaltung der Kirche respektiert und nicht verändert wird.


Das Monatliche Totengedenken, das bisher im Erfurter Dom stattfand, wird künftig an jedem ersten Freitag im Monat um 15 Uhr in der Allerheiligenkirche begangen. Das Totenbuch, in dem die Namen Verstorbener stehen, die anonym oder nicht bestattet wurden oder deren Grab weit entfernt ist, wird zwischen den Gedenkfeiern an seinem bisherigen Platz an der Grablege Christi im Dom aufbewahrt.


Obwohl mit dem Kolumbarium für Christen und Nichtchristen etwas Neues in der Allerheiligen entstanden ist, wird eine alte Tradition wiederbelebt: Schon im Mittelalter war die Kirche ein Begräbnisort, wovon Grabmale im Kirchenraum und an der Umfassungsmauer steinernes Zeugnis ablegen.

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