Fragen über Fragen

Leiterin des Seelsorgeamtes lädt zum Antworten ein

Bild: yogesh more auf Pixabay

Die Leiterin des Seelsorgeamtes, Anne Rademacher, hat einen "Brief nach Ostern" geschrieben. Er ist adressiert an diejenigen, die sich ehrenamtlich als Diakonats- und KommunionhelferInnen in ihren Gemeinden vor Ort engagieren. Diese hatten nämlich zuvor an sie geschrieben und davon berichtet, wie es derzeit so läuft unter diesen besonderen - sprich Corona- Bedingungen.


Da ist von Ausgebremstsein die Rede, weil es niemanden zum Kommunionausteilen braucht. Von Gottesdiensten, die mit Abstand und ohne Gesang so viel vermissen lassen.
Von den Krankenbesuchen, die nicht mehr möglich sind, und die nicht nur dem Kranken, sondern auch den Besuchenden viel Kraft und Energie schenkten. Von neuen Aufgaben beim Ordnerdienst und Desinfizieren, die nun übernommen werden müssen. Von der Sorge darum, ob sich die Kirchenbänke wieder füllen werden. Von den Fragen an die Kirche, ob sich  nicht zu schnell staatlichen Richtlinien gebeugt wird.


Inspiriert vom Evangelium (Joh 20,19-31 siehe unten), welches über die Begegnung Jesu mit dem sogenannten ungläubigen Thomas berichtet, stellt die Seelsorgeamtsleiterin Fragen. Doch diese möchte sie nicht nur an die genannte Personengruppe (Diakonats- und KommunionhelferInnen) gerichtet wissen, sondern an jede und jeden.


So schreibt sie: "Hätte die Gemeinschaft der Jünger Thomas weggeschickt, weil er anzweifelte, was für sie wichtig war – dann hätte er Jesus so nicht begegnen können." Und daraus folgernd, "müsste es in den Kirchorten solche Räume geben: Wo man mit seiner Erfahrung von Sinnlosigkeit hinkommen kann. Wo man das, was wir meistens ungefragt glauben, auch anzweifeln kann. Wo man ungewisse Situationen gemeinsam aushalten kann. Wo man hingehen kann, ehe aus Zweifel Verzweiflung wird. Wo manchmal nur beten übrig bleibt. Aber wo man das miteinander teilt. Wo man es gemeinsam aushält."

Haben Sie solche Situationen, Veranstaltungen, Räume erlebt? Was müssen wir – Sie vor Ort, aber auch wir als Bistum, tun, damit solche Räume entstehen? Könnte man in solche Räume auch andere einladen, die in guten Zeiten nicht kommen?

Weiter heißt es: "Wie gehen wir mit Verwundungen um?
Thomas will Jesus an seinen Wunden erkennen. Sicher, er sieht die verklärten Wunden, aber genau diese bringen ihn zum Glauben. Das könnte zum Beispiel für eine Kultur des Umgangs miteinander, mit unserer Kirche, mit uns selbst und anderen werden. Vielleicht ist es besonders wichtig in einer Zeit, wo viele dünnhäutig geworden sind. Wo sehr schnell Wunden aufreißen – und das bei allen möglichen Themen."


Was beunruhigt Sie an der Situation unserer Kirche besonders? Bei welchen Themen sind Sie dünnhäutig? Was müsste einmal deutlich und ehrlich benannt werden? Und vielleicht auch: Wo sehen Sie Möglichkeiten zur Besserung beizutragen? Wie können wir sogar die Wunden der Menschen um uns herum (die unseren wahrscheinlich gleichen) mit in unser Gespräch und Gebet nehmen?

Zum guten Schluss schreibt sie: "Der Evangelist sagt uns am Ende, wozu er schreibt. Er tut es, damit Glauben möglich wird. Dieser Blick lohnt sich. Wir können uns fragen, was uns in dieser Zeit geholfen hat. Wir können die Aufmerksamkeit dem widmen, was wertvoll geworden ist. Es gibt ja nicht nur die dunklen Momente."

Daraus folgt ihre Bitte:
Halten Sie fest, was getragen hat. Erinnern Sie sich und andere an die Ereignisse, die Licht gebracht haben. Erzählen Sie von Menschen, die hilfreich waren. Lassen Sie uns dann überlegen, was bleiben muss. Lassen Sie uns das auch über den kirchlichen Bereich hinaus mit unserem Glauben in Verbindung bringen.

Wer sich angesprochen fühlt oder seine Meinung kundtun möchte, ist herzlich eingeladen, dies zu tun. Entweder postalisch, per Telefon oder per Email (Betreff: Brief nach Ostern):

Seelsorgeamt Erfurt
Herrmannsplatz 9
99084 Erfurt

Tel        0361 6572-310
Fax        0361 6572-319
seelsorgeamt@bistum-erfurt.de

Und warum das Ganze? "Was kann daraus werden? Auf jeden Fall eine stärkende Verbindung untereinander. Vielleicht sogar Ideen, wie wir das Gesicht unserer Kirche in Zukunft gestalten können," so Anne Rademacher.


Evangelium Joh 20,19-31

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!  Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.  Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.  Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. Thomas, der Didymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.  Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.  Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch!  Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott!  Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.  Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind.  Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.