Glaubenszeugen von Buchenwald

Herz-Jesu-Gemeinde in Weimar gedenkt zweier Märtyrerpriester, des sel. Otto Neururer und Matthias Spanlang mit einem mehrtägigen Programm

Weimar. Vor 75 Jahren kamen die beiden Priester Otto Neururer und Matthias Spanlang im KZ Buchenwald gewaltsam zu Tode. In einem mehrtägigen Programm mit etlichen Gästen aus Österreich wird dieser Priester und ihrem mutigen Glaubenszeugnis gedacht.

Das Programm für die Feierlichkeiten zum Gedenken des 75. Todestages der beiden Märtyrerpriester von Buchenwald gestaltet sich so:

Freitag, 29.05.2015 
13.00 Uhr         
Rundgänge in der Gedenkstätte Buchenwald an die Orte, an denen die beiden Märtyrerpriester gelebt, gearbeitet und gelitten haben (Lagerbahnhof, Straßen, Block 41, Krankenrevier, Kantine, Steinbruch,  Bunker)
18.00 Uhr         
Andacht in der Karmelkirche "St. Bonifatius" Schöndorf

Samstag, 30.05.2015          
14.00 Uhr       
Zentrale Gedenkfeier in der Gedenkstätte Buchenwald                                

Sonntag, 31.05.2015          
10.00 Uhr        
Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche "Herz Jesu" Weimar

Zahlreiche Gäste aus der Heimat der beiden Märtyrerpriester haben ihr Kommen zugesagt, darunter
für die Diözese Innsbruck Herr Prälat Dr. Ernst Jäger und Diakon Dr. Josef Walder als Vertreter von  Herrn Bischof Dr. Manfred Scheuer,
für die Diözese Linz Herr Bischofsvikar Wilhelm Vieböck und Bistumsarchivarin Dr. Monika Würthinger in Vertretung für Herrn Bischof Ludwig Schwarz SDB,
für das Bistum Erfurt Herr Weihbischof Dr. Reinhard Hauke in Vertretung für Herrn Bischof Dr. Ulrich Neymeyr sowie Herr Altweihbischof Hans-Reinhard Koch,
Für die Heimatgemeinde Kallham von Matthias Spanlang kommen neben Herrn Pfarrer Johann Gmeiner auch Verwandte des Märtyrers, u.a. der Großneffe August Spanlang.
Auch die Pfarrei St. Martin im Innkreis, die letzte Pfarrstelle von Matthias Spanlang, wird durch Mitglieder des Pfarrgemeinderates vertreten sein.
Zudem haben verschiedene hochrangige Vertreter aus der Ökumene ihre Teilnahme an den Feierlichkeiten zugesagt.


Hintergrund:
Die gewaltsame Besetzung und der "Anschluss" an Deutschland im Jahr 1938 brachten zahlreiche schwerwiegende Einschnitte im kirchlichen Leben Österreichs mit sich. Katholische Einrichtungen, Kindergärten und Schulen wurden geschlossen, Ordensgemeinschaften aufgelöst, der Religionsunterricht verboten.
Otto Neururer, Pfarrer von Götzens in Tirol, hatte sich fest vorgenommen, dass er sich dem weltanschaulichen Terror nicht beugen werde und als "Hirte sich vor seine Herde stellen möchte". Sein ehemaliger Mitschüler Johannes Geisler (seit 1930 Fürstbischof von Brixen) war wegen seiner Nähe zu den Nationalsozialisten innerkirchlich umstritten. Ihm gegenüber äußerte Otto Neururer: "Betet für uns, dass wir nicht alle Märtyrer werden!"

Am 25.3.1882 in Piller/Inn geboren und am 29.6.1907 in Brixen zum Priester geweiht, hatte Otto Neururer 1932 die Pfarre Götzens in Tirol übernommen. Als er im Jahr 1938 einer jungen Frau aus seiner Gemeinde von der Ehe mit einem wesentlich älteren, geschiedenen SA-Mann abrät, war er sich der Konsequenzen seines Handelns bewusst: "Nein, die Schwierigkeiten, die ich daraus bekommen werde, will ich nicht auf andere abwälzen. Es ist meine Pflicht."
Seine Verhaftung durch die Gestapo erfolgte am 15. Dezember 1938. Nach dem Arrest im Polizeigefängnis Innsbruck kam er ins KZ Dachau.
Dort begegnete er seinem 51jährigen Mitbruder Matthias Spanlang aus dem Bistum Linz. Gemeinsam wurden die beiden Priester am 26. September 1939 ins Arbeitslager Buchenwald bei Weimar überstellt.

Im KZ Buchenwald war jede seelsorgliche Tätigkeit bei strengster Strafe verboten. Dennoch  nahmen sich Neururer und Spanlang eines jungen Mithäftlings an, der als Kommunist aus der Kirche ausgetreten war, nun aber  priesterlichen Beistand suchte. Die Sache wurde verraten. Am 28. Mai 1940 wurden Otto Neururer und Matthias Spanlang in den Bunker von Buchenwald geworfen, was Dunkelhaft, Essenentzug und Folter bedeutete. Beide Priester wurden in einer Zelle kopfunter aufgehängt und starben eines qualvollen Todes.
Am 30. Mai 1940 wurde der Name Otto Neururers von der Essenliste gestrichen, das amtliche Sterbedatum von Matthias Spanlang wurde mit dem 5.6.1940 angegeben.
Am 3. Juni 1940 wurde der Leichnam Otto Neururers eingeäschert, die Urne nachfolgend postalisch von Weimar nach Innsbruck geschickt. Die Beisetzung in der Pfarrkirche in Götzens am 30.6.1940 fand unter großer Beteiligung des Bistumsklerus und der Bevölkerung statt.
Matthias Spanlang wurde am 11.6.1940 in seiner Heimatgemeinde Kallham beigesetzt.

Die Seligsprechung Otto Neururers erfolgte am 24.11.1996 durch Papst Johannes Paul II. in Rom.  
Die besonderen Gebetsanliegen an den seligen Otto Neururer sind die Bitten um ein gelingendes Familienleben und den Priesternachwuchs.

In besonderer Weise gedenkt die katholische  Kirchengemeinde Weimar der beiden Märtyrerpriester Otto Neururer und  Matthias Spanlang - der eine seliggesprochen, der andere lange Zeit fast vergessen und erst in den letzten Jahren wieder deutlich in die Erinnerung gekommen.
Die Verehrung der beiden Märtyrer in der Thüringer Diaspora ist auch begründet in der ganz persönlichen Erfahrung vieler Gemeindemitglieder, dass totalitäre Systeme mächtig, aber nicht allmächtig sind und dass es schwer ist, die Konsequenzen für das  öffentliche Bekenntnis des Glaubens zu tragen und daran nicht zu verzweifeln.
Die beiden Märtyrerpriester sind damit nicht nur Vorbilder in der priesterlichen Treue, sondern vielmehr auch Fürsprecher für  alle diejenigen, die trotz der politischen Bedrohung des christlichen Glaubens mutig und treu an Jesus Christus festhalten.  


Katholische Kirchengemeinde "Herz Jesu" Weimar

Links zu den Biographien von Otto Neururer und Matthias Spanlang

28.05.2015