Keine Angst vor heißen Eisen

Der Politikwissenschaftler Claudio Kullmann ist der neue Leiter der Bistumsakademie Katholisches Forum





Erfurt (BiP). Der aus dem thüringischen Eichsfeld stammende Politikwissenschaftler Claudio Kullmann (34) ist der neue Geschäftsführer der Bistumsakademie "Katholisches Forum" und des Bildungswerkes im Bistum Erfurt. Er folgt Patricia Heich (36) nach, die auf eigenen Wunsch ihre Arbeit in Thüringen beendet hat.

Kullmann, der über den politischen Charakter der deutschen Katholikentage promovierte, hat zuletzt als Programm-Bereichsleiter bei den Deutschen Katholikentagen gearbeitet. Beim Katholischen Forum wird er ebenfalls die Programmgestaltung verantworten und zu öffentlichen Vorträgen und Diskussionen über Religion und Theologie, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Kultur einladen.

Der neue Geschäftsführer freut sich darauf, Menschen, seien sie nun Christen oder Nichtchristen, mit neuen Themen in Kontakt zu bringen und beizutragen, sich mit fremden Positionen auseinanderzusetzen. "Daraus ergeben sich immer interessante Denkanstöße und neue Perspektiven. Und nicht selten merkt man schnell, dass man an denselben Fragen arbeitet, wenn auch die Antworten nicht immer gleich ausfallen", sagt Kullmann.

Aktive Teilnahme an aktuellen gesellschaftlichen Debatten ist ihm für die Akademiearbeit wichtig, und er scheut sich auch nicht, heiße Eisen aufzugreifen. "Für mich ist das derzeit die Frage, wie wir mit Flüchtlingen umgehen, von denen wir zwar nicht wollen, dass sie ertrinken, die wir aber auch irgendwie nicht so wirklich hier haben wollen. Oder der demografische Wandel: Gehen in so manchen Dörfern im Thüringer Wald wirklich bald die Lichter aus? Was machen wir dann?"

Dass das Bistum Erfurt mit dem "Katholischen Forum" zwar über eine Akademie verfügt, aber kein Akademiegebäude besitzt, stellt für Claudio Kullmann kein Problem dar. Im Gegenteil sogar: "Ich empfinde das nicht als Defizit, sondern als steten Antrieb, immer wieder neu darüber nachzudenken, an welchen Ort ein Thema gehört." Bildungsarbeit wolle eben bewegen, meint der junge Akademieleiter mit einem Augenzwinkern.

Kullmanns zweites Tätigkeitsfeld ist die Geschäftsführung des Bildungswerkes im Bistum Erfurt. Das Bildungswerk hat die Funktion einer Landesorganisation für Erwachsenenbildung in katholischer Trägerschaft. Mitglieder sind katholische Einrichtungen und Arbeitsgemeinschaften der Erwachsenenbildung im Bistum Erfurt sowie im Dekanat Gera, das thüringisch ist, aber zum Bistum Dresden-Meißen gehört. Auch die Pfarrgemeinden und Verbände sind wichtige Akteure der Bildungsarbeit.

Auf diesem Feld sieht Claudio Kullmann seine Kernaufgabe darin, die in der Bildungsarbeit Engagierten vor Ort zu unterstützen. "Das gilt finanziell durch die Auszahlung der Fördermittel des Freistaats genauso wie ideell durch die Beratung und Weiterbildung der Ehrenamtlichen", erklärt er. Entscheidend für diesen kirchlichen Bildungssektor sei es, sich nicht nur mit sich selbst und kirchlichen Themen zu beschäftigen. "Wir müssen die Menschen dort suchen, wo sie sind. Und wir müssen die Fragen stellen, die sie sich auch stellen", unterstreicht Kullmann.

Er will "keine Wohlfühlveranstaltungen nur für Katholiken machen, bei denen man einen interessanten Vortrag hört und seine eigene Meinung bestätigt sieht. Wir müssen ins Gespräch kommen mit Menschen, die anders denken als wir. Da haben wir als Kirche in so manchen Bereichen noch Luft nach oben."

Biografisches

Claudio Kullmann, Jahrgang 1981, wuchs in Gernrode (Eichsfeld) auf. Nach dem Abitur studierte er Politikwissenschaft in Jena, Geelong (Australien) und Marburg. 2009 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent am Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik in Luzern, 2011 wechselte er zu den Deutschen Katholikentagen Mannheim, Regensburg und Leipzig. 2014 wurde er an der Universität Jena zum Dr. phil. promoviert. Seit April 2015 ist er beim Bistum Erfurt angestellt. Claudio Kullmann ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Veranstaltungen des Katholischen Forums und des Bildungswerkes