Gespräch des Bistums Erfurt mit dem Thüringer Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen

Erfurt (BiP). Auf Einladung des Katholischen Büros Erfurt fand am Abend des 7. Februar 2003 in der Bildungsstätte St. Martin ein Gespräch zwischen Vertretern des Bistums Erfurt und dem Thüringer Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen statt. Teilnehmer des Gespräches waren unter anderen Bischof Dr. Joachim Wanke und die Landessprecherinnen von Bündnis 90/Die Grünen, Astrid Rothe und Katrin Göring-Eckardt, die zugleich Fraktionsvorsitzende ihrer Partei im Deutschen Bundestag ist.


Der Irak-Konflikt stand am Anfang des Gespräches. Landessprecherin Rothe würdigte das "deutliche Wort des Papstes" und seine Warnung vor einem Krieg. Zwischen katholischer Kirche und Bündnisgrünen gebe es zu diesem Thema in vielen Positionen Ü;bereinstimmung.


Weitere Gesprächsthemen waren das Zuwanderungsgesetz, Bioethik, Bildung und Erziehung.


Die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung für die Zuwanderung unterstrichen sowohl die Fraktionsvorsitzende Göring-Eckardt als auch Bischof Wanke. "Die Grünen werden dabei keinen Kompromissen zustimmen, die eine Verschlechterung des geltenden Flüchtlingsrechtes bedeuten", versicherte Göring-Eckardt. Sie bat die Kirchen, das anstehende Gesetzgebungsverfahren öffentlich zu unterstützen. Der Leiter des Katholischen Büros, Winfried Weinrich, benannte als wesentliche Forderungen der katholischen Kirche das Kindernachzugsalter von bis zu 18 Jahren, die Anerkennung der geschlechtsspezifischen Verfolgung und die Verbesserung der Integrationsmöglichkeiten.


Bischof Wanke zeigte sich über das hohe Niveau erfreut, auf dem die Debatte über bioethische Fragestellungen in Deutschland geführt wird. Der Bischof warnte vor der manipulierenden Verfügung über das menschliche Leben. "Wir müssen die Frage klären, welchen menschlichen Fortschritt wir wirklich wollen", so Wanke. Er zeigte sich dankbar für die Haltung der Bündnisgrünen zur Präimplantationsdiagnostik (PID), forderte die Partei aber auch auf, die gesetzlichen Regelungen zur Pränataldiagnostik und für Spätabtreibungen zu überprüfen.


Zur Frage der Einführung von Ganztagsschulen erklärten beide Seiten, dass die Ganztagsbetreuung nicht eine Verpflichtung, sondern ein Angebot sein sollte. "Die Wahlfreiheit der Eltern muss garantiert sein", forderten Wanke und Göring-Eckardt übereinstimmend. Dazu gehöre auch die gleichberechtigte Behandlung der Schulen in freier Trägerschaft. Notwendig sei eine Diskussion über Inhalte und Ziele von Bildung und Erziehung und die Mitverantwortung der Eltern.



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