Der Osterglaube ermutige dazu, schreibt der Erfurter Bischof in seinem Hirtenbrief zur Fastenzeit
Erfurt (BiP). Zu Beginn des Superwahljahres 2009 hat der Erfurter Bischof Joachim Wanke aufgerufen, sich an den Wahlen zu beteiligen und so für eine vernünftige Regierung zu sorgen.
Mit Blick auf die friedliche Revolution von 1989 schreibt der Bischof in seinem Hirtenbrief zur Fastenzeit: "Diese Revolution hat die Rahmenbedingungen des gesellschaftlichen und auch unseres persönlichen Lebens verändert. Sie hat eine neue Freiheit ermöglicht. Aber - das haben wir inzwischen gelernt - diese neue Freiheit muss gewollt, sie muss ergriffen und verantwortlich gestaltet werden." Neben der Bundes- und Europawahl sind die Thüringer dieses Jahr zu Kommunal- und Landtagswahlen aufgerufen.
Der Hirtenbrief des Bischofs, der am kommenden Sonntag in allen Gottesdiensten des Bistums Erfurt verlesen wird, steht unter der Ü;berschrift "Neu anfangen". Anfangen zu dürfen sei nicht selbstverständlich, sagt Wanke. Dennoch gebe es in jedem Menschen eine tiefe Sehnsucht danach, wenn auch ernüchternde Lebenserfahrungen oft dagegen stünden. "Wir stecken in vielen Zwängen. Nicht nur die anderen, nicht nur die Verhältnisse sind daran schuld. Wir zwängen uns selbst ein in Gewohnheiten und Verkrustungen. Wir erfahren uns wie ohnmächtig, etwas ändern zu können." Das erkläre die Skepsis gegenüber allen Appellen, neu anzufangen.
Schlimmer aber noch als ein einzelnes Versagen sei die Resignation. Wanke wörtlich: "Wer aufgibt, sich immer wieder um das Bessere zu mühen, gibt sich selbst auf." Dagegen ermutige, neu anzufangen, "dass wir dabei nicht nur auf uns selbst angewiesen sind", betont der Bischof. Christen könnten darauf vertrauen, dass Gott selbst einen Neuanfang mit der Welt gemacht habe. "Sein Neuanfang ist der Ostersieg Jesu Christi über Sünde und Tod. Das ist die entscheidende Wende in der Geschichte der Menschheit. Darauf bauen wir. Damit rechnen wir", schreibt Bischof Wanke.
Der universale Ostersieg Jesu Christi wolle sich ausweisen in den "kleinen Ostersiegen" im Leben der Christen. Dazu gehöre, dem Bösen mit Gottes Hilfe zu widerstehen. "Dort, wo ich dem Bösen nicht widerstehe, leiden immer andere mit", sagt der Bischof am Beispiel der Finanzkrise. "Nicht alle Verantwortlichen haben sich in diesen Sog, das schnelle Geld machen zu wollen, hineinziehen lassen. Aber es gab einige, die versagten. Und andere ließen sich mitreißen. Und es gab zu wenige, die warnten bzw. gegen unsoziales, verantwortungsloses Handeln einschritten. Nun müssen für die Sünden einiger alle büßen." Umkehr und Neuanfang, so Wanke, seien möglich: "Sich an Gottes Gebot orientieren, auf die Stimme des Gewissens hören und nicht nur für sich selbst, sondern auch für das Wohl der Gemeinschaft sorgen."
Wer zaghaft und ängstlich fragt, wie er das schaffen solle - neu anzufangen, dem Bösen zu widerstehen und dem Guten Raum zu geben -, den erinnert Bischof Wanke an das, was US-Präsident Barack Obama den Menschen zurief: "Yes, we can!". Aber der Bischof fügt hinzu: "Mit Gottes Hilfe: Yes, we can! Das wäre ein gutes Wort der Ermutigung für die österliche Bußzeit [= Fastenzeit]."
"Neu anfangen". Hirtenbrief von Bischof Joachim Wanke