Erfurt (BiP). In einem Festgottesdienst am Samstag, 15. September, 9 Uhr, wird Schwester Ulrike Harnisch (27) in der Kirche des Ursulinenklosters die "Gelübde auf Lebenszeit" ablegen. Dabei verspricht sie, ihr Leben lang in der Gemeinschaft des Ursulinenordens in Armut, Gehorsam und Keuschheit zu leben. Ihr Versprechen legt die Schwester vor Bischof Dr. Joachim Wanke, ihrer Oberin, Schwester Katharina, der Ordensgemeinschaft und Gästen aus ganz Deutschland ab. Als äußeres Zeichen der Bindung an Jesus Christus überreicht ihr der Bischof im Gottesdienst einen goldener Ring. Mit Schwester Ulrike als jüngstem Mitglied gehören dem Erfurter Ursulinenkonvent 20 Frauen im Alter von 27 bis 80 Jahren an. Die Schwestern unterhalten in Erfurt einen Kindergarten und Freizeithort und arbeiten in der Pfarr- und Schulseelsorge. Mit dem Projekt "Offene Kirche" hat die Gemeinschaft ihre Türen für Besucher geöffnet und bietet auch Aufenthalte im Kloster an.
Schwester Ulrike wurde 1974 in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz, geboren. Auch wenn der christliche Glaube in ihrer Familie "selbstverständlich mit dazu gehörte" und ihr die Heimatpfarrei als zweites Zuhause galt, hatte Ulrike Harnisch während ihrer Schulzeit nie daran gedacht, in ein Kloster zu gehen. Dennoch sieht sie den "Grundstein" für ihr jetziges Leben in der Kindheit gelegt.
Nach der 10. Klasse wollte sie Erzieherin werden. Wegen ihrer kirchlichen Bindung konnte sie den Berufswunsch unter den Bedingungen der ehemaligen DDR nur in der Kirche verwirklichen. Ihre Ausbildung erhielt sie auch im Erfurter Ursulinenkloster. Nach ihrer Ausbildung trat sie dort im Jahr 1995 ein.
"Einfach die Tür aufmachen und reingehen", antwortet Schwester Ulrike scherzhaft auf die Frage, wie man ins Kloster kommt. In ihrem Fall war es allerdings nicht so einfach. Die Entscheidung fiel nicht von gestern auf heute, musste von ihr errungen werden. "Für mich gab es eine lange Zeit des Suchens und Fragens, des Hörens auf die innere Stimme, die für mich die Stimme Gottes ist." Wichtig waren ihr auch die Gespräche mit anderen Menschen. Lange wehrte sie sich gegen den Gedanken, ins Kloster zu gehen. "Ich wollte nicht hören und wahrnehmen, was ich in meinem Inneren vernahm. Das ging sogar bis zur Schlaflosigkeit." Dann aber sagte sie sich. "Gut, ich gehe! Ich kann?s mir ja mal ansehen und muss nicht gleich ein Leben lang bleiben." Der Entschluss ließ Ulrike Harnisch wieder schlafen. "Das war für mich ein Zeichen, dass es nicht meiner puren Fantasie entsprang."
Gelegenheiten, den Schritt ins Kloster zu überprüfen, gab es genug. Auch der Ursulinen-Orden sieht für seine Bewerberinnen eine Prüfungszeit vor, in der sich die Bewerberin wie auch die Ordensgemeinschaft prüft, ob man zueinander passt. Mindestens fünf bis sechs Jahre sind dafür vorgesehen. Schwester Ulrike konnte sich so an das Leben im Kloster gewöhnen, wurde über die Geschichte und die Bedeutung des Ordens unterrichtet, arbeitete, betete - allein und in Gemeinschaft - und prägte ihre Spiritualität aus. Jetzt haben der Erfurter Konvent und Schwester Ulrike zueinander Ja gesagt. Die "Gelübde auf Lebenszeit" sind der letzte Schritt auf einem langen Weg, aber noch nicht das Ende. "Gott selber vollende das gute Werk, das ER an Ihnen begonnen hat", wird Bischof Wanke im Gottesdienst für Schwester Ulrike beten.
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