Herzlichkeit, die berührt

Reisebericht über eine ganz besondere Pilgerfahrt nach Rumänien

Die bereits für 2020 geplante und wegen der Pandemie zweimal verschobene Pilgerreise nach Rumänien fand vom 12. bis 18. Mai 2022 statt. Organisiert wurde die Reise von der Diözesanpilgerstelle im Bistum Erfurt mit Unterstützung des Bayerischen Pilgerbüros München. Zu den 34 Pilgerinnen und Pilgern aus dem Bistum Erfurt zählte Pfarrer Georg Schuchardt aus Rudolstadt, der die geistliche Reiseleitung übernommen hatte.

Mit dem Bus ging es von Rudolstadt über Erfurt zum Flughafen nach Frankfurt/Main, von wo wir mit dem Flugzeug an unser erstes Reiseziel Timisoara gelangten. Mit unserem rumänischen Reiseleiter Dr. Wilhelm Tauwinkl steuerten wir einen unserer Höhepunkte der Reise an. Wir hatten ein Treffen mit Bischof József-Csaba Pál verabredet, der seit 2018 das Oberhaupt der römisch-katholischen Diözese Timisoara ist. Diese wahrlich herzliche Begegnung haben wir Pfarrer Georg Schuchardt zu verdanken, der József Pál noch als Theologiestudent kennengelernt und den Kontakt über die vielen Jahre gepflegt hat. Der Bischof höchstpersönlich hat unsere Gruppe mit einer kleinen Stärkung bewirtet. Es fand ein reger Austausch über die Situation in unseren Bistümern statt. Festgestellt wurde, dass die Kirche vor großen Herausforderungen steht und es dennoch wichtig ist, das Positive zu sehen und zu benennen, worin unsere Hoffnung besteht. Nach einem gemeinsamen Gebet und mit dem Bischöflichen Segen gestärkt, verließen wir das Bischofshaus und lernten bei einer Stadtführung die Bischofsstadt kennen.

Die berühmten Moldauklöster Moldovita, Humor und Voronet – heute noch lebendige Zeugen der Orthodoxie –,  katholische Gotteshäuser und gut erhaltene Kirchenburgen der Siebenbürger Sachsen standen ebenso auf dem Programm der insgesamt siebentägigen Reise wie ein Besuch in dem rumänischen Dorf Sibiel mit einem landestypischen Mittagessen, das für alle Teilnehmer einige fröhliche Überraschungen bereithielt.
Auf unserer Reise erfuhren und erlebten wir die ganze Vielfalt der Geschichte Rumäniens und ihre eindrucksvollen Zeugnisse des Glaubens in einem friedlichen Nebeneinander, was alle Reisenden sehr beeindruckte.
Einen gemeinsamen Sonntagsgottesdienst feierte unsere Gruppe in der katholischen Kirche „Die Heilige Dreifaltigkeit“ in Gura Humorului.

Unser nächster und mit großer Spannung erwarteter Höhepunkt war am Montag der Besuch bei den Schwestern der Hl. Maria Magdalena Postel und des Kinderheims im kleinen Dorf Schineni.
Die Heiligenstädter Schulschwestern betreuen in Rumänien mehrere soziale Projekte. Pfarrer Schuchardt und einigen Reisegästen waren die Schwestern noch von ihrem Wirken in Heilbad Heiligenstadt bekannt. Aktuell gehören drei Schwestern zum Convent „Sf. Maria“. Die Schwestern betreuen ein Kinderheim, ein Jugendwohnheim und ein Soziales Zentrum. Sie arbeiten in allen Einrichtungen zusammen mit rumänischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mit ihrer Kinder- und Jugendarbeit sowie Pastoralarbeit unterstützen und begleiten sie hilfebedürftige Menschen. Die Schwestern berichteten, dass sie mit Ihrer Arbeit vor allem auch Kindern und Jugendlichen eine hoffnungsvolle Perspektive ermöglichen. Einige Mädchen, die in Einrichtungen der Schwestern betreut werden, überraschten unsere Gruppe mit rumänischen Tänzen und Liedern. Nach dem Kaffeetrinken luden uns die Schwestern noch in die Dorfkirche ein, wo die Projekte mit ihren Zielen und Erfolgen anhand einer Dokumentation noch ausführlich vorgestellt wurden. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass sämtliche Projekte größtenteils durch Spenden – vor allem aus Deutschland – finanziert und ermöglicht werden.

Zum Abschluss nahmen wir noch die Einladung in das Kinderheim vom Verein „Arca Postel“ an, wo bereits an der Straße die Kinder und Jugendlichen ein fröhliches Empfangskomitee vorbereitet hatten.
Auch hier wurden wir mit einer Herzlichkeit empfangen, die alle sehr berührt hat. Die Kinder und Jugendlichen bewirteten uns mit selbstgebackenem Kuchen und Getränken und zeigten uns ihr zu Hause. Vom gemeinsamen Gesang zum Abschied waren alle sehr gerührt.
Unsere Gruppe war sich einig, dass dieser Besuch uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Am vorletzten Tag unserer Reise fuhren wir nach Brasov, um den größten Dom Südosteuropas – Die Schwarze Kirche – zu besichtigen sowie bei einem Rundgang durch die Altstadt mehr von der Geschichte Rumäniens zu erfahren. Nach der Besichtigung des Schlosses Peles, das Ende des 19. Jahrhunderts vom ersten König Rumäniens Carol I. erbaut wurde, stand für uns noch eine Sektverkostung und Abendessen im Rheinkeller Azuga auf dem Plan.
Mit einem Gottesdienst in der katholischen Kirche „Jesu Christus König“ in Ploiesti fand unsere Reise am darauffolgenden Tag ihren würdigen Abschluss.

Selbst die deutliche Verspätung unseres Heimfluges konnte die Freude über die gelungene Reise nicht trüben. Das freundliche und wohltuende Miteinander in der Gruppe hatte einen großen Anteil am Gelingen unserer Pilgerreise.

Rita Rosenstengel