Im Vorbereitungsdokument für die Bischofssynode im Jahr 2023 heißt es zu Beginn:
„Die Kirche Gottes ist zu einer Synode zusammengerufen. Der Weg, der unter dem Titel steht Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung, wird vom 9.-10. Oktober 2021 feierlich in Rom und am folgenden 17. Oktober in jedem Bistum eröffnet. Eine grundlegende Etappe wird die (…) Bischofssynode im Oktober 2023 sein, auf die dann die Phase der Umsetzung folgt, an der wiederum die Bistümer beteiligt sein werden. Mit dieser Einberufung lädt Papst Franziskus die ganze Kirche ein, sich Gedanken zu machen über ein für ihr Leben und ihre Sendung entscheidendes Thema, (…) nämlich welche Prozesse ihr helfen können, die Gemeinschaft zu leben, die Teilhabe aller umzusetzen und sich der Sendung zu öffnen.“
Der Papst fragt:
„Wie gestaltet man heute, auf den verschiedenen Ebenen (…) jenes „gemeinsam Gehen“, das es der Kirche erlaubt, entsprechend der ihr anvertrauten Sendung das Evangelium zu verkünden? Und welche Schritte lädt der Heilige Geist uns ein zu gehen, um als synodale Kirche zu wachsen?“
Der Papst verweist „auf die Hauptziele, welche die Synodalität als Form, als Stil und als Struktur der Kirche durchdeklinieren:
• • sich daran zu erinnern, wie der Geist den Weg der Kirche in der Geschichte geführt hat, und wie er uns heute einlädt, gemeinsam Zeugen der Liebe Gottes zu sein;
• einen kirchlichen Prozess zu leben, an dem alle teilnehmen können und von dem niemand ausgeschlossen wird, und der jedem – besonders denen, die sich ausverschiedenen Gründen an den Rändern befinden – die Gelegenheit gibt, das Wort zu ergreifen und angehört zu werden. (…)
• partizipative Weisen der Ausübung der Verantwortung im Hinblick auf die Verkündigung des Evangeliums und im Einsatz für den Aufbau einer schöneren und bewohnbareren Welt auszuprobieren;
• zu überprüfen, wie in der Kirche die Verantwortung und die Macht gelebt werden, wobei auch die Strukturen zu prüfen sind, mittels derer sie gestaltet werden. Dabei werden Vorurteile und unangemessene Praktiken, die nicht im Evangelium gründen, hervortreten, bei denen der Versuch einer Umwandlung vorzunehmen ist;
• die christliche Gemeinschaft als glaubwürdiges Subjekt und verlässlichen Partner anzuerkennen in Bezug auf den sozialen Dialog, die Heilung, die Versöhnung, die Inklusion und die Teilhabe, den Wiederaufbau der Demokratie, die Förderung der Geschwisterlichkeit und der sozialen Freundschaft;
• die Beziehungen zwischen den Gliedern der christlichen Gemeinschaften wie auch zwischen den Gemeinschaften und den anderen sozialen Gruppen, wie z.B. den Gemeinschaften der Gläubigen anderer christlicher Konfessionen und anderer Religionen, oder den Organisationen der Zivilgesellschaft (…) wiederzubeleben.
Allerdings verweis das Vorbereitungsdokument darauf, dass dieser Weg nicht mit den Mitteln der Demokratie gegangen werden soll. Es gibt demokratische Elemente in unserer Kirche, besonders in den Orden und in den Verbänden, aber in der sogenannten verfassten Kirche übt nicht das Volk die Herrschaft aus, was wörtlich dem Begriff der Demokratie entspricht, sondern die katholische Kirche versteht sich als Kirche Jesu Christi, der der Herr seiner Kirche ist. Diejenigen, die Macht haben oder besser gesagt die Verantwortung, sind nicht nur vom Volk Gottes beauftragt, wie staatliche Beamte, sondern von Jesus Christus. Das wird in jedem Weihegottesdienst in Wort und Ritus deutlich. Im Vorbereitungstext der Synode (Nr. 14) heißt es dazu:
„Die Hirten, die von Gott „als «authentische Hüter, Ausleger und Zeugen des Glaubens der ganzen Kirche“» bestellt sind, fürchten nicht, der ihnen anvertrauten Herde zuzuhören. Die Konsultation des Gottesvolkes bringt keineswegs die Übernahme der Prinzipien der Demokratie, die auf dem Mehrheitsprinzip beruhen (…) mit sich. Denn Grundlage für die Teilnahme an einem jeden synodalen Prozess ist die geteilte Leidenschaft für die gemeinsame Sendung der Evangelisierung und nicht die Vertretung von Interessen, die untereinander in Konflikt stehen. Mit anderen Worten geht es um einen kirchlichen Prozess, der nicht verwirklicht werden kann, außer „im Leib einer hierarchisch strukturierten Gemeinschaft“ Der einmütige Konsens der ganzen Kirche im gleichen Glauben verwirklicht sich im fruchtbaren Band zwischen dem sensus fidei des Volkes Gottes und der Funktion des Lehramtes der Hirten.“
Diese Differenzierung zwischen Synodalität und Demokratie ist eine der Ursachen für Spannungen auf dem gemeinsamen Weg der Kirche auf allen Ebenen: in den Pfarreien, in den Bistümern, im Bereich der Bischofskonferenzen und in der Weltkirche. Nicht immer kann ein Weg gefunden werden, den alle mitgehen wollen. Ob es gelingt, im gemeinsamen Gebet, im gemeinsamen Hören auf Jesus Christus, den Herrn seiner Kirche, und im behutsamen Blick auf den seitherigen Weg der Kirche einen gemeinsamen Weg in die Zukunft zu finden? Der Papst ist zuversichtlich und benennt zehn zu vertiefende Themenfelder zur Vorbereitung der Bischofssynode:
• DIE WEGGEFÄHRTEN
In der Kirche und in der Gesellschaft gehen wir Seite an Seite auf der gleichen Straße. Wer sind in unserem Bistum, die „gemeinsam gehen“? Wenn gesagt wird „unsere Kirche” – wer gehört dazu? (…)
• ZUHÖREN
Das Zuhören ist der erste Schritt. Es erfordert aber, ohne Vorurteile, offenen Geistes und Herzens zu sein. Wie wird den Laien, besonders den Jugendlichen und den Frauen, zugehört? Wie wird der Beitrag der gottgeweihten Frauen und Männer integriert? Welchen Raum hat die Stimme der Minderheiten, der Ausgestoßenen und der Ausgeschlossenen? (…)
• DAS WORT ERGREIFEN
Alle sind eingeladen, mit Mut und Freimut zu sprechen. Wie wird innerhalb der Gemeinschaft ein freier und kommunikativer Stil gefördert? (…)
• FEIERN
Ein „gemeinsames Gehen” ist nur möglich, wenn es im gemeinsamen Hören auf das Wort Gottes und in der Feier der Eucharistie gründet. Auf welche Weise inspirieren und orientieren tatsächlich das Gebet und die Feier der Liturgie das „gemeinsame Gehen“? (…)
• MITVERANTWORTUNG IN DER SENDUNG
Die Synodalität steht im Dienst der Sendung der Kirche, an der teilzuhaben alle Glieder berufen sind. Alle sind missionarische Jünger. Auf welche Weise wird jeder Getaufte aufgerufen, Protagonist der Sendung zu sein? (…)
• IN DER KIRCHE UND IN DER GESELLSCHAFT DIALOG FÜHREN
Der Dialog ist ein Weg der Beständigkeit, der auch Schweigen und Leiden umfasst, aber in der Lage ist, die Erfahrungen der Menschen und der Völker aufzugreifen. (…) Wie tritt die Kirche mit anderen Instanzen der Gesellschaft in Dialog und lernt von ihnen mit der Welt der Politik, der Wirtschaft, der Zivilgesellschaft oder der Armen?
• MIT DEN ANDEREN CHRISTLICHEN KONFESSIONEN
Der Dialog unter Christen verschiedener Konfessionen, vereint in der einen Taufe, hat im synodalen Weg einen besonderen Rang. Welche Beziehungen werden mit den Schwestern und Brüdern der anderen christlichen Konfessionen unterhalten? (…)
• AUTORITÄT UND TEILNAHME
Eine synodale Kirche ist eine Kirche der Teilhabe und der Mitverantwortung. Wie wird innerhalb unseres Bistums die Autorität ausgeübt? Wie sieht die Praxis der Teamarbeit und der Mitverantwortung aus? Wie werden die laikalen Dienste und die Übernahme von Verantwortung durch die Gläubigen gefördert? (…)
• UNTERSCHEIDEN UND ENTSCHEIDEN
In einem synodalen Stil wird durch Unterscheidung auf der Basis eines Konsenses entschieden, der aus dem gemeinsamen Gehorsam gegenüber dem Geist hervorgeht. Durch welche Prozeduren und mit welchen Methoden wird unterschieden und wo werden Entscheidungen getroffen? (…) Wie wird die Teilnahme an Entscheidungen innerhalb hierarchisch strukturierter Gemeinschaften gefördert? (…)
• SICH IN DER SYNODALITÄT BILDEN
Die Spiritualität des „gemeinsamen Gehens“ ist dazu berufen, Bildungsprinzip der menschlichen und christlichen Person, der Familien und der Gemeinschaften, zu werden. Wie werden die Menschen ausgebildet, besonders diejenigen, die innerhalb der christlichen Gemeinschaft verantwortliche Stellen einnehmen, um sie zu befähigen, „gemeinsam zu gehen“, sich gegenseitig zuzuhören und miteinander in Dialog zu treten?
Im Bistum werden die diözesanen Gremien Rückmeldungen auf diese Fragen geben. Es gibt in unserer Diözese seit der Bistumsgründung fünf durch Wahl gebildete Gremien der Synodalität: den Katholikenrat, den Kirchensteuerrat, die Dechantenkonferenz, den Priesterrat und den Gemeindereferentinnenrat. Auch die Kirchenvorstände, Pfarreiräte und Kirchorträte werden gebeten, Rückmeldungen an das Ordinariat zu geben. Anfang des nächsten Jahres wird das Sekretariat der Bischofskonferenz die Rückmeldungen aus den Diözesen zusammenfassen und an das Synodensekretariat im Vatikan weiterleiten.